SWR3 Gedanken

06OKT2024
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Glauben ist was für Kinder. Jedenfalls, wenn es nach der Bibel geht. Zu „werden wie die Kinder“ wird da nämlich ausdrücklich empfohlen. Ein ziemlich schräger Ratschlag. Denn genau so will ich als einer aus der Ü-60-Fraktion ja gerade nicht mehr sein. Wie ein kleines Kind. Und die meisten, die ich kenne, wollen das halt auch nicht.

Dabei haben Kinder uns abgeklärten Erwachsenen tatsächlich was voraus. Sie sind noch ganz offen für alles Neue. Noch nicht so eng fokussiert auf bestimmte Ziele. Hin und wieder fällt mir das selbst auf, wie festgelegt ich in vielen Ansichten inzwischen bin. Im schlimmsten Fall akzeptiere ich irgendwann dann keine andere Meinung mehr als die eigene. Meine Töchter, die werden dann genervt vom „Altersstarrsinn“ des Papas reden.

Und noch etwas können Kinder viel besser als ich. Sich begeistern. Die sprichwörtlichen „Bauklötze staunen“ über Dinge, die ihnen unverhofft begegnen. Dafür, merke ich, bin ich wohl auch schon viel zu abgeklärt. Schade eigentlich.

Vor ein paar Jahren im Urlaub, da hab ich nochmal entdeckt, was das heißen kann. Auf einer Terrasse hab ich einem Käfer ewig lang dabei zugesehen, wie er versucht hat eine Mauer hochzuklettern. Total faszinierend. Später erst ist mir bewusst geworden, wie lange ich sowas schon nicht mehr gemacht hatte. Für eine kurze Zeit die Welt nochmal so fasziniert anzuschauen wie ein Kind.

Nein, Glauben ist nicht kindisch und auch nicht nur was für Kinder. Aber er fällt einfach leichter, wenn ich offen bin für die kleinen Wunder um mich herum, und das Staunen nicht verlerne.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40809
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