Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

09JUL2024
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Es grünt und blüht. Mittlerweile ist auch in Furtwangen im Schwarzwald der Sommer angekommen. Jeden Morgen weckt mich ein vielstimmiges Konzert aus Vogelkehlen.

Ein Paar Rotschwänzchen machen mir dabei eine besondere Freude. Jedes Jahr kommen sie wieder und suchen sich direkt unter dem Vordach vom Pfarrhaus einen Nistplatz.

Dort sind sie beschützt, sicher vor Unwetter und auch vor Katzen und anderen Tieren. Wenn ich ins Haus hinein oder hinaus gehe, verhalten sie sich ganz still und warten ab, bis ich wieder verschwunden bin. Es braucht schon eine Zeit, bis ich auch hinter der offenen Tür stehen kann und ganz still beobachte, was das Vogelpärchen so macht. Wenn ich den beiden so zuschaue, dann muss ich immer wieder an einen Psalm denken, der von Vögeln spricht, die ihr Nest im Haus Gottes haben. Es ist der Psalm 84 und dort heißt es: „Wie liebenswert ist deine Wohnung, Herr der Heerscharen. Auch der Sperling findet ein Haus und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen.“ In einem liebevollen Nest, zu Hause bei Gott – was für ein schönes Bild.

So wie die Vögel brauchen auch wir Menschen ein gutes und sicheres zu Hause. Wenn wir in unsere Welt hineinschauen und die Nachrichten hören, dann scheint aber alles gar nicht so sicher zu sein. Umso mehr sehnen wir uns dann nach Sicherheit. Manche fordern, doch endlich die Grenzen dicht zu machen und unliebsame Personen einfach auszuweisen – um sicherer und besser leben zu können. „Wir selbst sollen zuerst kommen“, lautet die Forderung. Aber die Parole „wir zuerst“, eint nicht wirklich, sondern spaltet eher, weil viele dabei auf der Strecke bleiben. Und so kann doch kein liebevolles Zuhause aussehen.

Unsere Welt ist näher zusammengerückt und was wir brauchen, das ist ein aufeinander zugehen und den Kontakt mit den anderen, damit wir auch wirklich zusammenwachsen. Das gibt Sicherheit! Denn Freunde können miteinander die Welt gestalten und sich gegenseitig behüten. Die Europameisterschaft, die ja gerade in Deutschland stattfindet, lässt uns das auch am Tag des ersten Halbfinales ganz praktisch erfahren. Feiern mit vielen Menschen aus vielen anderen Ländern. Und die sollen sich hier auch sicher und willkommen fühlen können, wie die Vögel im Nest unter meinem Pfarrhausdach.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40252
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