SWR3 Gedanken

20SEP2024
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In der Schule, auf der Arbeit, alle schwärmen sie: So blau der Himmel in Italien, so türkis das Wasser rund um Kreta, die Berge so hoch, die Luft so frisch - in den Augen ein schwärmerischer Glanz. Die fremde Umgebung und die Zeit zum Genießen haben sich eingezeichnet in Augen und Haut. Urlaub tut der Seele und dem Körper gut. Auch ich kann ein Lied davon singen.

In der Schule treffe ich Gabriel. Er war mal wieder nicht in Urlaub. Seine Familie geht ins Schwimmbad, wenn es sehr heiß ist. Vielleicht mal Freunde besuchen, die wohnen auch alle hier um die Ecke. Sonst machen sie nicht viel. Gabriel war noch nie in Urlaub. Als er kleiner war, hat er sich Urlaube erfunden an fantastischen Orten. Er hatte genug davon gehört, was die anderen so erleben. Da konnte er sich etwas zusammenreimen und ist im Kopf verreist. Eine Superstrategie finde ich, besser jedenfalls als die Zeit, in der er traurig verstummt ist, wenn die anderen ins Schwärmen kamen.

Gabriel gehört zu den über 25% der Familien mit Kindern, die nicht genug Geld haben für Urlaub. Zu schlechtes Einkommen, Bürgergeld, eben fast nichts für Schönes und zum Genießen. Gabriel ist einer, der sich bedankt für den Ausflug in den Park mit der Kindergruppe. Für Kinder wie Gabriel wünsche ich mir, dass manchmal jemand auch nachfragt: „Was gab es denn in der Stadt Schönes zu erleben in den Ferien?“ Oder dass jemand sagt: „Was wäre euer wundervollster Urlaub? Wovon träumt ihr schon immer, Phantasiereisen erwünscht!“ Für Gabriel wünsche ich mir, dass er irgendwann einen Urlaub erlebt, in dem seine Träume sich erfüllen: So blau der Himmel, so türkis das Meer und die Luft so frisch und das allertollste Eis!

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