SWR3 Gedanken

29AUG2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Mit Gott ist es, wie wenn der Papa mit zum Zahnarzt muss. Diese Erkenntnis hatte ich, als ich mit meinem Sohn mitten im Urlaub zum Zahnarzt musste. Aber von vorne. Familienurlaub in Schweden: Astrid Lindgren, Sandstrände - alles wunderbar, sogar das Wetter. Aber plötzlich wird die paradiesische Ordnung gestört. Tom hat eine dicke Backe und jammert. Zahnweh. Im Urlaub. Im Ausland. Na toll. Und ich weiß genau, dass Tom immer den Papa als Begleitpersonal aussucht, wenn´s zum Zahnarzt geht. Er hasst Zahnarztbesuche.

Ein bisschen Drama war schon dabei, bis wir zur Unzeit in einem fremden Land eine Zahnärztin aufgetrieben hatten. Aber eine nette! Sie winkt uns herein, macht ein paar Späße auf Englisch, die ich für Tom übersetze. Sie bläst einen Plastikhandschuh auf und gackert, weil es wie ein Huhn aussieht. Und dann bietet sie mir an, unter Tom auf dem Patientenstuhl zu liegen, um ihm Halt zu geben und ihn zu beruhigen. Und dort liege ich dann und bekomme hautnah mit, was da mit meinem Sohn passiert: Narkosegas, eine dicke Spritze, dann rüttelt eine große Zange in dem kleinen Mund herum. Ich beruhige Tom, halte ihn und streiche ihm über den Kopf, leide einfach nur mit. Und dann ist der entzündete Zahn endlich draußen.

Beim Rausgehen mischt sich in die Erleichterung auch Dankbarkeit. Und der Gedanke, dass es so vielleicht auch mit Gott und uns Menschen ist. Gott als der Vater oder die Mutter. Er kann die Katastrophen nicht verhindern und weiß genau, dass man da irgendwie durchmuss. Das einzige, das er kann ist: Mitleiden, Halt geben und immer hautnah dabei sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40506
weiterlesen...