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SWR2 Lied zum Sonntag

15NOV2020
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Lohnt es, von einer besseren Welt zu träumen? In der Menschen nicht mehr vor Gewalt und Zerstörung fliehen müssen?

Solche Träume von einer besseren Welt stehen schon in der Bibel. So heißt es zum Beispiel beim Propheten Jesaja, mitten in einer sehr finsteren Zeit: „Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“
Kommt einmal eine Zeit, in der diese Träume sich erfüllen?

Musik

Diese Liedstrophe wurde für den Frankfurter Kirchentag 1975 komponiert, 30 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, wenige Wochen nach dem Ende des Vietnam-Kriegs. Visionen und Träume haben diese Zeit durchaus geprägt – und die Überzeugung: Eine bessere Welt ist möglich – und sie ist dringend überfällig!

Der Frankfurter Kirchentag stand unter dem biblischen Motto: „In Ängsten, und siehe, wir leben!“ Biblische Hoffnung gegen die Bedrohung durch Massenvernichtungsmittel und durch die Folgen des technischen Fortschritts.

Der Textdichter Gerhard Schnath war sicher: Die alten Träume sind hochaktuell!
„Es kommt die Zeit, in der die Träume sich erfüllen – dann gehen Gott und die Menschen Hand in Hand.“ Für die Melodie wählte Piet Janssens die Tonart F-Dur, die gerne als lieblich, ruhig, idyllisch beschrieben wird. Beethovens Symphonie „Pastorale“ etwa steht in F-Dur. Ein bunter Traum – aber greifbar!
„Gott und die Menschen gehen Hand in Hand“: wie ein Liebespaar, wie Eltern und Kinder. Dieses Bild zeichnet die Stärke der Liebe, die Kraft, die Menschen durch gute, liebevolle Bindungen erfahren und die ihnen auch in Konflikten einen langen Atem gibt.
Genau diese Stärke brauchen wir – in den Konflikten der großen Welt und denen unserer kleinen persönlichen Welt. Diese innere Stärke setzt darauf, dass eine bessere Welt wirklich möglich ist – und dass sie bei dir und mir beginnt.

Musik

„… wenn alle befreit sind und zusammenstehn im einen Haus der Welt“: Als Rudolf Otto Wiemer 1989 das Lied mit zwei Strophen erweiterte, stand die Berliner Mauer noch. Gerade noch. Wiemer wusste aus dem Zweiten Weltkrieg, wie unversöhnt die Völker einander gegenüberstehen können. Das war ja auch die Realität des Kalten Krieges. Dennoch glaubte er daran, dass die Welt ein Haus ist, ein Haus für alle. Als die Mauer fiel, ist zumindest ein kleines Stück dieses Traums wahr geworden.

Wirklicher Frieden ist immer noch ein Traum. Doch viele Menschen, die vom Frieden träumen, können sich etwas ausdenken und verhindern, dass die Welt zum Albtraum wird.
Der Traum von einer besseren Welt reicht weit in den Himmel und fasst Gottes ausgestreckte Hand. Und dann kommt sie – die Zeit, in der die Träume sich erfüllen!

Musik

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Es kommt die Zeit (EG.E 8)

Musiktitel 1: Janssens, Peter; Schnath, Gerhard: Es kommt die Zeit, in der die Träume sich erfüllen, Interpret: Ensemble Peter Janssens
CD: Leben wird es geben. In Ängsten – und siehe wir leben. Lieder zum Kirchentag in Frankfurt 1975

Musiktitel 2: Janssens, Peter; Schnath, Gerhard; Wiemer, Rudolf Otto: Es kommt die Zeit, in der die Träume sich erfüllen. Interpret: Detlef Korsen

Musiktitel 3: wie 1

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SWR2 Lied zum Sonntag

18OKT2020
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Gibt es ein gutes Hausmittel für schwere Wege? Etwas, das sie leichter machen kann?
Im 37. Psalm steht ein Satz, der mir schon in manchen schweren Situationen geholfen hat: „Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohlmachen.“ Also: Lege alles, was deinen Weg schwer macht, voller Vertrauen in Gottes Hand. Oder – so wäre der hebräische Satz wörtlich übersetzt: Wälze das Schwere auf Gott!

Der Pfarrer und Dichter Paul Gerhardt hat vor über 350 Jahren ein Lied gedichtet, in welchem er diesen Bibelvers über die Anfänge von 12 Strophen verteilt. Mit „Befiehl“ beginnt die 1. Strophe, mit „Dem Herrn“ die 2. und so weiter – bis in der letzten Strophe das letzte Wort „machen“ auf die Worte „Mach Ende“ verteilt wird. Sozusagen eine ganze Kur mit dem Hausmittel.

Musik

Die allertreuste Pflege des, der den Himmel lenkt – die scheint mir tatsächlich ein gutes Mittel gegen schwere Wege. Besonders, wenn das so leicht gesungen wird wie hier – wie ein Lied, das man vor sich hin trällern oder pfeifen könnte, wenn man die schwere Weglast auf Gott wälzt. Wie schwer die Wege auch sind – Singen geht immer, hat sich Paul Gerhardt wohl gedacht!

Als Pfarrer an der Berliner Nikolaikirche steuerte er viele Lieder zu einem neuen Gesangbuch bei, das sein Freund, der Kantor Johann Crüger, herausgab. Für „Befiehl du deine Wege“ greift er auf eine damals schon bekannte Melodie von Bartholomäus Gesius zurück, der ein paar Jahrzehnte zuvor in Frankfurt an der Oder gewirkt hatte.
Mit seinem Versmaß kann das Lied auch auf viele andere Choralmelodien gesungen werden – und so ist es tatsächlich oft geschehen. Ein Hausmittel gegen vielfache Sorgen – zu singen auf die Melodie, die gerade zur Hand ist!

Musik

Sorgen können unendlich groß erscheinen. Doch Gott ist größer, sagt das Lied. Der erste Schritt der singenden Heilkur ist, Gott anzubefehlen, was zu schwer geworden ist. Der zweite Schritt: Vertrauen. Nicht in den Sorgen untergehen. Gott machen lassen: „Bist du doch nicht Regente, der alles führen soll, Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl.“

Paul Gerhardts Hoffnung – das ist der letzte Schritt – die ging dabei über den Tod hinaus. Denn er war überzeugt: Nichts ist stärker als Gottes Hilfe. Oft fühle ich mich überfordert und alleingelassen. Dann macht das Lied mir Mut: Gib ab, was dir zu schwer wird, dann geht der Rest viel leichter!

Musik

„Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohlmachen.“ Daran will ich mich halten, wenn mir ein Weg wieder unüberwindbar schwer erscheint.

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Musikangaben:

Befiehl du deine Wege (EG 361)
Musiktitel 1: Gesius, Bartholomäus; Telemann, Georg Philipp; Gerhardt, Paul: Befiehl du deine Wege, Interpretin: Vera Hahn; CD: Reiß die Himmel auf! Alte Kirchenlieder als Chansons
Musiktitel 2: wie 1 Strophe 2;
Musiktitel 3: wie 1 Strophe 12

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SWR4 Sonntags-/Feiertagsgedanken

16AUG2020
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Wenn ich Leute frage: Was ist für dich das Wichtigste, was Jesus gesagt hat? – dann kriege ich oft zur Antwort: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. – Deshalb heißt es ja auch christliche Nächstenliebe. – Liebe deinen Nächsten wie dich selbst: Das fasst alles zusammen. Das ist Jesus.

Dabei hat sich Jesus diese Worte gar nicht selbst ausgedacht. Er hat sie aber von klein auf gelernt. Sie stehen im Alten Testament, wie Christen es heute nennen. Für Jesus war es einfach: die Bibel. Die jüdische Bibel. Das, womit er als Jude groß geworden ist.

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst: Das steht in der Bibel zwischen einer Unmenge von anderen Geboten und Vorschriften. Es gibt dort nicht nur die Zehn Gebote – es gibt insgesamt 613! Die fünf Bücher Mose sind voll davon – und von den Geschichten, wie Menschen mit Gottes Geboten leben. Juden nennen diese fünf Bücher die Thora. Das heißt auf Deutsch so viel wie: Weisung. Eine Anweisung zum guten Leben. Ich finde: Da ist die Nächstenliebe schon mal ein guter Anfang!

Vielleicht kennen Sie Bilder von einer Thorarolle, vielleicht haben Sie auch schon mal selbst eine gesehen. So eine Rolle ist sehr groß. Wenn man sie nach und nach aufrollt, dann kann man die ganzen fünf Bücher der Thora darin lesen. Juden tun das im Gottesdienst in der Synagoge. Jeden Schabbat ein Stück. Bis sie durch sind. Dann fangen sie wieder von vorne an.

So wichtig sind ihnen diese Regeln für ein gutes Leben. Und wichtig sind sie ja auch für Christen. Deshalb denken viele, dass Jesus dieses Gebot von der Nächstenliebe erfunden hat. Aber egal, ob Juden, Christen oder Muslime, ob religiös oder nicht religiös – mit dieser Regel können wir doch eigentlich alle gut leben: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

„Wie dich selbst“: das kann man auch anders aus dem Hebräischen ins Deutsche übertragen. Viele jüdische Übersetzer schreiben: „er ist wie du“. Das heißt: dein Nächster ist einfach Mensch, genau wie du. Er ist dein Mitmensch, egal, was er sonst noch ist, egal, was er tut und was er leistet. Gott hat euch beide gewollt und gemacht. Das, wozu die Thora und Jesus uns aufrufen, ist also einfach: Mitmenschlichkeit.

Ich glaube, davon brauchen wir auch in unserem Land noch sehr viel mehr. Immer wieder werden Menschen danach eingeteilt und beurteilt, woher sie kommen. Oder woher ihre Eltern oder Großeltern einmal gekommen sind. Ob sie helle oder dunkle Haut haben. Ob sie Namen wie Paul und Lisa haben – oder Namen wie Mahmoud und Leyla. Oder ob sie Juden sind.

Antisemitismus gibt es in unserem modernen toleranten Land immer noch – von rechts, von links und von Islamisten. Und Menschen mit anderer Hautfarbe werden anders behandelt. Wie können wir das ändern, wir alle?

 

Viele sagen: Man muss ja nicht erst anders aussehen oder anders heißen als die Mehrheit, um anders behandelt zu werden.

Ja, im Grunde reicht es schon, dass man nicht so gut ausgebildet ist oder dass man nicht in einem besseren Viertel aufgewachsen ist. Auf der einen Seite gibt es die Jungen, Schönen, Klugen, Wohlhabenden. Auf die gucken alle. Auf die achten alle. Und dann gibt es die auf der anderen Seite. Das sind wahrscheinlich sehr viel mehr. Aber irgendwie scheinen die oft nicht so wichtig.

Da sind alte Menschen, die einfach nicht mehr mithalten können. Aber auch junge Menschen, die noch nie mithalten konnten. Jugendliche, die man mehr herumgestoßen als geliebt hat. Wenn jemand merkt, dass er nicht besonders geliebt wird, wie soll er sich selbst lieben? Und wie dann die anderen – auch die, die ihm vielleicht Mühe machen?

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst: Es wäre prima, wenn das die Grundregel für alle wäre. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Aber trotzdem kenne ich sehr viele, die sich an diese Regel halten. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst – denn er ist wie du. Es gibt so viele, die sehen sich selbst in einem alten und verwirrten Menschen und pflegen und versorgen ihn. Und es gibt viele, die sehen sich selbst in schwierigen Jugendlichen, in Obdachlosen, in Flüchtlingen, in Alleinerziehenden, in Menschen mit einer Behinderung. Sie wissen: das ist mein Mitmensch. Er ist wie ich. Oft tun sie das ganz still und ohne dass es groß beachtet wird. Aber die, für die sie es tun, die achten darauf. Und lernen, dass Nächstenliebe etwas Wichtiges ist.

Was mit den anderen geschieht, das geht uns einfach alle an. Denn wir alle sind ja auch andere – eben für die anderen. Wir alle brauchen Aufmerksamkeit, Freundlichkeit, Nächstenliebe. Wie viele Unterschiede es auch gibt – alle Menschen sind gleich viel wert.

Gut, ich gebe zu: Ich schaffe das selbst auch nicht immer, mit der Nächstenliebe. Ich bin kein Heiliger. Aber es gibt so viele kleine Schritte, die ich tun kann. Das fängt doch schon mit einem Lächeln und einem freundlichen Wort an – auf der Straße, an der Supermarktkasse. Das kann doch jeder von uns! Und das braucht ja auch jeder von uns. Besonders wenn es ihm gerade selbst nicht so gut geht.

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, denn er ist wie du. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!

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SWR2 Lied zum Sonntag

12JUL2020
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Gibt es Hoffnung? So fragen etwa die Angehörigen eines Schwerkranken, der zwischen Leben und Tod schwebt. Gibt es Hoffnung? Hat ein gütiger Gott alles in seiner Hand und lässt mich hoffen?

Ludwig van Beethoven hat zu dieser Frage ein Lied komponiert.

Musik

Beethovens Bruder Karl war todkrank und brauchte finanzielle Hilfe. Doch Ludwig war nach dem Tod seines Gönners Graf Kinsky selbst in Geldnot. Er schrieb Kinskys Witwe und bat sie, ihn gerade jetzt weiter zu unterstützen. Mehrere seiner Werke widmete er der Gräfin, darunter dieses Lied.
Die Verse sind ein kleiner Teil des buchlangen Gedichts „Urania“ von Beethovens Freund Christoph August Tiedge. Dort stehen sie unter der Überschrift „Klagen des Zweiflers“. Beethoven schätzte die „Urania“ sehr und hatte die nun folgenden Verse Jahre vorher schon einmal vertont. Doch erst in der neuen Fassung beginnt er mit der Frage nach Gott.Gibt es Hoffnung? Darf ich hoffen, dass vom Himmel jemand auf mich achtet?

Musik

Ein Engel zählt die Tränen eines Menschen. Er führt Buch über alles, was dem Leidenden zu viel wird.
Beethovens frühere Vertonung der Verse ist ein hübscher musikalischer Liebesbrief. Jetzt ist die Stelle mit dem Engel der strahlende Höhepunkt eines dramatischen und leidenschaftlichen Liedes. Die Hoffnung wird dem Kummer abgerungen. Sie blickt über den Schmerz hinaus und erkennt in dem Engel eine Antwort auf das sinnlose Leid. Der Leidende ist mit seinen Tränen nicht allein.

Musik

Hoffnung greift nach ein paar Lichtstrahlen, wenn sonst nichts da ist, wonach man greifen kann.
Wer die Nacht durchwacht und durchlitten hat, sieht einen neuen Morgen. Das Licht macht wieder alles hell und vertraut.
Eine Garantie dafür gibt es nicht. Es bleibt Hoffnung. Gibt es Hoffnung? Ja, über Leid, Kummer und Trauer hinaus. Gottes Engel zählt und verzeichnet alle Tränen. Sie sind nicht umsonst geweint. Darum stellt Beethoven die Hoffnung ans Ende des Liedes:

Musik

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Musikangaben:

An die Hoffnung (Ludwig van Beethoven, op. 94)

Musiktitel 1
An die Hoffnung Lied mit Klavierbegleitung, op. 94
Songs
Beethoven, Ludwig van; Tiedge, Christian August; ...
Genz, Stephan; Vignoles, Roger

Musiktitel 2:
An die Hoffnung. Lied mit Klavierbegleitung, op. 94   
Von ewiger Liebe
Beethoven, Ludwig van; Tiedge, Christoph August
Harteros, Anja; Rieger, Wolfram

Musiktitel 3: wie 1

Musiktitel 4: wie 2

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SWR2 Lied zum Sonntag

14JUN2020
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An jeder Straßenecke hören Menschen Lieder, die sie zu einem mutigen und fröhlichen Glauben einladen. Einem Glauben ohne Angst vor Strafe und Gericht. Martin Luther hat diesen Glauben gerade wiederentdeckt. Und darüber Verse geschrieben, die jeder verstehen kann. Eine aufregende Zeit, damals vor 500 Jahren!
Funktioniert das eigentlich heute auch noch? Vom Glauben in Mutmach-Liedern erzählen, die man an jeder Straßenecke singen könnte? Solche Lieder schreibt der Pfarrer und Liedermacher Fritz Baltruweit seit über 40 Jahren. Eines davon stelle ich Ihnen heute Morgen vor:

Musik

„Die Seele wird frei“, so haben Baltruweit und der zweite Textdichter Jan von Lingen ihr Lied überschrieben. Ganz bewusst orientieren sie sich an Luthers Glaubensliedern. Das Lied wurde zuerst in einem Reformationsgottesdienst gesungen. Wie Luthers Lieder erzählt es, wie gut Gott es mit denen meint, die ihm vertrauen.
Frei soll die Seele werden – frei von allem, was einen Menschen innerlich einengt. Den Zwängen, dem Druck. Der ständigen Be- und Verurteilung. Den Bewertungen, den Likes im Internet – oder der wüsten Hetze. Genau hier kann der Glaube einen anderen Ton anschlagen: „Gott stellt mich durch sein Wort auf guten Grund, spricht mit heller Stimme, und ich werd gesund.“

Musik

Aber diese gute Botschaft ist nicht für mich allein da. Die soll ich weitersagen, die soll ich in die Welt bringen. Denn da gehört sie hin, nicht ins stille Kämmerlein. So frei wie meine Seele soll auch die Welt werden. Frei von Unrecht und Hass. Frei von allem, was Menschen Angst macht. Glaube und Angst haben nichts miteinander zu tun. Aber Glaube und Hoffnung, Glaube und Zuversicht.

Musik

Vor 500 Jahren haben die Menschen geglaubt, dass Engel und Teufel um ihre Seelen kämpfen. Und sie hatten Angst, dass die Teufel diesen Kampf gewinnen – und dass ihre Seelen dann in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren.
Engel und Teufel kommen auch in dem neuen Lied vor. Aber hier haben die Engel Grund zum Lachen, und die Teufel ärgern sich höllisch.
Wenn überirdische Mächte um mich kämpfen, dann will ich darauf vertrauen, dass die guten Mächte gewinnen. Ich fühle mich geborgen – das macht mich frei.

Musik

Dieses Lied gehört wirklich an jede Straßenecke. Gottes Engel nehmen mich an die Hand. Der Weg ins Himmelszelt steht mir offen – so die letzten Worte des Liedes. Auf diesem Weg bin ich sicher unterwegs. Mit freier Seele und mit festem Herzen.

Musik

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Musikangaben

Text: Fritz Baltruweit und Jan von Lingen
Musik: Fritz Baltruweit
Interpreten: Fritz Baltruweit und Instrumentalsolisten (Studiogruppe Baltruweit)
CD „Fritz Baltruweit. Lieder aus 5 Jahrzehnten. Gott gab uns Atem“

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SWR4 Sonntags-/Feiertagsgedanken

17MAI2020
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Lassen Sie sich erweichen, wenn sie sich einmal in einer Sache festgelegt haben? Kommt man bei Ihnen mit wütendem Fußaufstampfen und Tränen weiter? Oder hören Sie eher auf ruhige Argumente? Und: Ist das überhaupt gut, wenn man sich erweichen lässt? Bleibt man nicht besser standhaft und knickt nicht gleich ein?

Ich erzähle Ihnen mal eine meiner Lieblingsgeschichten aus der Bibel. Da geht es darum, dass sich sogar Gott einmal umstimmen lässt. Gott ist in dieser Geschichte rasend zornig und verletzt, so wie jemand, der verliebt ist und den man sitzengelassen hat. Genau das ist Gott nämlich passiert.

Gott hatte das Volk Israel aus Ägypten befreit. Das war schon ein Stück Arbeit gewesen, bis Gott seinen Gesandten Mose soweit hatte, dass der mitgemacht hat. Mose hatte geklagt: Die hören doch nie auf mich! Ich kann ja nicht mal gut reden! – Aber Gott hat sich richtig abgerackert, um seine Leute da aus der Sklaverei rauszuholen. Nun war alles perfekt. Das Einzige, was noch gefehlt hat, das waren ein paar Gebote und Regeln für das neue Land.

Also ist Mose auf den Berg Sinai gegangen. Dort wollte Gott ihm Regeln geben für ein gutes Leben in Freiheit. Doch jetzt haben die Leute den Mose nicht mehr gesehen und von Gott nichts gehört. Sie haben sich Sorgen gemacht. Da haben sie sich kurzerhand ein Kalb aus Gold gegossen und getanzt und gerufen: Hier ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägypten befreit hat!

Nicht wahr: das alte Lied! Der Mann, für den man alles getan hat, der hat plötzlich eine andere. Die Frau, die man auf Händen getragen hat, die hat jetzt einen anderen. Kommt immer wieder vor. Und hier ist es also Gott, dem das passiert.

In der Bibel, da sagt Gott zu Mose: Geh mir aus dem Weg! Die mach ich jetzt fertig, alle zusammen! Und aus dir mach ich mir ein neues Volk!

Also, das ist doch ein Angebot! Aber es ehrt Mose, dass er es nicht annimmt. Er fängt an, mit Gott zu verhandeln. Er geht Gott keineswegs aus dem Weg. Er bleibt stehen. Besänftigt Gott. Mit Worten, mit Argumenten. Was sollen denn die anderen von uns denken: Dieses komische Volk hat einen Gott, der sie aus der sicheren Arbeit rausholt und in der Wüste umbringt?! Gott, das passt doch nicht zu dir! Denk doch bitte an all das, was du bisher gesagt und getan hast.

Mose redet Gott zu. Wie einem guten Freund. Und Gott? Gott sagt gar nichts. Gott schweigt. Aber es tut ihm leid. Ohne Worte gibt er Mose recht. Besonders konsequent war das vielleicht nicht. Aber ich finde das bewundernswert: Gott kann über seinen Schatten springen! Ich finde, diese Kunst sollte man können! Bevor ein Unglück passiert. Wie kann ich das üben? Wie springe ich über meinen eigenen Schatten?

So ganz buchstäblich geht das ja nicht. Mein Schatten gehört unlöslich zu mir. Was ich tue, das tut er auch. Wenn ich versuche, über ihn zu springen, dann dreht er sich rasch fort und ist schon wieder woanders.

Und weil das so ist – darum versuchen viele Menschen das gar nicht erst. Auch nicht im übertragenen Sinn. Sie bleiben prinzipientreu, standfest, unbestechlich. Nicht zu erreichen, nicht zu erweichen. Wie viel Unglück passiert, weil einen Menschen keine Tränen und keine guten Worte erreichen können! Weil das Zauberwort „bitte“, zu dem wir als Kinder immer angehalten worden sind – weil dieses Zauberwort leider nur allzu oft gar nichts zaubert!

Wie würde die Welt aussehen, wenn die Menschen mehr aufeinander hören würden? Ich gestehe ganz ehrlich: Ich bin die so leid, diese Prinzipienreiter und Rechthaber. Die immer das letzte Wort haben müssen. Die machen die Welt nicht besser!

Und darum mag ich die kleine Geschichte von Mose und Gott so. Von Mose, der immer gedacht hat, er kann nicht gut reden – und der dann sogar den wütenden, verletzten Gott rumgekriegt hat. Das bewundere ich. Und noch mehr bewundere ich, wie Gott schweigend akzeptiert, dass er beinahe ein Unglück angerichtet hätte. Und es einfach lässt.

Ich bewundere auch Menschen, die das können. Die über ihren eigenen Schatten springen können. Die einsehen, dass sie Fehler machen. Wenn mehr Menschen so wären, dann würde einem auch das Bitten leichter fallen. Dann wäre es wirklich ein Zauberwort, das Menschen umstimmen kann.

Dann hätten wir eine Welt, in der die Menschen sich mehr von anderen erweichen lassen, in der sie aufeinander hören und einander ehrlich um etwas bitten. So eine Welt wünsche ich mir! In so einer Welt braucht es keine Kriege mehr zu geben, auch keine Handelskriege. In so einer Welt, da würden Menschen mehr darauf achten, wie es den anderen geht. Und würden einander mehr helfen. Gerade jetzt in der Corona-Krise, da wäre das doch so wichtig und nötig!

So eine Welt brauchen wir ganz dringend. Ich wünsche mir die sehr! Und ich nehme mir vor, jetzt häufiger andere um etwas zu bitten. Ich weiß jetzt: Jede Bitte macht die Welt besser. Denn jede Bitte gibt einem anderen Menschen die Chance, dass er über seinen Schatten springt. Machen Sie mit? Dann wird die Welt noch besser, versprochen! Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!

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SWR2 Lied zum Sonntag

19APR2020
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Wenn Martin Luther sich arg bedrängt gefühlt hat, dann hat er mit Kreide vor sich auf sein Pult geschrieben: baptizatus sum – ich bin getauft. Dann ging es ihm wieder besser.

Ich bin getauft. Ich gehöre zu Gott. Ich werde festgehalten, ich werde geführt, mein Leben hat einen Sinn. Ich spüre, da hat einer Ja zu mir gesagt. Jetzt, als Erwachsener, kann ich antworten. Auch wenn ich als kleines Kind getauft wurde. Auch, wenn ich noch gar nicht getauft bin. Gottes Ja ist nicht davon abhängig.

Gott sagt Ja zu mir, und ich Mensch –
„Ich sage Ja zu dem, der mich erschuf.
Ich sage Ja zu seinem Wort und Ruf.“

So heißt es in einem neuen Lied, das ich Ihnen heute vorstellen möchte:

Musik

Dieses Lied hat der evangelische Theologe und Künstler Okko Herlyn für einen Liederwettbewerb der Evangelischen Kirche im Rheinland geschrieben. Ein Tauflied für Erwachsene.
Die erste Strophe stellt Gott als den Schöpfer vor. Gott ist der Lebensgrund, er hält mich in seinen Händen. Ich bin nicht zufällig da, sondern weil Gott mich gewollt hat. Darauf kann ich antworten. Aber es ist eine Antwort. Gott ist nicht erst für mich da, wenn ich etwas dafür getan habe.
Martin Luther hat sein baptizatus sum aufs Pult geschrieben – ich bin getauft. Ich glaube, mir würde heute ein Wort reichen: Ja. Da hat sich einer längst zu mir bekannt, und ich brauche mich bloß darauf einzulassen.

Musik

Die Evangelien erzählen davon, dass Jesus selbst Hass, Gewalt und Menschenlist zum Opfer gefallen ist. Und dennoch:

„Ich sage Ja zu dem, der uns gesandt
und aus dem Tod zum Leben auferstand.“

Dieses Bekenntnis zu Jesus, in dem Gott seine Liebe zeigt – das ist ein Ja zum Leben. Vielleicht muss ich das ganz neu lernen, während das Corona-Virus der ganzen Welt den Takt vorgibt. Ich erkenne die Freundin und den Bruder in anderen Menschen, zu denen ich jetzt auf körperlichen Abstand gehen muss und denen ich trotzdem ein Lächeln schenken kann. Die meisten Kirchen sind zu, die Gottesdienste abgesagt – und die Menschen üben, einander trotzdem näher zu kommen: im gemeinsamen Singen von den Balkonen, in Nachrichten und Telefongesprächen, die viel wichtiger geworden sind als sie es lange waren. Gott ist für mich Mensch geworden und begegnet mir in den Menschen um mich herum. Ein einziges großes Ja zum Leben.

Musik

„Ich sage Ja zu Gottes gutem Geist.“ In einer atemlos gewordenen Welt nehme ich mir etwas von Gottes langem Atem. Ich mache mich auf den Weg.

„Ich sage Ja zu Wasser, Kelch und Brot,
Wegzehrung, Zeichen, Zuspruch in der Not.“

Wegzehrung ist das alles. Nicht mehr – und nicht weniger. Eine Pause, eine Oase. Für jeden, der es braucht. Und wenn man nicht raus kann, wenn man mehr oder weniger auf seine Wände beschränkt ist: dann ist es trotzdem Wegzehrung. Für alles, was ich vor mir habe. Ich kann es aus Gottes Hand nehmen, ich kann mich stärken und nach vorne schauen.

Musik

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Musiktitel 1-4:


Ich sage Ja (Okko Herlyn; EG.E 10)

Text und Musik: Okko Herlyn

Jugendkantorei Kaiserswerth. Kaiserswerther Männerchor „vox plena“ (Leitung: Kay Immer). Thomas Schmidt, Klavier. Gesamtleitung: Susanne Hiekel

CD „Neue Tauflieder. Liederwettbewerb zum Jahr der Taufe 2011“, Track 7
© Evangelische Kirche im Rheinland, Das Landeskirchenamt – Abteilung II, Hans-Böckler-Str. 7, 40476 Düsseldorf

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SWR2 Lied zum Sonntag

22MRZ2020
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Nähe. Dieses Wort begegnet mir häufig. Ich kenne Menschen, die sagen, dass sie Nähe suchen und vermissen. Andere sagen dagegen, dass ihnen zu viel Nähe unheimlich ist. Doch Menschen, die Nähe zulassen, die andere in ihre Nähe lassen, werden von vielen als sehr wohltuend empfunden. Als sehr menschlich.

Wie ist das mit Gott? Ist Gott in meiner Nähe? Oder ist er fern? Lässt Gott mich in seine Nähe – lasse ich Gott in meine Nähe? Und ist das etwas Gutes: Gottes Nähe? Was bewirkt sie?

Es gibt ein neues Lied über die Nähe Gottes. Es berührt mich sehr und ich möchte es Ihnen heute Morgen vorstellen:

Musik

Der Kölner Komponist Timo Böcking hat die Musik und den Text dieses Liedes geschrieben. Es erschien erstmals 2017 im Kirchentagsliederbuch freiTöne und war dann das Segenslied im Schlussgottesdienst des Kirchentags 2019 in Dortmund, bei dem der Komponist die musikalische Gesamtleitung hatte.

Böcking selbst bezeichnet die folgenden Worte als Schlüsselzeile seines Liedes: "Halt uns fest an deiner Hand, auf unserem Weg in neues Land.“ Er sagt dazu: „Bei Lebensumbrüchen, -einbrüchen und -aufbrüchen geht Gott mit uns und hält uns fest in seiner Hand.“

Das ist Gottes Nähe. Wenn ich voller Zweifel in die Zukunft schaue, dann darf ich mich darauf verlassen, dass Gott bei mir ist. Dass er mit mir geht. Diese Zuversicht schenkt mir der Glaube an Gottes Nähe. So kann ich aufbrechen, so kann ich auch neue Wege versuchen.

Doch was ist, wenn ich den Boden unter den Füßen verliere? Timo Böcking nennt das „Lebenseinbrüche“. Was ist, wenn der sichere Boden meines Lebens einbricht wie Eis auf einem See?

„Geh mit uns in dunkler Nacht“, bittet die zweite Strophe des Liedes, „steh uns bei mit deiner Macht.“

Musik

„Zeig uns den Weg, sei unser Licht.“ Ein Leuchtfeuer, mit dem Gott mir die Richtung weist. Sein Licht zeigt mir den Weg zum Ziel. Besonders dann, wenn der nicht klar zu erkennen oder voller Gefahren ist. Ich schaue auf dieses Licht und merke, wie Zuversicht und Vertrauen in mir wachsen.

So ein Ziel am Ende des Weges hilft. Aber es hilft umso mehr, wenn es noch etwas weiter entfernt ist. Wenn mein Weg davon bestimmt wird und ich mit diesem Ziel vor Augen aushalten kann. Ich bin noch nicht dort – aber ich werde dorthin kommen. Jetzt ist mein Ziel fern, aber einmal wird es mir nahe sein.

Diese Strophe sagt mir: Glaube ist nicht einfach nur etwas Sanft-Kuscheliges, in dem sich alle Ängste und Zweifel auflösen. Glaube kann schwer sein. Er kann durch kalte und dunkle Erfahrungen führen. Gerade dann braucht er das Licht am Ende des Weges. Und die Erfahrung, dass es Nähe gibt. Nähe, wie ich sie nicht unbedingt immer unter Menschen erfahren kann – dort, wo Nähe auch bedrängen und verletzen kann. Doch am Anfang und Ende des Liedes steht die Nähe Gottes. Sie gibt mir Kraft. Ich muss mich nicht ängstlich und misstrauisch in mich selbst zurückziehen. Ich kann mich öffnen: für das Leben, für neue Erfahrungen, vielleicht auch wieder für andere Menschen, wenn ich das nicht mehr konnte oder wollte.

„Was uns auf dem Herzen liegt, was uns quält und uns bewegt: niemals lässt du uns allein.“

Musik

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Lass uns deine Nähe spür’n (Timo Böcking)
Text und Musik: Timo Böcking
Solistenensemble um Timo Böcking und Martin Buchholz
CD „Herz + Mund 1. Neue Lieder für Gottesdienste“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30469
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SWR4 Sonntags-/Feiertagsgedanken

23FEB2020
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Kennen Sie das? Etwas ist richtig schief gelaufen. Sie ärgern sich über eine verpasste Gelegenheit. Doch dann, so nach und nach, merken Sie: Es war zumindest für etwas gut!

In der Regel sieht man das wirklich erst später. Ich habe das schon oft erlebt. Und immer wieder erzählen mir andere, dass es ihnen ganz genauso gegangen ist. Erst scheint nichts mehr zu gehen, wirklich gar nichts mehr. Und plötzlich sehe ich eine Lösung, die hätte ich sonst wahrscheinlich nie gefunden. Dafür musste erst einmal gründlich schiefgehen, was ich ursprünglich vorgehabt hatte.

Letztes Jahr zum Beispiel haben meine Frau und ich schweren Herzens eine kurze Reise abgesagt. Der Termin war plötzlich ungünstig, und kurz vorher ist uns eine hohe Reparaturrechnung ins Haus geflattert. Die hat ein richtiges Loch gerissen. Da war die kleine Reise mit einem Mal zu teuer. Aber jetzt war es auch zu spät, um ohne Gebühren aus der Sache rauszukommen. Eine Weile haben wir uns richtig geärgert. Doch dann musste unser Sohn ganz plötzlich ins Krankenhaus. Nichts Schlimmes, aber er hat uns doch ein paar Tage gebraucht. Genau in der Zeit, in der wir sonst weggewesen wären. Da war ich richtig froh, dass wir die Reise abgesagt hatten! Der Ärger war vergessen. Es war doch am Ende für etwas gut, dass es so gelaufen ist!

So schlecht etwas auch ist, es ist noch für etwas gut. Mit den Worten könnte man eigentlich auch gut die Geschichte von Jesus in der Bibel zusammenfassen. Dort sieht es eigentlich ähnlich aus. Es ist wirklich eine schlimme Geschichte. Jedenfalls ist sie schrecklich ausgegangen. Sie haben Jesus in Jerusalem hingerichtet. Dabei hat er doch niemandem geschadet. Im Gegenteil: er hat vielen gut getan. Was für ein Unglück! Doch die Bibel wiederholt immer wieder: Das musste so sein. Das war gut für uns Menschen.

Auch wenn es schwer ist, am Ende wird es für etwas gut sein. Ich glaube, so hat Jesus sein Schicksal selber auch gesehen. Sein Freund Petrus hat ihn daran hindern wollen, dass er nach Jerusalem geht. Er hat Jesus gewarnt: Das geht schief! Pass auf, dir passiert dort was! Hier in der Provinz bist du sicher. Aber in Jerusalem, da ist die Regierung, die römische Besatzung!

Aber Jesus hat nicht auf Petrus gehört. Er ist richtig ärgerlich auf seinen Freund geworden. Er hat ihn sogar ziemlich übel beschimpft! Er wollte nichts hören von seinen Befürchtungen. Er wollte sich nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen.

Ist das wirklich Jesus? Ist der echt so mit seinen Freunden umgegangen? Petrus hat es doch nur gut mit ihm gemeint! Aber Jesus war sich ganz sicher: Auch wenn das hier schlimm ausgeht – es ist für was gut. Gott will das so. Gott hat sich was dabei gedacht. Und am Ende wird es gut sein.

Jesus hat dann viele Leute zu sich gerufen. Alle seine Jünger waren dabei. Er hat ihnen gesagt: Was hilft es denn jemandem, wenn er die ganze Welt gewinnt – und gleichzeitig an seiner Seele Schaden nimmt?

Damit hat er wohl gemeint: Sucht nicht euren eigenen Vorteil. Seid für andere da. Drückt euch nicht, auch wenn ihr vor einer Aufgabe steht, die erst mal sehr schwer erscheint. Vertraut immer darauf: Auch wenn es erst schwierig aussieht – am Ende wird es gut. Wer nur an sich selber denkt, der nimmt am Ende Schaden an seiner Seele.

Davon wird in der heutigen Zeit viel gesprochen. Ein ganzer Berufszweig ist dafür entstanden: Menschen, die extra dafür ausgebildet wurden, um den Schaden an den Seelen von anderen zu heilen. Wir passen heute darauf auf, dass die Seele keinen Schaden nimmt.

Und trotzdem tut sie das natürlich immer wieder. Dinge geschehen, die brennen sich mir in die Seele. Ich habe etwas gesehen und kann es nicht mehr vergessen.

Aber Jesus meint hier noch andere Menschen. Die Unersättlichen, Gierigen. Die ganze Welt wollen sie gewinnen. Denn sie sind gewohnt, dass sie gewinnen. Dass sie auf der Sonnenseite des Lebens unterwegs sind. Auf der Siegerseite.

Aber auch die Seele eines solchen Menschen kann Schaden nehmen. Er ist scheinbar glücklich und zufrieden, er hat alles, er kriegt alles – und immer noch mehr! Doch seine Seele nimmt Schaden. Alle seine Wünsche werden erfüllt oder sind längst erfüllt. Doch in seiner Seele fühlt es sich vielleicht leer und kalt an. Er wird hart und gefühllos.

Ein Mensch, der die ganze Welt gewinnt. Dem nie etwas passiert. Und der deshalb auch nie erfährt, wofür das dann vielleicht trotzdem gut ist. Ich glaube, ich sollte mir lieber nicht wünschen, dass ich die ganze Welt gewinne. Am Ende kommt meine Seele nicht hinterher. Sie könnte hart und gemein werden. Und ich ein misstrauischer Mensch, der überall Feinde sieht.

Ich werde dann vielleicht nicht freundlich sein und auf andere achten, auf andere hören. Ich werde nur mich sehen. Nur noch an mich glauben.

Nein, das wünsche ich mir nicht. Ich habe schon aus Niederlagen und bitteren Erlebnissen gelernt. Und seltsam: gerade dann habe ich gelernt, auf Gott zu vertrauen. Dafür war das gut. Ich glaube, so hat Jesus es gemeint.

So schlecht etwas auch ist, es ist noch für etwas gut. Probieren Sie es aus!

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!

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SWR2 Lied zum Sonntag

15DEZ2019
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„Schau, dein Himmel ist in mir.“ Diese Worte kommen in dem Lied vor, das ich Ihnen heute Morgen vorstellen möchte. Doch wie ist das gemeint? Wie kann ich den Himmel in mir haben? Er ist doch draußen, über mir! Der Dichter, der diese Worte geschrieben hat, nannte sich passenderweise Angelus Silesius – schlesischer Engel. Eigentlich hieß er Johannes Scheffler und lebte im 17. Jahrhundert in Schlesien als Arzt. Ursprünglich war er evangelisch und trat später zum katholischen Glauben über.

„Schau, dein Himmel ist in mir“: Das Gedicht, aus dem diese Zeile stammt, passt in die Adventszeit. Es beginnt so: „Morgenstern der finstern Nacht, der die Welt voll Freuden macht, Jesu mein, komm herein, leucht in meines Herzens Schrein.“

Joseph, Georg; Angelus Silesius: Morgenstern der finstern Nacht

Der Morgenstern ist ein uraltes Bild für Jesus. Jesus, der Stern, der schon hell ist, wenn sonst alles noch finster ist. In diesem Bild wird die Welt als finster angesehen, mit all ihrer Gottferne, die in Leid und Gewalt erlebt werden kann. Aber dann taucht doch ein heller Stern am dunklen Himmel auf. Im Menschen Jesus kommt Gott selbst und leuchtet in die Finsternis hinein. Der Tag ist schon zu ahnen, wenn Gott die ganze Welt hell machen wird.

Joseph, Georg; Angelus Silesius: Morgenstern der finstern Nacht

“Schau, dein Himmel ist in mir.“ Der Himmel – dort wohnt Gott. Im Himmel herrscht Jesus als König, so sagt es die Bibel. Für Angelus Silesius ist dieser Himmel nun nicht irgendwo weit weg und weit oben. Er ist in mir. Trage ich als Mensch den Himmel in mir, dann wird mich das gewiss verändern.
Menschen aus anderen Kulturen sagen, wir Deutschen seien in der Adventszeit milder gestimmt als sonst. Himmlischer vielleicht? Die Klänge und Düfte, alles, was es jetzt zu sehen und zu schmecken gibt: Vielleicht nehmen meine Sinne da schon etwas vom Himmel auf!

Joseph, Georg; Angelus Silesius: Morgenstern der finstern Nacht

Die Nacht wird hell. Jesu Glanz lacht sie an, heißt es in dem Lied. Wenn ich den Morgenstern sehe, dann ist es schon noch richtig dunkel. Doch dieser eine helle Punkt am Himmel kündigt die Helligkeit an, die bald kommen wird. Und wenn es dann wirklich Tag wird, dann geht das Licht des Morgensterns darin auf.
Jetzt im Advent richte ich mich erwartungsvoll daran aus: dass es hell wird in der Welt, auch übertragen, bildlich verstanden. Alles, was meine Sinne jetzt wahrnehmen, unterstützt mich in dieser Hoffnung. Vor allem auch die Klänge. „Ei nun, güldnes Seelenlicht, komm herein und säume nicht!“

Joseph, Georg; Angelus Silesius: Morgenstern der finstern Nacht

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Musiktitel 1:
Joseph, Georg; Angelus Silesius: Morgenstern der finstern Nacht
Interpreten: Münchner Residenzsolisten; Jonas, Tibor

Musiktitel 2 -4
Joseph, Georg; Angelus Silesius: Morgenstern der finstern Nacht
Interpreten: Singer Pur

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