Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

19SEP2024
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Kinder statt Krimi. Diese Idee hat die ARD in die Tat umgesetzt. Titelmusik und Vorspann vom TATORT liefen am 18. August fast wie immer. Aber dann erklärt Carolin Kebekus, dass es nicht normal läuft an diesem Krimi-Sonntag-Abend. Eine Störung[1], eine Unterbrechung.  Ohne vorherige Ankündigung, also völlig unerwartet. Sie sagt: „Wir müssen jetzt einfach mal über Kinder sprechen!“ Weil die wichtig sind. Wichtiger als jeder Krimi, wichtiger als fast alles, was wir sonst so anschauen und tun. Kinder kommen oft zu kurz.

Alles dreht sich dann in der folgenden Viertelstunde um einen Satz, den jeder kennt und trotzdem so gut wie niemand ernst nimmt: „Kinder sind unsere Zukunft.“ Klar, wer sonst als Kinder. Aber gleichzeitig wird das Gesagte so wenig beherzigt. Kebekus beklagt, dass es noch immer keine Grundsicherung für Kinder in Deutschland gibt, und auch deshalb ein Viertel unter der Armutsgrenze lebt. Schwimmbäder, Sporthallen, Spielplätze. Oft sind die in einem katastrophalen Zustand, weil bei den oft knappen Kommunalhaushalten für die dann kein Geld mehr da ist. Kita-Plätze fehlen, Lehrerinnen sowieso. Nicht vorübergehend, das ist ein Dauerzustand, seit Jahren.

Dabei könnte es ganz anders gehen, würde man Kinder nicht als Störfaktor betrachten, sondern ihnen mehr zutrauen. Da zeigen Kinder, dass sie eine Fernsehsendung moderieren können, sich mit Kinderbüchern auskennen, dass Sport für sie besonders wichtig ist, obwohl das in der Sportschau nie vorkommt. Carolin Kebekus macht darauf aufmerksam, wo es fehlt, wenn man will, dass Kinder wirklich die Zukunft unseres Landes sind. Mobbing in der Schule wird oft nicht ernst genommen, geschweige denn unterbunden. Viele Kinder sind allein gelassen, wenn sie sich im weiten Raum des Internets bewegen und bräuchten da doch unbedingt Unterstützung: um unterscheiden zu lernen, was richtig und gelogen ist, was ihnen guttut oder ihnen auf die Dauer schadet. Ihre Rechte müssen ins Grundgesetz, in unsere Verfassung. Um Kindern endlich den Platz zu geben, den sie als unsere Zukunft haben sollten, dafür kann jeder etwas tun. Eltern, Lehrer, Erzieherinnen, Politiker sowieso. Aber ich auch. Jeden Tag und überall, wo ich mit ihnen zu tun habe. Ich kann sie sehen, hören und lieben, und: Ich kann aushalten, dass sie manchmal stören. Weil sie um so vieles wichtiger sind als jeder Krimi.

 

 

[1]www.kinderstoeren.de

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40667
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