SWR Kultur Lied zum Sonntag

11AUG2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Hohe Berge – alles ist so viel größer als die kleine Welt, die mich normalerweise umgibt. Wenn ich unten im Tal zu den Gipfeln aufschaue, zieht mich eine Sehnsucht nach oben und zugleich erkenne ich, wie klein ich dagegen bin.

 

Lied:     Ich seh empor zu den Bergen,

voller Sehnsucht: Wo ist Hilfe?

Mein Beistand kommt von dem Einen.

Alle Welt ist in seiner Hand.

 

In unserem Lied zum Sonntag heute klingt der alte Psalm 121 an. Dieser Psalm trägt die Überschrift „Wallfahrtslied“. Ute Passarge und Andreas Lettau haben ihn als Lied neu gestaltet. Man kann sich die Szene gut vorstellen, wie da ein Pilger auf dem weiten und mühsamen Weg nach Jerusalem unterwegs ist. Vielleicht ist er erschöpft und fragt sich, ob sein Weg noch richtig ist. Und er scheint allein zu sein – mit sich und den mächtigen Bergen. Und mit der Frage: Wo ist Hilfe?

Da kommt eine andere Person ins Spiel. Sie gibt eine Antwort auf die bange Frage des Pilgers: Da ist jemand, der immer für dich sorgt. Ein ständiger Wegbegleiter.

 

Lied:     Er lässt deinen Fuß niemals wanken,

und der dich behütet, schläft nicht.

Er wird die Augen nie schließen,

er, der herrscht über Raum und Zeit.

 

Der Psalm ist wie ein Dialog gestaltet. Der Pilger schaut nach oben mit all seinem Fragen und seinem Sehnen. Dabei richtet er sich innerlich auf - zu Gott hin. Im Lied ist das wunderbar in der aufsteigenden Melodie ausgedrückt. In der Antwort hört er jedoch  nicht Gottes Stimme selbst. Der, der antwortet, spricht von Gott: „Er lässt deinen Fuß niemals wanken, er lässt dich niemals im Stich“. Ich höre darin den Zuspruch von all den Menschen, die Gott so erlebt haben. Das ist typisch für die alten Psalmen, dass sie solche  Erfahrungen verdichten. Wenn ich mit diesen alten Texten bete oder sie in Liedern zitiere, dann bete ich daher nicht allein, und schon das gibt mir Kraft und neue Zuversicht.

 

 

Lied:     Dein Gott bleibt bei dir wie ein Schatten,

und er lässt dich niemals im Stich.

Die Sonne soll dich nicht blenden

Und nicht stören der Mond bei Nacht.

 

Vielleicht ist das mit dem Beten so ähnlich, wie wenn man einen hohen Berg besteigt. Ganz oben kann man Gott begegnen. Das sind besondere Momente. Meistens sehe ich diese hohen Gipfel nur von weiter unten. Manchmal bin ich auch unsicher, ob meine Route noch stimmt. Ob es tatsächlich einen Weg gibt, der zu Gott führt. Da tut es gut, mit all den anderen verbunden zu sein, die auch zu ihm unterwegs sind.  

 

Lied:     Ich seh empor zu den Bergen,

voller Sehnsucht: Wo ist Hilfe?

Mein Beistand kommt von dem Einen.

Alle Welt ist in seiner Hand. 

 

Wenn ich bete, geht  es daher nicht um diese oder jene Worte, sondern dass ich mich innerlich auf den Weg mache. Und dabei lasse ich mir zusagen, dass Gott mich dabei behütet. Bei jedem Schritt. So wie im Lied von heute Morgen.

 

Lied:     behüte all deine Schritte

bis ans Tor seiner Ewigkeit.

 

Gesang: Sophie Malzo  Eigenproduktion (sophie.malzo@gmx.de)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40374
weiterlesen...