SWR Kultur Wort zum Tag

31AUG2024
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Er hat so ähnlich geheißen wie der heilige Paulus, der große Apostel der christlichen Bibel, der Briefeschreiber und Missionar. Er hieß Paulinus, war sechster Bischof von Trier, gestorben am 31. August vor fast tausendsiebenhundert Jahren, in Phrygien in der heutigen Türkei. In der Verbannung. Paulus heißt ja „der Kleine“ und Paulinus wäre wohl „der Mini-Kleine“.

Auch inhaltlich sind sie einander ähnlich gewesen - obwohl dreihundert Jahre zwischen ihnen liegen. Wer eigentlich Jesus gewesen ist und welche Bedeutung er hat für die Menschen – das war für Paulus ein zentrales Thema. Bruder und Herr ist und war Jesus, Begleiter der Menschen auf ihrem Weg zu Gott; Gott selbst, als Mensch greifbar unter Menschen. So und so ähnlich kreisen die Paulus-Briefe immer wieder um Jesus.

Und drei Jahrhunderte danach, zur Zeit des Paulinus? Gerade hatte Konstantin der Große das Christentum quasi zur Staatsreligion gemacht. Inzwischen stritten die Christen auch schon mal untereinander, wer denn Jesus eigentlich gewesen ist. Ein Theologe namens Arius meinte, Jesus wäre doch nicht richtig Gottes Sohn gewesen. Und diese Theorie hatte schnell viele Anhänger gefunden - das war so viel einfacher zu verstehen. Bald fand der neue Kaiser, Konstantins Sohn, er sollte diesen Streit in der Kirche zu politischen Zwecken nutzen. So viele Arius-Anhänger – man sollte sie nicht verurteilen oder ausschließen, sondern ihnen auch irgendwie Recht geben. Wäre doch ein geschickter Schachzug gewesen, hätte das Volk befriedet und den schwächelnden Kaiser mit mächtigen Freunden verbunden.

Aber da hatte er die Rechnung ohne den Trierer Bischof Paulinus gemacht. Der wagte es, dem Kaiser ins Angesicht zu widerstehen - weil er die Wahrheit wichtiger fand als politische Tricks. Die Strafe folgt auf dem Fuß – Verbannung aus Trier ins ferne Anatolien.

Das Leben – das eigene Leben ins Spiel bringen oder aufs Spiel setzen, wenn es darum geht, die Wahrheit zu finden: Da waren die beiden sich ziemlich ähnlich, Paulus aus Tarsus und Paulinus in Trier. Da verehren wir ihn heute auch noch – in seinem Original-Sarg aus dem vierten Jahrhundert. In dem haben sie ihn damals, nach seinem Tod heimgeholt in seine Bischofsstadt ...

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