Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

26AUG2024
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Ich habe einmal einen Freund gefragt, ob er sich zum Geburtstag über eine Flasche Wein freuen würde. „Ja, klar!“ meinte er „aber schenk‘ mir keinen zu teuren. Du kennst Dich aus. Aber ich trinke so selten Wein, da würde ich den Unterschied zwischen einem billigen und einem teuren gar nicht schmecken.“

Na ja, habe ich gedacht. Ich kenne mich ja eigentlich auch nicht aus mit Wein. Ich kenne einfach bloß meine Lieblingsweine. Und habe schlagartig daran gedacht, wie alles angefangen hat bei meinem allerersten Besuch in meiner Lieblingskellerei, vor vielen Jahren im schönen Südtirol. Ich wollte Weißwein probieren: den, der nicht so teuer ist – ich kannte mich schließlich nicht so gut aus. Und der Herr im Verkaufsraum hat mir jeweils ein klein bisschen eingeschenkt: Sauvignon, dann Grauburgunder… Dann noch Gewürztraminer. Und der war nicht so mein Ding mit seiner Gewürznote. Laut ist mir rausgerutscht: „Schmeckt für mich fast wie Kräuterseife.“ Der Mann hinter dem Tresen hat keine Miene verzogen, hat eine andere Flasche aus der Kühlung geholt, eingeschenkt und mich dann nicht mehr aus den Augen gelassen. Ich probiere, vorsichtig und bin total überrascht: Es ist eindeutig wieder Gewürztraminer: der Geschmack ungeheuer intensiv und würzig, aber dieses Mal rund und einfach großartig. Mein Gegenüber hat sich derweil ganz köstlich amüsiert über meinen Gesichtsausdruck und hat dann gemeint: „Das ist der teure.“

Seither bin ich fast jedes Jahr dort gewesen – viele Grüße nach Kurtasch, bei der Gelegenheit. Der Herr im Verkaufsraum erkennt mich jedes Mal wieder, wir plaudern, und ich wachse jedes Mal ein Stückchen weiter rein in die Welt des Weinbaus dieser Gegend und der Menschen, die hier zu Hause sind.

Und so, denke ich, ist das auch mit der Verbundenheit mit meiner Kirche. In die bin ich auch hineingewachsen, von klein auf. In die Abläufe im Gottesdienst. In den Geschichten der Bibel bin ich zu Hause. Weihnachten, Ostern, Erntedank – die Feste geben meinem Leben einen Rhythmus.  Und selbst, wenn ich unter der Woche einmal irgendeine Kirche betrete, habe ich das Gefühl, dass mich da einer wiedererkennt.

Und – das macht es noch besser – dieser jemand – Gott selbst – der gibt sich Mühe mit mir. Gott will mir etwas Gutes und Wohltuendes anbieten. Das Beste aus dem Weinkeller sozusagen. Und selbst, wenn ich als Anfängerin noch nicht sofort herausschmecke, was ich da gutes im Glas habe – da wachse ich schon noch hinein. Und lasse mich gern einladen, ich in der Kirche höre: „Kommt, seht und schmeckt, wie freundlich der Herr ist.

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