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SWR3

  

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SWR3 Worte

Wer hat heutzutage schon noch Zeit, richtig zuzuhören. Dabei kann Zuhören so Vieles bewirken. Besonders schön finde ich dies im Buch Momo von Michael Ende beschrieben:

 

„Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. [...] sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme.

(…) Sie konnte so zuhören, dass ratlose, unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten.

(...)

Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden.

Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf den es überhaupt nicht ankommt, (...) und er (...) erzählte das alles der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war.”

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20057
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SWR3 Worte

Ein Stoßgebet der Autorin  Ulla Kintrup-Umbröck

 

Inmitten

von Terminen

von Erledigungen

den Kopf voll

von Sachen

suche ich Dich

fast von selbst

gehe ich in die Knie

hocke auf dem Boden

mitten in meinem Zimmer

und werde still

um mich herum

Unerledigtes

Unaufgeräumtes

Bücher

Bilder

Blumen

Ausdrücke von mir

und meinem Leben

ich lasse

meinen Blick schweifen

durch den Raum

und die Zeit

den Kopf voller Gedanken

den Bauch voller Gefühle

sie ziehen vorbei

und ich weiß mittendrin

bist Du

und

Du liebst mich

Danke

(Ulla Kintrup-Umbröck)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20056
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SWR3 Worte

Eine Geschenkkarte im Briefkasten. Darauf folgendes Zitat von Jörg Zink:

 

Ich wünsche dir,

dass du hin und wieder eine Stunde hast,

in der deine Seele still liegt

wie Wasser

oder wie eine Seerose, die auf ihm ruht.

Aus den Wurzeln im weichen Grund

wächst sie herauf und sucht das Licht,

und das Licht dringt durch sie hinab

bis in das Wurzelwerk in der Tiefe.

Glücklich sein kann heißen:

in der Tiefe wurzeln,

das Licht aufnehmen

und dabei gelassen ruhen.

Ich wünsche dir das Vertrauen,

dass der Grund hält

und das Licht an jedem Tag

neu über dir aufgeht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20055
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SWR3 Worte

Ein unbekannter Verfasser über Wünsche, die auf ihre ganz eigene Weise in Erfüllung gehen:

 „Ich habe mir Kraft gewünscht …

… und ich bekam Schwierigkeiten, die mich stark machten.

Ich habe mir Weisheit gewünscht …
und ich bekam Probleme, um sie zu lösen und dadurch Weisheit zu erlangen.

Ich habe mir Wohlstand gewünscht …
und ich bekam ein Gehirn und Muskelkraft, um zu arbeiten.

Ich habe mir Mut gewünscht …
und ich bekam Hindernisse, um sie zu überwinden.

Ich habe mir Liebe gewünscht …
und begegnete besorgte, unruhige Menschen mit Problemen, um ihnen beizustehen.

Ich habe mir Entscheidungen gewünscht …
und ich bekam Gelegenheiten.

Ich bekam nichts von dem, was ich mir gewünscht habe … aber ich bekam alles, was ich brauchte.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20054
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SWR3 Worte

Der JournalistThomas Assheuer in einem Artikel der Zeit über Religionen und Gewalt: 

[...]In jeder Religion gibt es Sätze, die schwer zu verstehen sind und sich missbrauchen lassen. Zum Beispiel Sätze, die von den Feinden des Glaubens handeln – Feinden, die man bekämpfen müsse. Gefährlich wird es, wenn solche Sätze von Politikern in kriegerischen Auseinandersetzungen benutzt werden. Dann peitschen sie den Hass auf.

(...) Gläubige müssen sich lautstark wehren, wenn ihre Religion missbraucht wird. Wenn mit der Religion Feindschaft geschürt werden soll oder noch schlimmer: wenn im Namen der Religion Gewalt ausgeübt wird.

Gewalt ist Gotteslästerung. Gläubige Menschen wissen das.

Einige Leute sagen, die Religionen müssten sich ganz neu erfinden. Vielleicht stimmt das Gegenteil. Vielleicht müssen sie nur noch einmal die alten Schriften lesen – jene erhabenen Stellen, die sagen: Gott ist Liebe und nicht Krieg. Gott ist Leben und nicht Tod.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20053
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SWR3 Worte

Ein anderes Ende für Dornröschen, wäre das denkbar?  Der Autor Norbert Mayer findet schon und zwar folgendermaßen: 

Nach vielen Jahren eines langes Schlafes wacht Dornröschen eines Tages auf. Doch niemand ist da, um sie zu erlösen.

So schläft sie wieder ein.

Jahre vergehen und Dornröschen wacht wieder auf. Sie schaut nach links und rechts, nach oben und unten, aber wieder ist niemand da – weder ein Prinz noch ein Gärtner, der sie retten will.

Und so schläft sie wieder ein.

Schließlich wacht sie zum dritten Mal auf. Sie öffnet ihre schönen Augen, kann aber abermals niemanden erblicken.

Da sagt sie zu sich selbst: “Jetzt reichts!”, steht auf und sie ist erlöst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20052
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SWR3 Worte

Die Schriftstellerin Dorothee Sölle über das Beten:

 

„Beten heißt, große Wünsche zu haben.

Die großen Wünsche nach Gerechtigkeit,

nach dem Sieg über das Unrecht, nach Glück und Heil,

nach einem Menschenwürdigen Leben,

die hat man nicht einfach so, man muss sie lernen.

Beten ist Revolte.

Wer betet, sagt nicht:

„So ist es und Amen!“

Er sagt: „So ist es!

Und so soll es nicht sein!

Und das und das soll geändert werden!“

Beten ist eine intensive Vorbereitung auf das Leben.“

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SWR3 Gedanken

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Die goldene Regel. Wir sollen also uns selbst lieben und die, die nahe sind. Aber was ist mit denen, die nach uns kommen? Also die Nächsten im zeitlichen Sinn; in der Generation nach uns. Die kennen wir nicht. Aber ich will unsere Nachkommen jetzt mal als die Nächsten verstehen und in das Gebot der Nächstenliebe mit einschließen. Liebe deine Nächsten! Manchmal hab ich das Gefühl, dass wir leider schon von unseren Vorherigen nicht so besonders geliebt wurden. Also von unseren Vorfahren. Wenn ich mir anschaue, was die uns so hinterlassen haben.

Atommüll zum Beispiel. Viele von uns waren noch gar nicht geboren, als beschlossen wurde, Atomkraft einzusetzen. Wir konnten nicht mitentscheiden, ob wir das Risiko eingehen wollen. Aber die Folgen müssen wir tragen. Noch viele Generationen nach uns werden sich damit auseinandersetzen müssen.

Wir haben auch im Zweiten Weltkrieg nicht gekämpft. Aber die Schuld, die daraus entstanden ist, tragen wir mit. Genauso wie die Generationen nach uns. Weil die Verantwortung dafür weitergetragen werden muss. Damit so etwas Furchtbares nie wieder geschieht. Wie viele aus unserer Generation würden gerne die Entscheidungen der Vorherigen  rückgängig machen. Aber das ist leider nicht möglich. Atommüll, Kriegsschuld, Raubbau, Rohstoffverbrauch, Umweltverschmutzung. So viele Probleme werden verursacht, ohne dass es Lösungen dafür gibt. Die Probleme werden einfach weitergereicht. Von Generation zu Generation. Und jede Generation verursacht wieder neue Probleme, die sie weitergibt. Wir regen uns auf über die Probleme, die die Vorherigen uns weitergereicht haben. Und doch erweitern wir sie und geben sie an die Nächsten weiter. Solange wir keine Lösungen haben, sollten wir vielleicht aufhören, Probleme zu verursachen.

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Wir lieben uns selbst. Holen das Beste für unsere Generation aus der Welt raus.Wir lieben vielleicht auch unsere Nächsten, unsere Mitmenschen und Nahestehende. Aber denken wir auch an die nächsten Generationen? Jeder von uns ist ein Nächster. Aber wir sind alle auch Vorherige.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19540
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SWR3 Gedanken

„Hä, die passen ja mal gar nicht zusammen!“ Wie schnell ist so ein Urteil über eine Beziehung gesprochen. Über Paare im Freundeskreis oder auch in der Promi-Welt. Und ich stelle mir wirklich die Frage, woran man erkennen kann, ob jemand zusammenpasst. Gibt es wirklich Kriterien, nach denen man beurteilen kann, ob zwei Menschen zusammenpassen oder nicht? Unzählige Partnersuch-Foren wollen uns das glauben machen. Dass man mit vorgegebenen Parametern die Beziehungschancen berechnen kann. Aber wenn ich die langjährig glücklichen Paare in meinem Umkreis betrachte, kann ich mir das nicht vorstellen. Die einen sind sich ziemlich ähnlich. Viele Gemeinsamkeiten, machen viel zusammen und sind sich auch charakterlich sehr ähnlich. Andere dagegen sind charakterlich völlig unterschiedlich. Keine gemeinsamen Hobbys, jeder hat und braucht seine Freiräume. Auch beruflich völlig verschiedene Bereiche. Und trotzdem sind sie als Paar auch nach Jahren noch glücklich und verliebt.

Ich glaube, man kann Liebe, Glück und das sogenannte „Zusammenpassen“ nicht in Kategorien sortieren. Weil es ja immer darauf ankommt, nach was man sortiert. Wenn ich lauter bunte Kugeln habe, kann ich natürlich sagen, die Blauen, die Grünen, die Roten, also die jeweils Gleichen passen zusammen. Aber schon bei Puzzleteilen ist es doch umgekehrt. Da passt ein Teil mit einer Kerbe nur mit einem Teil zusammen, das an Stelle der Kerbe einen Hohlraum hat.

Durch Aussagen wie „Ihr seid doch viel zu verschieden“, „Ihr passt nicht zusammen“ sollte man sich also nicht verunsichern lassen. Das sind oft nur Aussagen von Menschen, die von außen her ihre eigenen Berechnungsmaßstäbe anwenden. Und die sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst.

Also ich für meinen Teil bin überzeugt: Wenn sich zwei Menschen lieben, dann passen sie auch zusammen. Weil Liebe immer da einen Weg findet, wo Vernunft, Berechnung und Maßstäbe enden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19539
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SWR3 Gedanken

Oh nein. Alles Informatiker. Was mach ich denn jetzt? Verunsichert stehe ich auf der Geburtstagsparty einer Freundin und fühle mich extrem fehl am Platz. Alles Informatiker und Naturwissenschaftler, die sich über Zahlen, Berechnungen und physikalische Phänomene unterhalten. Ich verstehe nicht mal die Hälfte. Beängstigend! „Weg hier, aber schnell. Die merken nicht, wenn du einfach gehst. Du gehörst hier nicht dazu“ warnt mein Fluchtinstinkt. „Jetzt probier`s halt. Du musst dich auch mal auf was Neues einlassen, das klappt schon“ mahnt mein Kampfgeist. Und ich höre auf den Kampfgeist. Vorsichtig beobachte ich vom Rand aus die mir völlig fremden Menschen mit ihrer seltsamen Zahlensprache. Und schon nach ein paar Minuten wirken sie gar nicht mehr so bedrohlich. Eigentlich sogar ganz nett. Schneller als gedacht sind wir in ein Gespräch vertieft. Und ich stelle fest, dass diese „Zahlenmenschen“ wirklich sehr nett sind. Wir beginnen uns gegenseitig auszufragen und stellen fest, dass die fremde Welt des Andern ziemlich interessant und bereichernd ist. Es wird ein wirklich lustiger Abend und ich fühle mich immer wohler zwischen diesen Menschen, die zwar irgendwie anders sind, aber jetzt in einem positiven Sinn.

Auf dem Heimweg kommt mir der politische Dauerbrenner in den Sinn: Die Integration von Migranten. Die Frage wie wir es hinbekommen, dass sich fremde Menschen annähern können und verstehen lernen. Denn zu oft haben die Menschen Angst vor dem Neuen, dem Fremden. Und ich kann sie verstehen. Beide Seiten. Bei mir war es nur ein einziger Abend. Bei den Migranten sind es Jahre oder sogar das ganze Leben. Trotzdem glaube ich, dass das, was im Kleinen funktioniert auch im Großen gelingen kann. Das Gefühl, in eine fremde Welt einzutauchen und plötzlich festzustellen, dass man doch dazugehören kann, ist einfach toll. Und dieses Gefühl wünsche ich jedem.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19538
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