SWR Kultur Wort zum Tag

27SEP2024
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Ich starte gleich mal sehr persönlich: in der Beziehung zwischen mir und meinem Mann läuft es ganz gut. Ein Grund dafür könnte sein, dass ich viele Freundinnen habe. Ich finde, das ist ein interessanter Beziehungstipp. Der stammt aber nicht von mir, das hat die amerikanische Autorin Raina Cohen herausgefunden. Sie recherchiert und schreibt über Beziehungen und sagt: „Stabile Freundschaften tun einer Liebesbeziehung gut.“ Und das trifft voll auf mich zu. An mehreren Punkten.
Ich hab auf der einen Seite meine Familie um mich herum. Meine Kinder, meine Eltern, meine Schwestern mit Familien. Und ich habe meinen Mann an der Seite. Mit dem verbringe ich viel Zeit und wir haben natürlich den gemeinsamen Alltag.
Und es gibt meine Freundinnen und Freunde, mit denen ich so gerne zusammen bin. Ich weiß es unheimlich zu schätzen, dass es mir möglich ist, sie zu besuchen, und: dass ich überhaupt solche stabilen Freundschaften habe. Das ist echt ein Geschenk. Leider wohnen die meisten weit weg, und ich vermisse es unglaublich, sie im normalen Leben um mich zu haben. Mal eben auf einen Kaffee rüber oder der Anruf: „Wir grillen heute Abend spontan, kommt doch dazu.“
Ich brauche meine Freundinnen. Lange war mir das nicht so klar. Ich dachte, Familie und mein Mann, das reicht schon. Tut es aber nicht. Der Input von außen fehlt dann irgendwann. Wenn ich Menschen außerhalb meines Dunstkreises treffe, weitet sich mein Blick. Ich lerne viel. Neue Themen, andere Sichtweisen. Dafür muss ich natürlich was tun. Ich muss den Kontakt halten, ich muss mich bewegen und sie immer wieder besuchen. Sonst verlieren wir uns.
Eine Freundin hat mal zu mir gesagt: ich kann mir so gut vorstellen, mit Dir alt zu werden. Ich fand das erstmal irgendwie komisch, aber inzwischen fühle ich das genauso. Miteinander alt werden bezieht sich nicht nur auf Liebespaare, sondern auch auf Menschen, mit denen ich gerne zusammen bin und die mein Leben bereichern.
Die amerikanische Autorin geht übrigens sehr weit in ihrem privaten Leben: sie lebt zusammen mit ihrem Mann und vielen Freundinnen und Freunden in einem Haus. Ich weiß nicht, ob mir das zu nahe wäre, aber: Die Partnerschaft lebt eben auch vom Drumherum. Freundschaften inspirieren und stabilisieren. Wir Menschen brauchen Menschen. Und zwar mehrere und möglichst verschiedene.

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