SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

25AUG2024
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Im Urlaub bin ich einen Berg hinaufgestiegen, um eine abgelegene Kapelle zu besuchen. Dorthin führte ein Fußweg, Autos hatten keine Chance. Die Kapelle war schon von weitem zu sehen und fünfhundert Höhenmeter in langen Schleifen, na, dachte ich mir, das schaffst du. Es war ein heißer Tag und ich kam ganz gehörig ins Schwitzen. Und ehrlich gesagt habe ich auch etwas geflucht. Aber umkehren auf halben Weg und aufgeben wollte ich auch nicht. Also bin ich ein paar Mal zwischendurch stehengeblieben, habe mir den Schweiß abgewischt und mich etwas ausgeruht. Schließlich war ich oben und wurde mit einem herrlichen Ausblick in alle Richtungen belohnt – und mit der Kapelle. Ich öffnete in die Tür und trat ein.

Es war dunkel drinnen nach der gleißenden Sonne. Wenige, kleine Fenster, ein paar Bänke, ein Altar mit Stoffblumen – nichts Besonderes, absolut nichts Besonderes. Und trotzdem. Ich war berührt und ergriffen: Menschen haben sich die Mühe gemacht, hier oben auf dem Berg zu bauen. Sie haben nicht nur, wie ich, sich selbst, sondern auch die Baumaterialien bis hier hinauf transportiert. Sie haben eine Anlaufstelle geschaffen, um zu beten, um einen Moment stillzusitzen, um zu sich zu kommen. An einem Ort, der dem Himmel ein kleines Stückchen näher ist und der nicht einfach am Rand der üblichen Wege liegt. Man muss sich anstrengen, ihn zu erreichen – nicht zu sehr, aber man soll es merken.

Vielleicht ist es ja das, was Jesus meint, wenn er sagt: Wie schmal ist der Weg zum Leben! (Matthäus 7,14) Alles Wichtige bekommst du geschenkt, inklusive eines Platzes für dich und zum Beten. Aber schauen, wo du eigentlich hinwillst, wie es gehen soll mit deinem Leben, das musst du schon selbst. Und du solltest es dir dabei auch nicht zu einfach machen. Nicht, weil Gott will, dass du dich quälst. Sondern, damit du dich selbst spürst.

Weil außer mir keiner da war, habe ich noch ziemlich laut ein Lied gesungen. Und eine Kerze angezündet. Die ist für… Aber das bleibt in einer Kapelle, erst recht so einer abgelegenen, ein Geheimnis zwischen Gott, der Kerze und mir.

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