SWR Kultur Wort zum Tag

17SEP2024
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Macht die Arbeit denn Spaß? Na, dann viel Spaß heute Abend!

Spaß, Spaß, Spaß… Der spielt in meinem Wortgebrauch und in meinem Leben eine ganz wichtige Rolle. Spaß soll es machen. Darauf kommt es an. In den 90er Jahren kam mal der Begriff der Spaßgesellschaft auf. Damit sollte ein angeblich zu sehr am eigenen Lustempfinden orientierter Lebensstil kritisiert wurde. Aber ist es denn verwerflich, Spaß haben zu wollen?

Nein, ganz im Gegenteil: Spaß, Lust, Glück sind wichtige Parameter – aber es geht dabei nicht um mein Empfinden, sondern um das Empfinden der Allgemeinheit.

Das meint jedenfalls die philosophische Richtung des Utilitarismus. Dieses ethische Prinzip wurde um 1800 entwickelt und ausformuliert. Das Grundprinzip ist eigentlich recht simpel: Moralisch richtig ist die Handlung, deren Folgen nützlich sind für das Wohlergehen aller Betroffenen. Es geht also um das größtmögliche Glück für eine größtmögliche Anzahl an Menschen.

Grundsätzlich hört sich das für mich erstmal gut an. Das Prinzip ist gemeinwohlorientiert. Und alle Menschen sind gleich viel Wert.

Und gleichzeitig muss ich sagen: Eigentlich ist der Einzelne dabei gar nichts wert. Denn die Vorstellung geht sogar soweit, dass ein Einzelner für das Wohlergehen vieler geopfert werden könnte. Im Utilitarismus hat der Mensch keine Grundrechte, keine unverletzliche Würde. Es geht immer nur um die Allgemeinheit.

Mit dieser Sicht tue ich mir aus christlicher Perspektive schwer. Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, heißt es in der Bibel. Daraus ableiten lässt sich zum Beispiel, dass jeder Mensch eine Würde hat, so wie es auch Einzug in unser Grundgesetz gefunden hat: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Jeder Mensch ist unendlich viel wert. Ich kann ein Leben nicht gegen ein anderes aufrechnen.

Trotzdem finde ich es auch wichtig, immer danach zu schauen, was für die Allgemeinheit gut ist.

Und ich selbst will auch Spaß haben. Ich freue mich auch, wenn viele andere glücklich sind mit ihrem Leben. Aber das sollte eben keinesfalls auf Kosten andere gehen.

Ja, woran, an wem sollte ich mich bei meinen Handlungen orientieren? Die Antwort darauf ist gar nicht so leicht. Ich finde, man muss auf jeden Fall immer unterschiedliche Perspektiven berücksichtigen.

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