SWR3 Gedanken

25AUG2024
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Eine wahnsinnig knifflige Frage hat die Referentin zu Beginn einer Fortbildung gestellt: „Wer bist du? Eine Minute Zeit, dann Sharing im Plenum.“ Zuerst hab ich gedacht: „Na ja, dafür brauch ich keine Minute.“ Aber kurz darauf war ich mir da nicht mehr so sicher.

Nach der Minute fängt Anja an: „Also, ich bin die Anja und 42 Jahre alt.“ Die Referentin: „Danke, aber ich habe nicht nach Name und Alter gefragt, sondern wer Sie sind.“ Dann ist Georg an der Reihe und sagt: „Ich bin Relilehrer an der Schillerschule.“ Die Referentin: „Ich wollte aber nicht Ihren Beruf wissen, sondern wer Sie sind.“ Daraufhin setzt nervöses Gemurmel ein, bevor sich die Referentin nochmal zu Wort meldet: „Ich lasse Ihnen nochmal fünf Minuten Zeit, um über die Frage nachzudenken. Aber bitte beachten: Mich interessiert nicht wessen Partner oder Eltern Sie sind und auch nicht ihre Hobbies, sondern ganz schlicht und einfach wer Sie sind.“

Es war eine sehr schwierige Aufgabe, und man konnte förmlich spüren, wie die Köpfe geraucht haben. Auf jeden Fall waren es sehr intensive fünf Minuten, in denen ich über meine Hoffnungen und Träume nachgedacht habe, aber auch von was ich überzeugt bin und was mich wirklich ausmacht.

Als die fünf Minuten um waren, hat die Referentin Namensschilder ausgeteilt und gesagt: „Die Runde schenken wir uns. Ich wollte nur zeigen, dass diese Frage nicht in einer Minute erledigt ist. Es ist eine lebenslange Aufgabe. Am besten, gleich ab heute anfangen zu überlegen: Wer bist du?“

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