Die Bänke in den Kirchen werden immer leerer, die Kerzenständer immer voller. Schnell hat man sie entdeckt: die hellen Lichter, die unter einem Kreuz oder vor einer Marienfigur brennen. Es sind nicht in erster Linie die Gottesdienstbesucher, die hier eine Kerze anzünden. Oft sind es Touristen, die gekommen sind, um die Kunstschätze der Kirche zu bewundern. Oder Passanten, die der Hitze draußen entkommen und sich in der Ruhe und Kühle des Gotteshauses ein wenig erholen möchten.

Viele von ihnen stellen eine Kerze auf, bevor sie die Kirche wieder verlassen. Unabhängig davon, ob sie gläubig sind oder nicht. Es ist die Stille und die Magie des Augenblicks, die viele fasziniert. Die einen genießen einfach den Moment der Ruhe, andere verbinden mit dem Licht einen konkreten Wunsch oder einen Dank. Viele erinnern sich im Schein der Kerze an einen lieben Menschen, den man verloren hat.

Der Kirchenraum, das spüren die meisten, ist der richtige Ort dafür.

Im Christentum ist das Licht – wie auch in anderen Religionen – ein zentrales Motiv. Und die Kerzen spielen dabei eine besondere Rolle. Ob zur Taufe, zur Kommunion oder bei der Trauung: Kerzen gehören dazu. Und was wäre der Advent, Weihnachten oder Ostern ohne ihr warmes, helles Licht?

Aber auch Menschen, die nicht im Glauben zuhause sind, verstehen die tiefe Bedeutung der Kerzen sofort. Egal, ob es die Kerzen auf der Geburtstagstorte sind oder beim Candlelight-Dinner. Und wie ehrfürchtig schauten Millionen von Menschen zu, als mit den Fackeln das Olympische Feuer in Paris entzündet wurde!

Das Licht einer Kerze, so unscheinbar es sein mag, kann auch die tiefste Dunkelheit ein wenig aufhellen. Es strahlt auch in mein Leben hinein. Und dennoch habe ich es nicht in meiner Gewalt. Denn wollte ich die Flamme berühren, würde ich mir die Finger verbrennen.

Das alles mag mitschwingen, wenn so viele Menschen in unseren Kirchen Kerzen entzünden. Für mich ist es auf alle Fälle ein beeindruckendes Zeichen, gerade in einer oft doch eher dunklen Zeit.