Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

29AUG2024
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Die Bibel und das liebe Geld – ein spannungsgeladenes Verhältnis, würde ich sagen. Und ich weiß, dass viele denken, für die Bibel sind Geld und Reichtum irgendwie etwas Böses. Wer fromm ist, braucht den schnöden Mammon nicht. Ich glaube, so oder so ähnlich sieht das Klischee in den Köpfen mancher Menschen aus.

Bei genauerem Hinsehen denke ich aber, dass das gar nicht stimmt. Warum auch? Warum soll es böse sein, Geld zu haben? Oder gut leben zu wollen? Die biblischen Geschichten legen den Finger schon gezielter in die Wunde: Geld und Reichtum sind dann ein Problem und „böse“, wenn man sich davon beherrschen lässt.

Ein Beispiel: Die Geschichte vom Zöllner Zachäus. Zachäus ist Jude und arbeitet als eine Art Steuereintreiber fürs römische Reich, das Israel besetzt hält. Und Zachäus betrügt. Alle Zöllner machen das, hat er sich vielleicht gedacht – warum also ich nicht auch?

Er knöpft seinen Landsleuten viel zu viel ab und behält das Geld für sich. Er wird reich und: Er wird einsam. Und Zachäus muss das gemerkt haben. Dass ihm etwas Wichtiges verloren gegangen ist: nämlich die Gemeinschaft und das Vertrauen seiner Mitmenschen.

Heute ist das bestens erforscht: Um im Leben glücklich zu sein, ist das wichtigste: nicht allein zu sein. Freunde zu haben und gute Sozialkontakte. Geld spielt schon auch eine Rolle: um Freundschaften pflegen zu können, gemeinsam etwas zu unternehmen, auszugehen oder Mitglied in einem Verein zu sein.

Aber die Gier nach Geld, die macht genau das kaputt. Was für ein Elend, dass Menschen sich trotzdem immer wieder von der Gier verleiten lassen und Gemeinschaft zerstören. Was für ein Elend auch für den einsamen Zöllner Zachäus.

Und was für ein Glück für ihn, dass Jesus durch seine Stadt kommt. Dass Zachäus neugierig ist auf ihn. Vielleicht, weil er spürt, dass er das Wichtigste im Leben verloren hat?

Jesus geht auf ihn zu und lädt sich kurzerhand selbst bei Zachäus zum Essen ein. Er holt ihn heraus aus seiner Isolation. Und bewirkt damit tatsächlich, dass Zachäus seine Gier ablegen kann. Nie wieder will er betrügen. Und was er gestohlen hat, wird er vielfach zurückgeben.

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