SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

14JUL2024
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Die Hängematte im Garten ist mein Lieblingsort. Denn von da kann ich den Himmel sehen. Es beruhigt mich, wenn ich dort liege und nach oben gucke. Das liegt nicht nur am sanften Schaukeln meiner Hängematte. Es tut mir auch gut, die Blickrichtung zu ändern.

Ich denke hier nicht mehr an meinen Schreibtisch und auch nicht an mein Handy; nicht an den klebrigen Boden in der Küche und auch nicht an das, was im Garten noch zu tun wäre. Ich lese hier keinen Newsticker und keine InstaPosts.

Stattdessen gucke ich nach oben und sehe zu, wie die Äste des Baumes in den Himmel wachsen. Mein Blick folgt den Wolken, ab und zu flattert ein Vogel durchs Bild.

Der Kopf wird frei, die Seele wird leichter. Der Himmel über mir ist so weit. Und da soll Gott sein. Das sagt man doch so: „Unser Vater im Himmel“. Und wenn er wirklich dort wäre – heißt das, er hat da eine entspannte Zeit, liegt in seiner Wolkenhängematte und lässt sich vom Wind schaukeln? Fern von all dem, was uns im Großen und Kleinen so beschäftigt, bedrückt und beängstigt? Das wär natürlich schön für ihn. Aber ich glaube, so ist es nicht.

Für mich hier auf der Erde bedeutet der Blick in den Himmel, zu wissen, dass es mehr gibt als mein Alltags-Klein-Klein. Der Himmel über mir ist derselbe wie der über meinen Freunden und meinen Feinden. Derselbe Himmel über denen, denen es gerade richtig gut geht und über denen, die Angst haben, wenn Flugzeuge kommen und Bomben werfen.

Derselbe Himmel über allem, was Menschen Gutes und Großzügiges tun und über dem, was kleinlich und selbstgerecht ist. Der Himmel ist so weit. Und was ich von hier aus sehe und weiß und kann ist winzig.

Und Gott - im Himmel? Er schaut auf mich. Und auf die anderen. Sieht all das. Weiß um all das. Das Kleine in meinem Alltag. Das Große, das mir zu viel ist. Und ich hoffe, dass er nicht beim Zuschauen bleibt. Ich hoffe, er hat Erbarmen mit all dem und segnet die, die er sieht.

Er schaut nach unten. Und sieht mich. Ich schaue nach oben. Und kann mal wieder von mir absehen. Denn da ist noch mehr. Unter diesem weiten Himmel.

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