SWR3 Gedanken

17JUL2024
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Letztes Jahr bin ich nochmal in dem Ort gewesen, in dem ich meine Kindheit verbracht habe. Zig Jahre war ich nicht mehr dort. Bin durch die Straßen und Gassen geschlendert, die ich jeden Tag auf dem Weg zur Schule gegangen bin. Vieles hat sich verändert. Anderes sieht noch genauso aus wie vor Jahrzehnten. Unzählige Erinnerungen verbinde ich damit. Und ja, auch so ein diffuses Gefühl von Heimat kam da wieder in mir hoch. Heimat, hab ich gedacht, könnte was mit Ankommen zu tun haben. Mit dem Gefühl, zu Hause zu sein. Aber ist das noch hier?

Der Regisseur Edgar Reitz hat sich in seinem Filmepos „Heimat“ damit beschäftigt. „Man sehnt sich vielleicht zurück“, hat er mal in einem Interview gesagt, „aber wehe, man tritt die Heimkehr an“. So ähnlich ging es mir dort auch. In Gedanken war ich zwar nochmal in meiner Jugend angekommen. Aber ich habe auch gespürt, hier gehöre ich nicht mehr hin. Erwachsen werden heißt schließlich, das Land seiner Kindheit hinter sich zu lassen. Aufzubrechen. Neues zu beginnen.

In der Bibel erzählen etliche Geschichten genau davon. Ob Abraham, Mose oder auch Jesus. Alle müssen erstmal die Heimat hinter sich lassen, um etwas bewirken zu können. Und wer weiß. Vielleicht gehört so ein diffuses Gefühl von Heimaltlosigkeit zum erwachsenen Leben ja auch einfach dazu. Weil Heimat immer neu entdeckt werden will. In meinem Glauben. In Menschen an meiner Seite. In mir selbst.

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