Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

09SEP2024
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Von Simone Biles, der Ausnahmeturnerin bei Olympia, gibt es viele großartige Fotos. Eines ist mir besonders hängen geblieben. Da verneigt sie sich vor ihrer Konkurrentin. Ganz knapp hatte Byles den Sieg verpasst und bei der Siegerehrung machen sie und die Olympiadritte auf dem Podest einen Kniefall vor der Goldmedaillengewinnerin Rebeca Andrade. Die brasilianische Olympiasiegerin weint vor Freude, denn sie hatte in ihrer Karriere viele Rückschläge hinnehmen müssen: Allein 3 Kreuzbandrisse hat sie überstanden.

Das Foto ist ein super Bild für einen Satz in der Bibel. Der lautet so: „Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.“ Ja, so stelle ich mir die ideale Gemeinschaft vor. Und so geht es wohl vielen, denn das Foto wurde oft geteilt. Wie cool, wenn das sogar im Wettkampf gelingt. Wenn alle aufeinander achtgeben und füreinander denken und sich miteinander freuen, geht es allen besser. So hat es auch der Apostel Paulus gesehen. Zunächst hat er erklärt, dass Menschen ganz unterschiedliche Begabungen haben. Ich finde, das hat man auch bei Olympia und den Paralympics gut sehen können. Paulus war überzeugt: Die Menschen sind wie ein großer Organismus. Und ein Organismus ist nur dann gesund, wenn es allen Teilen gut geht. Ohne die anderen lässt es sich nicht gut leben, zumindest nicht auf Dauer. Wenn ein Teil leidet, leiden irgendwann alle anderen auch. Selbst wenn es zunächst nicht danach aussieht.

Miteinander mitleiden ist das eine. Mir gefällt aber vor allem der zweite Satzteil, wenn er schreibt: „und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.“ Ich finde, das zeigt echte innere Größe, wenn man sich mit anderen mitfreuen kann. Oft sind das Menschen, die gut über sich und das Leben nachgedacht haben. Wer das kann, hat negative Gefühle wie Neid gut im Griff. Und so jemand hat automatisch mehr Spaß im Leben. Denn er oder sie kann sich über mehr freuen. Nicht nur über eigenes, sondern immer, wenn jemandem um sie herum etwas gelungen ist. Und andere lassen sich dann vielleicht von der eigenen Freude und dieser Einstellung anstecken. So wird Freude ganz schnell vervielfacht.

Schade, dass die Griesgrame der Welt das verpassen. Ich bin gespannt, wer heute einen kleinen oder sogar großen Erfolg feiert. Sicher gibt es für mich irgendwo einen Anlass zum Mitfreuen. Ich halte meine Augen jedenfalls offen.

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