Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

02AUG2024
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Stellenkürzungen. Das gibt es auch in der Kirche. Und das Thema nimmt jetzt richtig Fahrt auf, auf allen Ebenen. In meiner Evangelischen Landeskirche in Württemberg fällt zum Beispiel in den nächsten sechs Jahren über ein Viertel aller Pfarrstellen weg. Weil das Geld weniger wird – und weil auch wir unter Fachkräftemangel leiden und es gar nicht mehr genügend Leute dafür gibt.

Viele Menschen in den Kirchengemeinden fragen sich: Wie kann meine Kirche dann überhaupt noch funktionieren? Ich kann das verstehen. Ich war selbst viele Jahre Gemeindepfarrer – und weiß deshalb gut, für wie viele Aufgaben ich verantwortlich war. Da gibt es die klassischen Dinge, von denen man oft was mitbekommt: Gottesdienste, Konfirmandenarbeit, Seelsorge. Aber es gibt noch viel mehr unsichtbare Arbeit, die im Hintergrund läuft: die Organisation von Veranstaltungen, Verwaltungsdinge, jede Menge Absprachen. Und – man hat als Pfarrer meistens die Letztverantwortung, hält also die Fäden in der Hand.

Vor allem in den letzten paar Jahren habe ich mich häufiger gefragt: Ist das überhaupt gut und richtig so? Also – dass in der Kirche alles Entscheidende über eine ganz bestimmte Berufsgruppe läuft? Die Kirche hat sich so entwickelt, ja. So hat sie lange Zeit auch funktioniert. Aber – es kann ja nicht nur darum gehen, zu funktionieren. Ein System am Laufen zu halten. Aus meiner Sicht sollte es auch Sinn ergeben, was wir als Kirche tun.

Kirche, das heißt für mich: Viele verschiedene Menschen bringen etwas ein. Und je mehr persönliche Begabungen zum Einsatz kommen, desto mehr kann Kirche bewirken. Also braucht es über die Pfarrerinnen und Pfarrer hinaus noch weitere Menschen, angestellt oder im Ehrenamt. Die gibt es ja auch schon längst in Kirchengemeinden. Im Gemeindebüro, im Festausschuss, im Kindergarten-Elternbeirat, auch in der Gemeindeleitung. Stecken da nicht noch viel mehr Möglichkeiten drin?

Deshalb glaube ich: Die aktuellen Pfarrstellenkürzungen werden herausfordernd. Auch schmerzhaft. Abschiede kosten Kraft. Aber zugleich entsteht die Chance, ehrlich zu überlegen: Wofür sind Pfarrerinnen und Pfarrer hilfreich? Und was geht mit anderen Menschen sogar besser? Wie sieht sinnvolle Teamarbeit in der Kirche aus?

Ich habe Lust, Kirche auf diese Weise neu zu denken. Und wenn Sie selbst Ideen dazu haben, melden Sie sich bitte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40364
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