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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Klares, kühles Wasser. Wasser, das tief aus der Erde kommt und aus dem Boden sprudelt. Jetzt im Sommer ist das herrlich! In unseren Wäldern gibt es noch einige frische Quellen. Man muss sie nur ein wenig suchen oder wissen, wo sie sind.
Ein alter Mann hat mir einmal stolz eine Wassertretstelle gezeigt, die er in der Nähe seines Dorfes gebaut hatte. Dafür hat er eine alte Quelle wieder freigelegt, die Jahrzehnte zuvor bei einer Flurbereinigung zugeschüttet worden war. Er hat sich gemerkt, wo sie entspringt. Ich sehe ihn noch, wie er glücklich an seiner neuen Tretstelle sitzt und das kühle Wasser über seine müden Füße laufen lässt. Viele Wanderer und Spaziergänger erfreuen sich seitdem an dieser Quelle.
Der Prophet Jeremia hat einmal gesagt: Genauso ist Gott! So heilsam, so erfrischend: wie eine Quelle von lebendig sprudelndem Wasser, das über mein Gesicht, meine Hände oder meine Füße läuft und die Lebensgeister weckt.
So fühlt es sich an, wenn ich Gott nah bin. Dann fühle ich mich richtig lebendig.
Frisches Wasser ist für uns heute selbstverständlich geworden. Wir nehmen es nicht mehr als etwas Besonderes wahr. Leitungen bringen uns das Wasser in jedes Haus - wir müssen nur noch den Kran aufdrehen.
Aber das ist nicht dasselbe wie eine sprudelnde Quelle. Es ist nicht Wasser als unverfügbares Geschenk, sondern Wasser, das wir uns nutzbar gemacht haben. Es fließt, wann wir es wollen, zu unseren Bedingungen. Für Millionen Menschen ist Wasser dagegen heute noch genau wie für Jeremia ein besonderes Geschenk.
Gott ist wie eine Quelle. Unverfügbar, einfach da, köstlich und erfrischend. Und das Schönste: Diese Quelle versiegt nicht. Es sprudelt immer neues Wasser nach. Das macht frisch für den Tag.
Aber manchmal ist es bei mir auch so wie nach einer Flurbereinigung: da ist die Quelle verschüttet. Gut, wenn ich dann noch weiß, wo sie mal war! Eine Wanderung mit meiner Frau oder ein schöner Abend mit Freunden kann mich daran erinnern. Ein unverhoffter Anruf von jemandem, von dem ich lange nichts mehr gehört habe. Eine schöne Musik - vor allem, wenn ich sie mit anderen gemeinsam erlebe. Da bricht die Quelle wieder auf und sprudelt wie eh und je.
Gott ist wie eine lebendige Quelle, die mich erfrischt und meine Lebensgeister erneuert.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

"Mein Gott, das schaffe ich im Leben nicht! Dafür bin ich doch viel zu jung!"
Erschrocken wehrt sich Jeremia gegen das, was von ihm verlangt wird. Er soll Prophet werden. Einer, der den Leuten klipp und klar sagt, was Gott von ihnen erwartet. Den Mächtigen soll er sich in den Weg stellen, sogar dem König.
Natürlich werden die hohen Herren ihn abschütteln wie eine lästige Fliege und sagen: Was will der naseweise Bengel von uns? Darum wehrt sich Jeremia: Ich kann das nicht! Ich bin viel zu jung dafür!
Ob Gott ihn gerade deshalb ausgesucht hat? Ich denke an die in aller Welt bekannt gewordene russische Punkband Pussy Riot. Die drei jungen Frauen, die jetzt zu zwei Jahren Straflager verurteilt wurden. Ihr Verbrechen: Sie haben maskiert in der wichtigsten Kirche in Moskau getanzt und gesungen: Mutter Gottes, verjage Putin!
Ich bewundere den Mut dieser jungen Frauen! Wer einem Mächtigen die Wahrheit sagt - und sei es nur dem eigenen Vorgesetzten -, der begibt sich in Schwierigkeiten, vielleicht sogar in Gefahr.
Es gibt Situationen, da weiß auch ich genau: Ich muss jetzt etwas sagen! Ich kann nicht länger schweigen! Aber ich habe Angst ...
Dann geht es mir eigentlich genauso wie in der Bibel dem jungen Propheten Jeremia. Und ich frage mich wie er: Wie soll es jetzt weitergehen?
Bei Jeremia war es so: Gott antwortet ihm, als er sich so wehrt. Aber Gott interessiert sich anscheinend gar nicht für Jeremias Bedenken und Ängste. "Sage nicht: Ich bin zu jung", meint Gott, "sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende."
Damit macht Gott dem Jeremia deutlich: Du gehst in meinem Auftrag. Schau nicht auf die Gefahr, sondern schau auf das Ziel, zu dem ich dich schicke.
Und er tröstet ihn: Fürchte dich nicht vor ihnen, denn ich bin bei dir und will dich erretten.
Jeremia muss also gehen, es hilft alles nichts. Aber Gott begleitet ihn und gibt ihm die Kraft, auch Schweres durchzustehen.
Das wünsche ich mir für alle, die wie Jeremia oder die russischen Punk-Sängerinnen leiden müssen, weil sie unangenehme Wahrheiten aussprechen. Ich wünsche mir, dass Gott ihnen allen, uns allen sagt: Fürchte dich nicht. Ich bin bei dir.
Gott gibt mir den Mut, unangenehme Wahrheiten auch dann auszusprechen, wenn ich dadurch Schwierigkeiten bekommen kann.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

"Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig." Der Apostel Paulus hat schon einiges hinter sich, als er diesen Satz aufschreibt. Spott, Anfeindung, Gefängnis - und nicht zuletzt eine radikale Lebenswende vom Saulus zum Paulus. Eigentlich ein wahnsinnig starker Mann, der das alles durchhalten kann! Sollte man meinen. Paulus selbst sieht sich aber ganz anders: schwach, angreifbar, jemand, der oft hinter seinen eigenen hohen Ansprüchen zurückbleibt und scheitert.
Kein Power-Apostel also! Keiner dieser strahlenden Typen, die uns überall in der Werbung und im Fernsehen begegnen. Eher das, was wir heute einen "Loser" nennen: einen Verlierer. Was kann ich ausgerechnet von so einem lernen?
Schwäche zeigen. Zugestehen, dass ich nicht alles kann. Dass ich auch Angst habe und einmal nicht weiterweiß.
Und noch mehr: "Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig", sagt Paulus. Das ist das Umwerfende, das er in allen bedrückenden Situationen erlebt hat: Gottes Kraft zeigt sich mitten in meiner Schwachheit. Wenn die Leute sehen, wie schwach ich bin, dann sehen sie Gottes Stärke.
Was Paulus damit nur meint? Dass ein Schwacher sich auf die Stärke Gottes verlässt: Gut, das würde ich verstehen. Freilich, wie sollte die sich zeigen, die Stärke Gottes? Sollte da ein Blitz vom Himmel fallen oder ein Erdbeben alles zum Einsturz bringen, was vermeintlich stark und fest ist?!
Nein: Schau auf die Schwachen, sagt Paulus, dann siehst du Gottes Stärke. Gott zeigt seine Stärke nicht dadurch, dass er alles beiseite fegt, was sonst stark ist. Sondern Gott lädt uns zu Erfahrungen ein, die wir erst machen können, wenn wir uns auf Schwachheit und auf schwache Menschen einlassen.
Eine Freundin hat das erlebt. Mit leuchtenden Augen hat sie mir erzählt, wie sie eine alte Dame auf eine Hochzeit begleitete. Die genoss das Fest in vollen Zügen. Obwohl sie es nur vom Rollstuhl aus verfolgen konnte. Und ihr Glück war so groß, dass sie meine Freundin noch damit angesteckt hat!
Ja, es stimmt. Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig.
Paulus erlebt, dass Gottes Kraft sich gerade in menschlicher Schwachheit zeigt.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann; den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann; und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden." Ein amerikanischer Theologe, Reinhold Niebuhr, hat dieses Gebet einmal aufgeschrieben. Gelassenheit, Mut, Weisheit: Das ist es!
Es gibt Momente, da würde ich gerne etwas in meinem Leben ändern. Da gefällt mir morgens schon das Gesicht nicht, das mich aus dem Spiegel anschaut. Meine Unzufriedenheit setzt sich fort, wenn ich den Kleiderschrank öffne - und selbstverständlich habe ich auch den falschen Beruf gewählt und überhaupt so manches im Leben falsch gemacht.
Im Ernst: Es gibt Situationen, da muss sich einfach etwas ändern. Doch wie? Wo soll ich anfangen? Und was mache ich mit dem, was ich nicht ändern kann?
"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann; den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann; und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
Ich finde diese Worte befreiend. Sie eröffnen Möglichkeiten. Es gibt Dinge, die ich nicht ändern kann. Aber ich muss sie nicht nur stumm erleiden, sondern kann sie gelassen hinnehmen. Das ist fast schon so, als würde ich den Dingen großzügig erlauben, so zu bleiben, wie sie sind! Ich habe die Situation in der Hand.
Und plötzlich sehe ich, wo ich etwas ändern kann. Ich bleibe nicht verzagt vor den Problemen sitzen, sondern fange beherzt an einer Stelle einfach an! Jetzt nur nicht den Kopf in den Sand stecken! Nicht mutlos sagen: Es bringt ja doch nichts ...!
Woher bekomme ich diese Gelassenheit und diesen Mut?
Diese Worte sind ein Gebet. Da hat sich jemand mit dem, was ihm über den Kopf gewachsen ist, an Gott gewandt. Das kann ich auch probieren: Ich gebe an Gott ab, was mich bewegt, und die Dinge ordnen sich. Gelassenheit wächst: ein lächelndes Schulterzucken. Und plötzlich Mut: Fang doch mal an! Schau doch mal, was sich hier entwickeln könnte. Und schließlich die Weisheit, zu unterscheiden, was ich ändern kann und was ich hinnehmen muss.
Schauen Sie diese Woche doch einmal, was das bei Ihnen ist! Und dann wünsche ich Ihnen Gelassenheit, Mut und Weisheit!
Ich kann in meinem Leben nicht alles ändern - aber ich muss auch nicht alles als unabänderlich hinnehmen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Als der Dichter Rainer Maria Rilke vor ungefähr hundert Jahren in Paris war, soll er jeden Mittag an einer Bettlerin vorbeigekommen sein. Er hat ihr nie etwas gegeben. Doch eines Tages legt er eine gerade aufgeblühte Rose in die ausgestreckte Hand der Bettlerin. Da blickt die Frau plötzlich auf, küsst Rilke die Hand und geht mit der Rose davon.
Eine Woche lang bleibt sie verschwunden. Dann sitzt sie wieder am gewohnten Platz und streckt ihre Hand aus. Auf die Frage: "Wovon hat sie denn die ganze Woche lang bloß gelebt?" meint Rilke: "Von der Rose . . ."
Eine seltsame Geschichte! Wie kann man eine Woche lang von einer Rose leben?! Aber auch eine wunderschöne Geschichte. Sie zeigt mir, dass wir mehr zum Leben brauchen als Essen, Kleidung, ein Dach über dem Kopf. Das ist alles lebensnotwendig. Aber es reicht nicht.
"Man müsste ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand", antwortet Rilke, als er gefragt wird, warum er der Alten nie etwas gibt. Nicht als Bettlerin beschäftigt sie ihn, sondern als Mensch. Er empfindet, dass sie noch etwas anderes braucht als das zusammengebettelte Geld. Darum schenkt er ihr Freude und nimmt sie als Mensch, als Frau ernst.
Es ist eine Geschichte. Ich glaube nicht, dass es funktioniert, wenn ich mit einer Handvoll Rosen durch die Fußgängerzone gehe und jedem Bettler eine gebe. Aber es ist gut, wenn ich mir Gedanken über den anderen Menschen mache. Was braucht er? Was wünscht er sich insgeheim? Was fehlt ihm - über das Offensichtliche hinaus?
Dann erst trete ich mit den anderen wirklich in Kontakt. Am Anfang unserer Geschichte sitzt die Bettlerin nur da und streckt ihre Hand aus. Sie schaut nie hoch. Selbst dann nicht, wenn sie etwas bekommt. Und viele gehen an ihr vorbei. Manche geben ihr etwas, die meisten gehen weiter, ohne sie zu beachten. Als Rilke ihr die Rose gibt, schaut sie hoch, berührt ihn.
Das brauchen wir zum Leben: dass uns jemand ernst nimmt, dass jemand spürt, wie es uns geht und was wir wirklich brauchen. Jemand, der uns ins Herz sehen kann und sich nicht von unserem Äußeren täuschen lässt, sei es glänzend oder kläglich. Wenn wir uns einander so zuwenden können, dann wird das Leben erst richtig schön!
Wir leben davon, dass andere sehen, was wir wirklich brauchen.

 

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Haben Sie auch schon einmal eine Verabredung oder einen Termin vergessen? Wenn mir das passiert - zum Glück nur selten - ist es mir richtig peinlich! Was war bloß so wichtig, dass ich darüber einen anderen Menschen vergessen konnte?
Unsere moderne Welt ist schnell geworden. Dabei wird auch schnell vergessen. Wir haben ja längst keine Zeit mehr, an alles zu denken!
Doch heute ist Samstag. Wochenende. Heute lasse ich es mal etwas ruhiger angehen. Vielleicht können auch Sie heute ein bisschen Pause machen. Vielleicht müssen Sie heute nicht nur funktionieren. Haben Zeit, mal wieder an jemanden zu denken, den Sie schon fast vergessen haben. Wir brauchen solche Tage, wo sich alles wieder ordnen kann. Wo wir über den Einzelheiten den größeren Zusammenhang wieder sehen können.
Dafür ist ja inzwischen kaum noch Zeit. Damit gibt es auch keinen Platz mehr für Gott. Gott wird vergessen und das Leben geht weiter.
Das ist aber nicht erst heutzutage so. Schon in der Bibel fragt der Prophet Jesaja: "Hast du den HERRN vergessen, der dich gemacht hat?" (Jes 51,13)
Er meint damit: Hast du vergessen, wo du herkommst? Hast du vergessen, dass du dich nicht selbst gemacht hast? Dass es nicht allein deine Sache ist, was du tust und was du lässt? Dass du dein Tun verantworten musst?
Mir ist es wichtig, mir immer wieder bewusst zu machen: Mein Leben hat einen Sinn. Und den kann ich nicht selber herstellen. Ich glaube: Gott hat mich gemacht, hat mich gewollt und gibt meinem Leben im Großen und Ganzen seine Richtung.
Natürlich entscheide ich vieles frei. Aber ich habe mein Leben nicht gekauft, ich habe es nicht selbst zusammengebaut, sondern geschenkt bekommen. Ich habe eigentlich kein Recht auf mein Leben - es ist vielmehr ein Privileg, dass ich leben darf!
Über den Beschäftigungen und Gedanken des Alltags vergesse ich das leicht. Bestimmt nimmt Gott mir das nicht weiter übel. Aber wenn ich Gott schließlich ganz vergessen hätte, dann würde mir etwas fehlen. Und ich bin mir sicher: Gott vergisst mich nicht!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13240
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Vor drei Jahren fuhr ein roter Doppeldeckerbus quer durch Deutschland. Darauf stand in großen Buchstaben der Satz: "Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott."
Für mich ist mein Glaube wichtig und die Quelle dessen, was ich tue und lasse. Aber viele Menschen kommen offenbar auch gut ohne Gott aus. Belustigt hat mich allerdings die in Klammern geschriebene Einschränkung: "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit". Ja, was denn nun? Gibt es Gott oder gibt es ihn nicht? Die Initiatoren der Kampagne wollten sich da offenbar nicht endgültig festlegen.
Als Christ lege ich mich fest. Natürlich habe ich auch Zweifel. Ich bin manchmal mutlos und habe das Gefühl, dass Gott ganz weit weg ist. Dennoch gibt es Gott für mich. Ich glaube an ihn, ich vertraue auf ihn.
Und ich vertraue darauf, dass Gott sich auch festgelegt hat. Ein wunderbarer Satz in der Bibel bestätigt mir das: "Dein Erlöser wird aller Welt Gott genannt", sagt der Prophet Jesaja (Jes 54,5).
"Aller Welt Gott" - das heißt nicht, dass ich meinen Glauben der ganzen Welt überstülpen will. Aber ich glaube, dass Gott die ganze Welt geschaffen hat und Herr der ganzen Welt ist. Ich glaube nicht an einen Privatgott, der für meine kleine Lebenswelt sorgt und ansonsten darauf achtet, den Millionen anderen Privatgöttern nicht auf die Füße zu treten. Ich glaube, dass Gott sich der ganzen Welt zuwendet. Wenn dieser Gott Frieden und Gerechtigkeit verheißt, dann aller Welt und nicht nur mir.
Manche Menschen behaupten, es gäbe UFOs oder das Ungeheuer von Loch Ness oder den Yeti. Aber was ändert sich dadurch an ihrem Leben?
Ob es Gott gibt oder nicht, das ist für mich keine Frage der Wahrscheinlichkeit. Dass ich auf Gott vertrauen kann, verändert mein Leben von Grund auf. Wenn ich morgens aufwache, dann fühle ich mich in Gottes Hand geborgen - auch wenn der neue Tag vielleicht etwas Schlimmes bringen wird. In diesem Vertrauen gehe ich meine Aufgaben an - auch die schweren. Ich mag mich müde oder mutlos fühlen, vielleicht quält mich eine große Sorge - doch ich fühle mich nicht allein. Ich glaube, dass Gott für mich und für die ganze Welt noch etwas Gutes bereithält.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

"Propheten gesucht!" So eine Stellenanzeige würde ich gern einmal aufgeben. Und dazu schreiben: "Ich suche Menschen, die eine Vision haben, einen Traum, ein Bild von der Zukunft, wie sie sein sollte. Menschen, die den Mut haben, auszusprechen, was schief läuft in dieser Welt - und die Ideen entwickeln, wie es besser gehen könnte."
Würden Sie sich bewerben? Haben Sie Lust am Leben und gute Ideen, auf die noch keiner gekommen ist? Sind Sie bereit, darüber weiter nachzudenken, auch wenn alle sagen: "Das geht doch sowieso nicht!"?
Manchmal treffe ich mögliche Propheten und Prophetinnen auf der Straße. Oder beim Einkaufen. Wir reden ein bisschen, tauschen uns aus. Und gehen am Ende fröhlich und ermutigt auseinander. Plötzlich ist eine Idee da und arbeitet weiter in meinem Kopf.
Oder ich begegne einem Propheten in einer Sitzung. Gedrückte Stimmung. Die Probleme scheinen unüberwindlich. Einige stecken den Kopf in den Sand. Andere wollen sich erst einmal weiter durchwursteln. Doch plötzlich hat einer eine Idee. Und steckt alle an: Ja, so könnte es gehen!
Propheten sind Leute, die tiefer und weiter sehen als andere. Sie sehen den Anfang von etwas und was daraus einmal werden wird. Solche Menschen brauchen wir dringend - vor allem dann, wenn etwas Neues anfängt: am Anfang eines Tages oder eines neuen Vorhabens, am Anfang des Lebens. Jesaja, einer der wichtigsten Propheten der Bibel, sagt über ein neugeborenes Königskind: "Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes." (Jes 11,2)
Diesen göttlichen Geist der Weisheit und des Verstandes wünsche ich uns! Dass wir nicht mutlos verzagen, wenn wir in die Zukunft schauen. Aber auch nicht gleichgültig werden - nach dem Motto: Hauptsache, mir geht es noch einigermaßen gut, um was soll ich mich denn noch alles kümmern!
Die Zukunft gehört Gott, sagen Propheten - lasst euch von ihm begleiten und euch seinen Geist der Weisheit und des Verstandes mitgeben! Mit diesen Gaben können wir in den neuen Tag gehen - und überhaupt in die Zukunft, wie auch immer sie aussehen mag. Und dann brauchen wir nur noch ab und zu einen Propheten oder eine Prophetin, die uns helfen, diese Zukunft zu erträumen!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Ist ein zur Hälfte gefülltes Glas halb voll oder halb leer? Das hängt ganz davon ab, woran man sich orientiert. Der eine sagt: Auch wenn ich schon ein halbes Glas getrunken habe: Es ist immer noch halb voll!
Wer so denkt, schaut auf das, was er hat. Eine optimistische Sicht der Dinge, aber keine falsche! Die Grundhaltung ist Freude: Ich habe noch ein halbes Glas zu trinken! Mir geht es gut, mir fehlt nichts!
Anders die Sicht dessen, der nur ein halb leeres Glas vor sich sieht. Er hat genauso viel wie der andere, doch er sieht auf das, was nicht mehr da ist: Eben war mein Glas noch voll! Jetzt fehlt schon die Hälfte, bald wird es ganz leer sein ... Eine pessimistische Sicht der Dinge, aber ebenfalls keine falsche! Es stimmt ja: Bald ist alles ausgetrunken. Die Grundhaltung ist Sorge: Wie lange wird das, was ich habe, noch reichen? Was mache ich, wenn nichts mehr da ist?
Beide haben recht - und ich möchte beider Gefühl ernst nehmen. Aber wenn ich den Pessimisten trübsinnig in sein für ihn schon halb leeres Glas blicken sehe, dann möchte ich ihm doch zurufen: Kopf hoch! Du hast noch etwas! Du verdirbst dir ja den ganzen Genuss daran, wenn du nur auf das schaust, was nicht mehr da ist!
Im letzten Buch der Bibel steht ein guter Satz, den ich ihm sagen könnte: "Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut - du bist aber reich." (Offb 2,9) Wenn wir uns in der Welt umschauen, dann fällt es nicht schwer, überall halb leere Gläser zu sehen. Auch in unserem reichen Land spüren wir immer mehr, dass es nicht mehr so rund läuft, wie wir es gewohnt waren. Kaum eine Arbeitsstelle ist noch sicher - wenn man denn überhaupt eine hat. Alles wird teurer, immer mehr Menschen können sich immer weniger leisten. Und die Nachrichten berichten uns von genügend Problemen.
"Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut - du bist aber reich." Wenn ich mich sorge, dann hilft es mir durchaus, auf das zu schauen, was ich habe. Auf meinen Reichtum. Der kann sich an ganz unerwarteten Stellen zeigen. An einem schönen Samstag, den ich mir von Verpflichtungen freihalten kann. Ich freue mich auf diesen Tag. Und vielleicht kommt mir eine gute Idee, die mir in meinen Sorgen weiterhilft!

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

"Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?" So fragt der Beter im 42. Psalm. Und er antwortet sich selbst: "Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist."
"Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?" Was kann nicht alles geschehen, was auch eine starke Seele betrübt! Ich denke an den plötzlichen Tod von Menschen, die für viele ein Anker waren. Ein Unfall, bei dem junge Menschen ums Leben kommen. Für andere sind es Sorgen um die Kinder. Finanzielle Sorgen. Oder ein heftiger Streit, bei dem Menschen einander tief kränken und verletzen. Und als würde das alles noch nicht ausreichen, hören wir in den Nachrichten ständig von Katastrophen, Kriegen, Umweltzerstörung.
Und nun: "Harre auf Gott!" Ein ganz altes Wort: harren. Wir kennen es eher in anderen Worten: ausharren, beharrlich sein. Geduldig warten und auf seinem Posten bleiben, heißt das. Da lässt sich jemand nicht einfach wegschieben, sondern bleibt und sagt, was für ihn dran ist. Harre auf Gott! Lass dich nicht beiseite schieben, wie schlimm es auch kommen mag! Harre aus, wenn du auch glaubst, es geht gar nicht mehr, wenn du das Gefühl hast, alle Kraft hat dich verlassen!
Die Psalmen in der Bibel beschreiben die Not, in die wir geraten können, in kräftigen Worten und Bildern. In diesem 42. Psalm heißt es einmal: "Alle deine Wasserwogen gehen über mich!" Doch der Beter lässt nie nach, auf Gott zu harren. Harren: Das ist mehr als warten. Ich warte auf einen Zug oder auf meinen Besuch. Harren: da wartet der ganze Mensch. Mit Leib und Seele. Die Bibel sagt: Er wartet nicht umsonst. Gott ist da.
Das haben Menschen immer wieder erfahren - genauso wie der Beter des Psalms. "Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist." Jemand, der bedrückt und niedergeschlagen war, hat erlebt: Ich kann mein Gesicht wieder heben. Es gibt eine Hilfe. Ich habe einen Gott.
Ich leihe mir diese alten Worte gerne. Manchmal fällt es mir schwer, eigene Worte zu finden. Wie gut, dass es schon welche gibt! "Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist."

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