SWR Kultur Wort zum Tag

16JUL2024
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Eine Papstaudienz für Kabarettisten – dazu hat Franziskus hundert international bekannte Comedians in die ehrwürdigen Räume des Vatikans eingeladen. Die deutsch-türkische Kabarettistin Meltem Kaptan hat die Einladung des Papstes im ersten Moment für einen Scherz gehalten. Aber als klar war: der Papst meint es wirklich ernst, da hat sie sofort zugesagt. Und alle andern auch. Der Kabarettist Torsten Sträter etwa, der sich so ein „once-in-a-lifetime-Erlebnis“ natürlich nicht entgehen lassen wollte.

Man könnte sich ja fragen: Hat der Papst keine anderen Sorgen? Was wollte er ausgerechnet von diesen schrägen Vögeln, die ja gerne mal die Kirche aufs Korn nehmen?

Franziskus hat den Comedians dafür gedankt, dass sie mit Humor und Ironie die Menschen zum Lachen bringen und dadurch Grenzen und Vorurteile überwinden. Der Papst betont auch, dass sie auf positive Weise Probleme ansprechen und damit Hoffnung geben. Das sei gerade in diesen Zeiten besonders wichtig und sogar ein Beitrag für eine friedlichere Welt.

Bei den hundert Comedians kam er damit gut an. Torsten Sträter war danach so beeindruckt, dass er gewitzelt hat: „ Also, ich setze mich gleich mal auf einen Espresso in die Ecke und überlege, ob ich wieder in die Kirche eintrete.» Wahrscheinlich hat er bei Franziskus gespürt, dass Glauben und Humor gut zusammen passen. Schließlich hat der Papst erzählt, dass er jeden Tag um Sinn für Humor betet, um die Dinge im rechten Geist anzugehen.

 

Humor als Frömmigkeitsübung. Für mich ergibt das Sinn. Denn Humor ist die Fähigkeit, dem Leben mit einer gewissen Distanz zu begegnen und nicht alles zu wichtig zu nehmen. Wer Humor hat, rechnet damit, dass nicht alles perfekt ist, weder die anderen und schon gar nicht, man selbst. Deswegen kann man sagen, dass Humor sogar eine ganz spezielle Form der Demut ist. Das lateinische Wort für Demut  lautet „humilitas“. Das klingt nicht zufällig so ähnlich wie Humor. In beiden Worten steckt das Wort „humus“, das heißt übersetzt „Erdboden“. Wer Humor hat, weiß, dass die Menschen nicht höhere geistige sonst sehr irdische Wesen sind. Nicht perfekt. Wer Humor hat, kann trotzdem lachen – und das hat eine ungeheuer befreiende Wirkung. Beim Lachen atmen wir besonders intensiv. Das Zwerchfell wird gelockert, und wie von selbst strömt frischer Atem in unseren Körper. Wer lacht, verbindet sich mit den Lebenskräften. Und das kann Hoffnung geben.

Der Papst hat am Ende seines Treffens mit den Comedians daher noch einmal betont, wie wichtig Humor und das Lachen für die Menschen sind. Und er hat seine Gäste gebeten:

„Helfen Sie uns, mit einem Lächeln die Realität mit ihren Widersprüchen zu erkennen und von einer besseren Welt zu träumen!" 

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