Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

28AUG2024
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Sero te amavi: Spät habe ich dich geliebt. Klingt das nicht unglaublich romantisch? Sero te amavi. Dahinter steht eine ganze Lebensgeschichte. Sie beginnt in Mailand. Da lebt Augustinus, ein angesehener Professor für Redekunst.

Augustinus ist damals 31 Jahre alt. Heute ist man mit 31 noch ziemlich jung, aber damals, vor 1600 Jahren, war man da in der Blüte seiner Jahre. Und Augustinus hatte in seinem Leben auch schon ganz schön viele Stationen hinter sich. Geboren und aufgewachsen ist er im heutigen Algerien. Lange hat er nach einer geistigen Heimat gesucht. Deshalb hatte er sich einer Sekte angeschlossen. Doch dann musste er erkennen: Alles Lug und Trug. Nur Fassade, nichts dahinter. Also suchte er weiter und hat sich für Philosophie begeistert. Doch auch da ist er enttäuscht und merkt: Das sind alles großes Denkgebäude, aber es ist kein Leben drin. Augustinus bleibt unruhig und auf der Suche. Da trifft er seine große Liebe, und es ist um ihn geschehen. Es wird die Liebe seines Lebens. Sie inspiriert ihn, berauscht ihn, macht ihn glücklich. Er gibt andere Beziehungen auf und beginnt zu schreiben. Für die Liebe. Die wichtigsten Sätze sind kurz: Sero te amavi. Spät habe ich dich geliebt. Die große späte Liebe im Leben des Augustinus wird Gott.

Eine Liebe im Alter – wobei ich vermute, dass Gott das anders gesehen hat als Augustinus. Denn für Gott ist die Liebe zu seinen Menschen eine echte Sandkastenliebe. Von Anfang an kümmert sich Gott um Augustinus als sein geliebtes Kind – auch wenn die Liebe 31 Jahre lang unerwidert bleibt. Schon in der Bibel wird immer wieder betont: Gott ist unglaublich geduldig und respektiert die Wege, die ein Mensch in seinem Leben geht. Die geraden und die krummen. Bis dann endlich auch Augustinus dahinterkommt und sagt: Sero te amavi, spät habe ich dich geliebt. Kurz und knapp. Denn die wirklich wichtigen Dinge lassen sich ganz einfach und in wenigen Worten sagen.

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