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SWR3

  

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SWR3 Worte

Der Komiker Charly Chaplin über Selbstliebe:


 „[...] Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von Allem, das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst. Anfangs nannte ich das "Gesunden Egoismus", aber heute weiß ich, das ist "Selbstliebe".? Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, immer recht haben zu wollen, so habe ich mich weniger geirrt. Heute habe ich erkannt: das nennt man "Demut".?? [...] ??Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten, denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander und es entstehen neue Welten. Heute weiß ich: "Das ist das Leben"!“

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SWR3 Worte

Der Pfarrer und Journalist Werner Tiki Küstenmacher über Gottesliebe: 

„Gottesliebe, die lernt man nicht im Konfirmandenunterricht und nicht im Theologiestudium. [...] Gottesliebe lernt man vielleicht, wenn man ein Musikstück hört. Wenn es Resonanz hervorruft in einem selbst und man fasziniert ist von den vielschichtigen Klängen und den anrührenden Melodien. Und wenn man dann die Verbindung ahnt zwischen den Schallwellen, dem Ohr, dem Gehirn und dem, der alles aufeinander hin konstruiert hat. Wie herrlich das ist, wie liebenswert, wie wunderschön und wie nah. Und wie stolz ich darauf sein kann, den Schöpfer von alledem zu kennen.

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SWR3 Worte

Wie wertvoll ein kleines Dankeschön sein kann, zeigt folgende Geschichte von Axel Kühner:

Ein Arzt, der in seinem Beruf über Jahrzehnte Erfolg hatte, setzte sich eines Tages hin und schrieb einen Dankesbrief an seine ehemalige Lehrerin, die ihn damals so sehr ermutigt hatte, als er in ihrer Klasse war. Eine Woche darauf erhielt er eine mit zittriger Hand geschriebenen Antwort. Der Brief lautete: „Mein lieber Willi, ich möchte dass du weißt, was mir Dein Brief bedeutet hat. Ich bin eine alte Frau in den Achtzigern, lebe allein in einem kleinen Zimmer, koche mir meine Mahlzeiten selbst, bin einsam und komme mir vor wie das letzte Blatt an einem Baum. Vielleicht interessiert es Dich, Willi, dass ich 50 Jahre lang Lehrerin war, und in der ganzen Zeit ist Dein Brief der erste Dank, den ich je erhalten habe. Er kam an einem kalten, blauen Morgen und hat mein einsames, altes Herz erfreut, wie mich in vielen Jahren nichts erfreut hat!“
 

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SWR3 Worte

Der Autor Tiki Küstenmacher über das Trösten: 

„Wer Trost braucht, ist allein gelassen mit seinem Schmerz und seiner Not. Ein kräftiger Klaps auf die Schulter hilft ihm  nicht. Sogenannte aufmunternde Worte sind hier meist schrecklich fehl am Platze: So, Ende der Einsamkeit, jetzt bin ich da! Nein. Wer allein ist mit seinem Schmerz, der braucht jemanden, der mit ihm zusammen einsam ist, der die Trauer und das Elend mit aushält. Jemand, der leise eintritt in das Haus der Trauer, ohne dort sofort aufzuräumen und zu lüften.

Das kann man gut sehen, wenn man ein Kind tröstet. Man braucht es nur in den Arm nehmen und sagen: „Ich bin da.“ (...)Man sollte sich aber auch nicht zu sehr einlassen auf die Tränen. Wer mit in den Untiefen des Trostsuchenden untergeht, kann nicht mehr helfen. Helfen kann nur, wer selbst noch festen Boden hat.“

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SWR3 Worte

Eine Frau träumte des Nachts, einen Markt zu besuchen. Dort inmitten all der Stände traf sie an einem von ihnen erstaunlicherweise Gott. Scheu näherte sie sich dem Stand.

"Was verkaufst du hier?" wollte sie von ihm wissen.

Gott antwortete ihr: "Alles, was das Herz begehrt."

Die Frau war zunächst völlig verblüfft. Als sie sich wieder gefasst hatte, beschloss sie, diese Gelegenheit zu nutzen und das Beste zu verlangen, was sich ein Mensch nur wünschen kann.

"Ich möchte Frieden für meine Seele und Liebe und Glück. Und weise möchte ich sein und nie mehr Angst haben." sagte die Frau zu Gott. "Und das nicht nur für mich allein, sondern für alle Menschen."

Gott lächelte. "Ich glaube, du hast mich missverstanden. Ich verkaufe hier keine Früchte, sondern die Samen." 

Auf dem Markt von Sigrid Engelbrecht

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SWR3 Worte

Der Autor Werner Tiki Küstenmacher über sein Gottesbild:

"Ich weiß nicht, wie Gott ist, aber wie er nicht ist, weiß ich immer besser. Ich kann mir keinen Gott mehr vorstellen, der sich bei einem Streit auf eine Seite schlägt und gegen die andere kämpft. Vor allem dann nicht, wenn eine Seite sagt: Gott ist auf unserer Seite!

Gott ist immer Größer. Größer als all unsere Gegensätze."

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SWR3 Gedanken

Aua! Schon wieder mit dem Fuß gegen einen Karton gestoßen. Seit wir vor zwei Jahren umgezogen sind, stehen die schon im Keller. Eigentlich wollte ich sie längst ausräumen und sortieren. Aber ich drücke mich vor der aufwändigen Aufräumaktion. Leider rächt sich das immer wieder, denn von alleine erledigt sich das nicht und so schiebe ich die Kartons seit Jahren von einer Ecke in die andere und stoße doch immer wieder dran.

So ist es irgendwie mit allen Dingen aus der Vergangenheit, um die ich mich nicht kümmere. Auch in meinem Inneren gibt es eine Art Keller, in dem ich verschiedene Dinge aus meiner Vergangenheit verstaut habe. Erinnerungen, Erfahrungen, Erlebnisse, Gefühle. Manche von denen, die mich belastet haben, habe ich einfach in die hinterste Ecke geschoben und beschlossen, mich irgendwann mal darum zu kümmern. Aber es ist wie mit den realen Kartons: Es erledigt sich nicht von allein und irgendwie stößt man immer wieder dran. So ein unerwarteter Zusammenprall mit einer unverarbeiteten Erfahrung kann ganz schön schmerzhaft sein. Genau genommen sind die meisten dieser verdrängten Dinge sehr schmerzhaft, deshalb habe ich sie ja in der hintersten Ecke verstaut. Aber auch emotionale Belastungen lassen sich nicht auf Dauer in seelischen Kartons verstauen. Irgendwann ist es einfach an der Zeit, aufzuräumen.

Wie bei den realen Kartons auch, muss ich meine seelischen Kartons früher oder später öffnen. Alleine oder notfalls auch mit einem Helfer. Und dann muss ich mich mit den Erfahrungen und Erinnerungen befassen. Mich mit ihnen auseinandersetzen. Nur dann kann ich sie sortieren und dafür sorgen, dass sie ihren richtigen Platz finden. Das ist aufwändig und anstrengend, oft auch schmerzhaft. Aber es ist die einzige Möglichkeit, wieder Ordnung in meinen seelischen Keller zu bringen. Und Ruhe in mein Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25790
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SWR3 Gedanken

Nie wollte ich eine von den Müttern werden, die überall und ununterbrochen über Schwangerschaft und Kinder reden. Weil ich das unsensibel finde, gegenüber den Frauen, die vielleicht keine Kinder bekommen können oder keine wollen. Aber ich mache gerade eine bemerkenswerte Erfahrung, die mich dann doch über Schwangerschaft reden lässt: Seit ich schwanger bin, lerne ich die Menschen von einer ganz anderen Seite kennen. Denn mein Bauch scheint ein Wunderbauch zu sein. Er bringt Menschen zum Lächeln und Autofahrer zum Anhalten. Und im Bus stehen sogar schwerfällig-coole Teenager auf und bieten mir ihren Platz an. Einfach wunderbar, wie freundlich Menschen sein können.

Sehr besonders sind Blicke junger Mütter. Ein wissendes Lächeln. Eine seltsame, tiefe Verbundenheit mit einer völlig fremden Person. Aber auch kinderlose Frauen, ältere, jüngere und Männer allen Alters verhalten sich rücksichtsvoll und freundlich.

Natürlich nicht alle. Ich musste auch schon bissige Kommentare wegen der Schwangerschaft einstecken. Sprüche wie: „Tja, wenn man zu faul ist zum arbeiten, dann kriegt man halt mal schnell ein Kind!“ Aber das sind Ausnahmen, insgesamt ist die Hilfsbereitschaft und die Freundlichkeit der Menschen  überwältigend.

Und das bringt mich zu einer Frage, die mich seither nicht mehr los lässt: Warum ist das nicht immer so? Ja, ich verstehe schon, dass viele Menschen deshalb freundlich sind, weil sie Respekt vor dem so offensichtlich entstehenden Leben haben und sich mit darüber freuen. Vielleicht auch, weil sie wissen, dass eine Schwangerschaft körperlich belastend ist und in ihrer Freundlichkeit auch Rücksichtnahme steckt. All das ist ganz wunderbar. Aber was wäre, wenn Menschen immer so zueinander wären wie zu Schwangeren? Wie würde die Welt und das Leben dann aussehen? Eigentlich stammt doch jeder Mensch aus einem Wunderbauch. Und bleibt er nicht auch dann ein Wunder, wenn er raus ist aus dem Bauch? 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25789
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SWR3 Gedanken

„Es tut mir leid, ihr Kind hat Trisomie 21, das Down-Syndrom.“

Wie sie auf diese Auskunft des Arztes reagiert hat, weiß meine Bekannte selbst nicht mehr.

Bei einer Trisomie darf ein Kind auch nach der üblichen Frist noch abgetrieben werden.  Der medizinische Fortschritt bietet uns die Möglichkeit, Leiden zu verringern und Leben zu verlängern, aber auch die Möglichkeit, über das Ende eines Lebens zu entscheiden. Und genau vor diese schwierige Entscheidung sieht sich meine Bekannte gestellt.

Auf der einen Seite steht der sehr nachvollziehbare Wunsch nach Unkompliziertheit, uneingeschränktem Glück und unbeschwertem Leben. Die Angst vor einem Leben außerhalb der Norm, der Norm dessen was in unserer Gesellschaft eben als „normal“ gilt. Die verständliche Sorge um das behinderte Kind und die eigene, lebenslange Angebundenheit. Aus all diesen Gründen treiben auch 9 von 10 Frauen ein Kind mit der Diagnose Trisomie 21 ab.

Auf der anderen Seite steht schlicht die Liebe zu dem Ungeborenen. Und das Bedürfnis es zu schützen. Der Mut, sich nicht nach der Norm zu richten und die Andersartigkeit zu er-leben .

Meine Bekannte entscheidet sich gegen die Abtreibung und für das Kind. Ja, es wird anders aussehen als andere Kinder. Ja, es wird sich geistig niemals voll entwickeln und ein Leben lang auf Hilfe angewiesen sein. Ja, es wird einen Herzfehler haben. Das alles weiß sie schon nach wenigen Untersuchungen. Aber, so sagt sie, es ist ihr Kind. Es hat ein schlagendes Herz, einen Geist und wird fühlen, sehen, hüpfen und lachen können, ein Mensch sein.

Meine Bekannte will sich vorbereiten. Auf die mitleidigen oder vorwurfsvollen Blicke. Auf den Umgang mit der Behinderung. Auf Fragen, warum sie denn das Kind nicht abgetrieben habe.

Sie ist fest dazu entschlossen, ihrem Kind ein glückliches und erfülltes Leben zu ermöglichen.

„Weil Menschen eben nicht der Norm entsprechen, sondern glücklich sein sollen“, sagt sie.

„Weil das Leben eben nicht perfekt sein muss, sondern schön.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25788
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SWR3 Gedanken

Eine 99jährige Frau mit einem acht Wochen alten Säugling auf dem Arm. Der Schnappschuss stammt von einem Familienfest. Das älteste und jüngste Familienmitglied, beide trennt fast ein Jahrhundert. Beide verbindet ein Lächeln.

Mich fasziniert dieses Bild. Zwei Menschen, so verschieden und doch so gleich. Die eine, gerade erst geboren, hat noch kaum eine Vergangenheit. Die andere, so traurig es auch ist, hat nicht mehr viel Zukunft, denn wenige Wochen nach der Aufnahme ist die alte Frau verstorben.

Für einen Moment überschneiden sich beide Leben. Wenige Wochen erleben beide auf dieser Welt. Alles davor hat das Baby nicht erlebt. Alles danach wird die alte Frau nicht mehr erleben.

Was ist ein Menschenleben? Nicht mehr als ein kleiner, zufälliger Ausschnitt im Lauf der Zeit? Ist ein Menschenleben wirklich so verschwindend klein und bedeutungslos?

Nein, ganz und gar nicht. Die Dauer eines Lebens mag im Verhältnis zur Weltgeschichte zwar kurz sein, aber ein erfülltes Leben ist niemals klein oder bedeutungslos. Im Gegenteil.

Das Gesicht der alten Frau auf dem Foto ist gezeichnet von Leben. Jede Falte erzählt von einem besonderen Erlebnis. Im Funkeln ihrer Augen sammeln sich tausend schöne Momente. Sie schaut nicht neidisch auf das kleine Wesen in ihrem Arm, sondern liebevoll. Als ob sie sich darüber freut, dass das Baby noch sein ganzes Leben vor sich hat, obwohl sie es selbst schon fast hinter sich hat.

Vielleicht hatte die alte Frau schon eine Ahnung, dass sie bald sterben würde. Denn am Tag des Fotos hat sie gesagt, sie habe keine Angst vor dem Tod. „Weißt“, hat sie gesagt, mit einem liebevollen Blick auf das Baby in ihrem Arm, „Wenn der Herrgott sowas Liebes und Zerbrechliches wie dich aus seinen Armen ins Leben lässt, dann wird er sowas Gebrechliches wie mich schon in seine Arme aufnehmen.“

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