SWR Kultur Wort zum Tag

12SEP2024
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Über Jahrhunderte hin war sie eine Größe, wie viele wurden auf ihren Namen getauft: Maria, die Mutter Jesu, besonders natürlich in katholischen Gegenden und Milieus. Das hat sich geändert: pompöse Mai-Andachten z.B., mit denen ich groß geworden bin, gibt es nur noch in ganz katholischen Regionen. Ein merkwürdiger Temperaturwechsel in der Marienverehrung.

Schon im Neuen Testament wird Maria eine besondere Stellung zugewiesen. Aber nicht wegen ihrer biologischen Bedeutung für die Ankunft Jesu, sondern wegen ihres Gottvertrauens. „Selig bist du, weil du geglaubt hast“. Von Anfang erscheint diese junge Frau – ihr genaues Alter kennen wir ja nicht – als wahrhaft gottempfänglich. Jahrhundertelang war das Bild von Mariä Verkündigung eines der beliebtesten in der westlichen Christenheit. In dieser wunderbaren Szene, wo der Engel eintritt und ihr die Schwangerschaft mit Jesus ankündigt, fanden sich viele Generationen wieder. In der Tat eine Urszene des Glaubens: sich derart tief von Gott angesprochen wissen und darauf so offen wie Maria reagieren - das macht den glaubenden Menschen fruchtbar. Genau wie Maria sich sagen und gesagt sein lassen: „Gegrüsst bist du, Maria, oder eben August oder Melanie, du bist voll der Gnade“; du bist erwünscht und gesegnet, du bist erwählt und hast Bedeutung. Und dann diese gewaltige Zusage: „der Herr ist mit dir“. Ja, wenn Gott wirklich mit uns ist, was kann uns dann noch passieren? Eine unglaubliche Rückenstärkung ist das, eine unglaubliche Herausforderung. Es war ja kein leichtes Leben für diese junge Mirjam: da bekommt sie einen Sohn, der dann in den Augen seiner Umwelt derart verhaltensauffällig wird; sie steht unter dem Kreuz, die Mutter Jesu, als Pieta und als seine treue Jüngerin. Und dann das „Freu dich, du Himmelskönigin, freu dich Maria, das Leid ist alles hin, Halleluja“.

Viele Marienlieder in ihrem Überschwang sind vielleicht schwer zu singen, Marias Lebens- und Glaubenssumme aber ist gewaltig. Ohne sie wäre Jesus nicht da. Ohne sie würde eine Urgestalt des Glaubens fehlen. Eine imponierende Frau. Früh schon wurde sie mit Recht als Erwählte gefeiert, man suchte ihre Fürsprache, nicht nur “ in der Stunde unseres Todes“, wie es im „Gegrüßet seist du Maria“ heißt. Das macht tiefen Sinn, denn sie ist eine von uns, von Gottes Gnaden, wie dann auch wir. Und einen besonderen Glückwunsch heute zum Namenstag allen, die Maria heißen.  

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