„Kirchen werden wieder richtig gebraucht!“ Diese Überschrift in meiner Tageszeitung hat mein Herz höherschlagen lassen. Auch wenn es vielleicht nur ein Bericht aus dem Sommerloch war: In diesem Moment habe ich richtig gemerkt, wie mich die kritische Berichterstattung über alles, was mit der Kirche zusammenhängt, schon innerlich angefressen hat. Immer nur: „Rekordzahlen bei Kirchenaustritten – die Bedeutung der Kirchen schwindet, die Institution hat ausgedient usw. Es tut mir weh, wenn in der Öffentlichkeit gar nicht mehr durchkommt, was wir auch Gutes tun.

Deshalb habe ich mich wie eine Verdurstende auf diesen Artikel gestürzt. Endlich mal gute Nachrichten! Die guten Nachrichten gingen dann so los: „Im Ulmer Münster, der größten evangelischen Kirche in Deutschland, wird es auch bei Außentemperaturen von mehr als 30 Grad Celsius nie wärmer als 18 Grad. Da leuchtet es ein, dass Kommunen mittlerweile auf christliche Gemeinden zugehen, um Kirchen als kühle Orte in Hitzeschutzpläne zu integrieren.“

Ach, so! Ich war ein bisschen enttäuscht. Da ging es ja gar nicht um gute Arbeit von Gemeinden, Pfarrerinnen und Ehrenamtlichen vor Ort, sondern bloß um Hitzeschutz! Nichts, was nicht auch ein Bunker zu bieten hätte! Ich hab dann aber trotzdem weitergelesen: München, Mannheim, Karlsruhe. Unter dem Hashtag KühleKirchen findet sich in fast jedem Stadtteil eine Anlaufstelle für heiße Tage. Manche Gemeinden bieten in ihren angenehm kühlen Räumen auch Trinkwasser und Gespräche an. In anderen kann man nicht nur Schutz vor mörderischen Temperaturen finden, sondern auch zur Ruhe kommen. Und noch einen Vorteil haben alle diese Kirchen: Sie kosten keinen Eintritt und stehen deshalb auch wohnungslosen und von Armut betroffenen Menschen jederzeit offen. Kirchen werden wieder richtig gebraucht. Am Ende habe ich mich dann doch gefreut über diese gute Nachricht. Und wer weiß; vielleicht wird dem einen oder anderen Besucher in einer kühlen Kirche ja auch ein innerer Durst gestillt. Oder er wird allererst geweckt. Beides wäre auch schön.