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SWR3 Gedanken

„Ich komme gleich, ich muss nur noch kurz die Wäsche aufhängen!“ Echt? MUSS ich das? Was passiert denn, wenn ich die Wäsche jetzt einfach nicht aufhänge, sondern heute Abend oder morgen?

Irgendwie hat sich dieses kleine Wörtchen „MUSS“ überall in meinem Alltag eingeschlichen: Ich muss noch kurz einkaufen, ich muss ins Bett, ich muss noch kurz den Kaffee austrinken, ich muss noch schnell durchsaugen. Es stört mich, dass allein durch die Aussprache des Wörtchens „muss“ alles wie ein Zwang wirkt. Deshalb habe ich mal ein Selbstexperiment gemacht. Ich habe versucht, eine Woche lang um jeden Preis das Wort „muss“ zu vermeiden. Dabei mache ich dasselbe wie vorher auch, nur ohne den mir selbst auferlegten Zwang: Ich gehe noch kurz einkaufen, ich will ins Bett, ich möchte noch kurz meinen Kaffee austrinken, ich sauge noch schnell durch.

Der Effekt ist erstaunlich. Ich weiß nicht, ob man das psychologisch erklären kann, aber allein dadurch, dass ich das Wort „muss“ für Alltagsdinge nicht mehr verwende, fühle ich mich viel freier, leichter und eben zwangloser. Die Wäsche aufzuhängen ist keine Last, die ich irgendwie rumbringen muss, sondern ich mache es eben einfach mal so nebenbei. Sogar der Kaffee schmeckt besser, wenn ich ihn nicht trinken muss, sondern will. Außerdem bin ich mir der Dinge die ich tue plötzlich viel mehr bewusst.

Ganz einfach ist es nicht, sich die übliche Formulierung „Ich muss noch kurz“ abzugewöhnen, aber mit ein bisschen Übung klappt es echt gut. Ich bin überrascht vom Effekt meines Experiments, und beschließe das weiterhin in meinen Alltag zu übernehmen. Weil er sich dadurch einfach anders anfühlt. Besser, leichter, zwangloser.

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SWR3 Gedanken

Ich warte. Ich warte auf den Bus, ich warte auf das Wochenende, ich warte auf das Essen, ich warte auf den Arzttermin, ich warte auf ein Paket. Worauf ich nicht alles warten muss…In unserer Zeit ist Schnelligkeit derart zur Selbstverständlichkeit geworden, dass es fast schon ungewohnt ist, auf etwas zu warten.

In schroffem Gegensatz dazu steht die Adventszeit. Denn im ursprünglich christlichen Sinn ist sie eine Zeit des Wartens: Des Wartens auf die Geburt Jesu. Und die wird eben nicht mal schnell mit Expressversand geliefert. Nein. Auf Weihnachten MUSS man warten. Und das ist gut so.

Im Alltag ist das Warten oft mit Stress, schlechter Laune und innerer Unruhe verbunden. Ganz anders das Warten im Advent. Hier kann es geradezu andächtig zelebriert werden und auch genossen. Das Fest der Geburt Jesu wird ganz langsam vorbereitet und genau das ist das Schöne. 

Sogar die Kleinsten üben das Warten. Jeden Tag dürfen sie nur ein Türchen im Adventskalender öffnen und doch erscheinen ihnen die 24 Tage bis Weihnachten endlos lang.

Und genauso soll es sein. Denn gerade durch das Warten kann ich mir der besonderen Bedeutung der Geburt Jesu bewusst werden. Dass Gott bei uns und in uns ankommen kann ist eben nicht etwas, was man machen oder irgendwie erzwingen kann. Warten hat mit Geduld zu tun. Und mit Langsamkeit. Gerade der Advent ist eine Zeit, in der ich immer mal wieder Tempo aus meinem Alltag raus nehmen kann. Sei es beim Anzünden der Kerze am Adventskranz oder beim Öffnen einer Tür des Adventkalenders. Durch diese Langsamkeit nehme ich mir Zeit für das wirklich Wesentliche: Und kann mich so öffnen für Gott und die Menschen.

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SWR3 Worte

Ein Gebet von Jonathan Dürings

 

 

Gott schenke dir die Freiheit zu sehen und zu hören, was ist,

statt nur zu sehen und zu hören, was sein sollte

oder einmal sein wird.

Gott schenke dir die Freiheit zu sagen,

was du wahrnimmst und denkst,

statt nur zu sagen, was von dir erwartet wird.

Gott schenke dir die Freiheit,

lauthals um das zu bitten, was not-wendig ist,

statt immer nur auf die Erlaubnis dazu zu warten.

Gott schenke dir die Freiheit,

um des Lebens willen Risiken einzugehen,

statt dich nur dafür zu entscheiden,

„auf Nummer sicher zu gehen“.

Aus Jonathan Dürings: Drei Minuten Stille

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SWR3 Worte

Ein alter irischer Segen für den Tag: 

 

Gottes Kraft stärke deinen Rücken, sodass du

aufrecht stehen kannst, wo man dich beugen will.

Gottes Zärtlichkeit bewahre deine Schultern, so dass

die Lasten, die du trägst, dich nicht niederdrücken!

Gottes Weisheit bewege deinen Nacken, sodass du

deinen Kopf frei heben und ihn frei dorthin neigen kannst,

wo deine Zuneigung von Nöten ist.

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SWR3 Worte

Dem da

 

dem anderen

dem X-beliebigen

dem wildfremden

der mir wurscht ist

der mich nichts angeht

dem man nicht trauen kann

dem man besser aus dem Weg geht

dem man`s schon von Weitem ansieht

dem da

dem Spinner

dem Blödmann

dem Besserwisser

dem Speichellecker

der nicht so tun soll

dem`s noch Leid tun wird

der mir`s noch büßen wird

der noch was erleben kann

der sich nicht unterstehen soll

dem ich`s schon noch zeigen werden

dem da

wünsche ich Frieden. 

Lothar Zenetti: Friedensgruß vor der Kommunion

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SWR3 Worte

Ein Morgengebet von Fabian Ungemach: 

 

Herr meiner Stunden und meiner Jahre,

ich bitte dich um Sorgfalt,

dass ich meine Zeit nicht vertrödle.

Jede Stunde ist ein Streifen Land.

Ich möchte ihn bebauen, ihn aufreißen mit dem Pflug.

Ich möchte Liebe hineinwerfen:

Gedanken und Gespräche,

damit Frucht wächst.

Segne meinen Tag.

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SWR3 Worte

Eine so kurze wie kompakte Weisheit von Leo Tolstoj:

"Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart. Der bedeutenste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenüber steht und das notwendige Wohl ist immer die Liebe."

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SWR3 Worte

Eines Tages fiel der Esel eines armen Bauern in einen [...]Brunnen. Er schrie fürchterlich, aber dem Bauern und seinen Nachbarn gelang es nicht, das Tier [...] herauszuziehen[...]. Schließlich beschloss der Bauer schweren Herzens, den Esel sterben zu lassen.

Da der Schacht ohnehin zugeschüttet werden sollte, schaufelten die Männer Sand und Schutt in den Brunnen, um den alten Esel gleich im Schacht zu begraben. Als der Esel spürte, was mit ihm geschehen sollte, schrie er noch lauter[...]. Nach einiger Zeit wurde es jedoch still im Brunnenschacht. Die Männer schaufelten still weiter. Schließlich wagte es der Bauer, in das zukünftige Grab des armen Esels hinabzusehen.

Er staunte nicht schlecht, denn der Esel hatte etwas Erstaunliches getan. Jede Schaufel voll Dreck, die auf seinem Fell landete, hatte er abgeschüttelt, festgetrampelt und war auf diese Weise langsam immer höher gekommen. Als die Männer weiterschaufelten, war der Boden im Brunnen nach kurzer Zeit hoch genug, dass der Esel aus eigener Kraft aus dem Loch heraussteigen und davontrotten konnte.

Sigrid Engelbrecht: Der Esel im Brunnen

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SWR3 Worte

Der Autor Werner Tiki Küstemacher über Zumutungen: 

Sich um die Seele eines anderen Menschen zu sorgen besteht nicht darin, ihn zu schonen oder seine Ansprüche herunterzuschrauben, sondern ihm etwas zuzumuten. (..) Wir brauchen alle mehr Mutmacher. Ich wünsche mir Menschen, die mich ansehen und sagen: Du kannst das! (…)Ich weiß, dass Gott so mit mir redet. Mit jedem Problem, vor das er mich stellt, sagt er mir: Du kannst es meistern. Ich gebe dir so große Aufgaben, weil du sie schaffen kannst. Gott prüft mich, aber nicht aus Boshaftigkeit, um mir zu zeigen, dass er der Stärkere ist. Gott nimmt mich aber auch nicht heraus und sagt: Leg dich hin, ich erledige das für dich. Beides würde mich klein machen und schwach. Das will er nicht, sondern er traut mir genau die richtige Menge zu.

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SWR3 Worte

Es war einmal ein Großvater, der schon sehr, sehr alt war. (...)

Wenn er aß, floss dem alten Mann die Suppe aus dem Mund. Der Sohn und die Schwiegertochter ließen ihn deshalb nicht mehr am Tisch mitessen, sondern brachten ihm sein Essen hinter den Ofen, (...)

Eines Tages,( ...), ließ er auf dem Weg zu seinem Platz hinter dem Ofen die Suppenschale fallen und sie zerbrach. Die Schwiegertochter machte dem Greis Vorwürfe, (...) und sagte, dass sie ihm von jetzt an das Essen in einem Holzschüsselchen geben werde. Der Greis seufzte nur und sagte nichts.

Als der Mann und die Frau einige Tage später zu Hause beisammen saßen, sahen sie, dass ihr Söhnchen auf dem Fußboden (...) etwas zimmerte.

Der Vater fragte ihn: "Was soll das denn werden, Mischa?"

(...) Mischa antwortete: "Das soll ein Holzschüsselchen werden, Väterchen. Daraus werde ich dir und der Mutter zu essen geben, wenn Ihr alt geworden seid." 

Das Holzschüsselchen nach Lew Tolstoj.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26687
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