SWR Kultur Wort zum Tag

29AUG2024
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Eigentlich war Johannis-Tag doch schon am 24. Juni. Am Geburtstag von Johannes dem Täufer. Und da ist es ein vergleichsweise seltsamer zweiter Johannes-Gedenktag, den die Kirche heute vorschlägt: Der Tag, an dem Johannes der Täufer den Kopf verloren hat – also in echt, durch Enthauptung, wie die Bibel das erzählt…

In der Regel gedenkt die Kirche ihrer Heiligen tatsächlich eher am Jahrestag des Todes. Bei Menschen, die als Märtyrer gestorben sind, also ausdrücklich für den Glauben, an dem sie festhalten wollten, ist das ja auch der Grund, wieso sie als Heilige gelten: Sie haben ihren Glauben mit dem Leben bezahlt oder verteidigt. Sind sogar im Tod ihrem Freund Jesus ganz ähnlich geworden. Und andere Heilige sind gestorben und im Tod neu geboren worden in das neue Leben hinein, in ewiges Leben bei und mit Gott. Das muss gefeiert werden.

Beim Täufer Johannes kam noch ein anderer Grund hinzu: Der saß ja schon im Kerker, berichten die Evangelien, weil er den König kritisiert hatte – wg Ehebruch und zweiter Heirat mit der Frau seines Bruders. Nun war Herodes sowieso ein ziemlich schwacher König; im Amt gehalten von der römischen Kolonialmacht. Herodes ging es eigentlich nur um – Herodes selbst. Unsicher wie er war, soll er sogar den Häftling um Rat gefragt haben.

Mit seiner Kritik hatte Johannes vor allem die zweite Frau beleidigt – und bei erster Gelegenheit ließ die sich den Kopf des Enthaupteten auf dem Silbertablett präsentieren. Politik und persönliche gesellschaftliche Intrige beenden das Leben des letzten Propheten der Vor-Jesus-Zeit. Daran erinnert die Kirche heute.

Machtspiele können sehr grausam sein – immer und überall; und wenn Macht instrumentalisiert wird für persönliche Eitelkeiten und andere Interessen: das muss ein schlimmes Ende nehmen. Für die Bibel ist Johannes der Rufer in der Wüste; er geht unmittelbar vor dem Messias her und deutet die Botschaft schon an – wer zwei Hemden hat, soll eins abgeben für arme Leute; soll das Essen teilen mit Menschen, die nichts haben. Einfache Wahrheiten – aber die sind den Mächtigen eben oft unbequem. Da rollen dann schon mal Köpfe.

Die Wahrheit ist stärker – so notwendig es immer noch ist, dass wir sie gegen Macht und Lüge verteidigen…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40571
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