SWR3 Gedanken

15JUL2024
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Am Ende hat die Kraft wohl nicht mehr gereicht. Eine alte Dame aus unserer Straße ist vor einiger Zeit gestorben. Ihre große Leidenschaft: Ihr Schrebergarten. Jedes Jahr hat sie den bepflanzt, hat Unkraut gejätet und im Herbst dann Obst und Gemüse geerntet. Oft viele Stunden lang. Irgendwann aber ging das kaum mehr. Dann hat sie gejammert, wenn ich sie getroffen habe. Über den großen Garten, der ihr so viel Arbeit macht. Von ihm trennen aber konnte sie sich einfach nicht. Ihn in andere Hände geben? Undenkbar. Mir kam es so vor, als ob für sie die Zeit dafür noch nicht reif war.

Dass alles im Leben eine bestimmte Zeit hat, das weiß aber schon die Bibel. Eine Zeit zum Gebären und eine zum Sterben, heißt es da. Eine Zeit zum Suchen und zum Verlieren. Und eben auch eine Zeit zum Anfangen und eine zum Aufhören.

Zu spüren, wann etwas anfängt und wann es aufhört und den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen. Darum geht’s. Manchmal ist das gar nicht so leicht. Denn oft hat das ja mit Abschiednehmen zu tun. Damit, etwas loszulassen, das mir lange lieb und teuer gewesen ist. Es ist wohl eine große Kunst im Leben, den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen. Den Moment, an dem die Zeit ist, zu etwas Adieu zu sagen. Und so vielleicht auch wieder offen zu werden für etwas Anderes, Neues, das dann kommen will.

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