SWR Kultur Wort zum Tag

10JUL2024
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Gaia – so heißt eine spektakuläre Kunstinstallation des britischen Künstlers Luke Jerram. Es ist eine sieben Meter große, detailgetreue Abbildung unseres Planeten. Eine Kugel, die über den Betrachtern schwebt. Gefertigt nach Weltraumfotos der NASA. Benannt nach der griechischen Göttin Gaia.

Gaia verkörpert in der antiken Mythologie die Erde als Ganze. Sie steht für die Grundlage, den Mutterboden von allem, was lebt.

Wer die Kunstinstallation anschaut, so der Künstler, erlebt einen ähnlichen Effekt wie die Raumfahrer, als sie zum ersten Mal die Erde aus dem Weltall gesehen haben. Das, was man später als den „Overview-Effekt“ bezeichnet hat: ein Gefühl der Ehrfurcht und Ergriffenheit vor der unendlichen Weite des Alls, in dem die Erde nur ein kleiner blauer Punkt ist.

Und plötzlich wird klar, wie fein alles Leben aufeinander abgestimmt und miteinander verbunden ist. Wie schön, aber auch wie verletzlich der Planet Erde ist.

„Von da oben“, so hat es einer der Astronauten gesagt, „siehst du nur die natürlichen Grenzen, nicht die von den Menschen geschaffenen. Dies war eine der tiefsten, emotionalsten Erfahrungen, die ich jemals hatte.“

Ich denke, dieser Blick aus der Ferne, den die Kunstinstallation vermittelt, hilft auch zu sehen, wie destruktiv oft menschliches Verhalten in der Nähe ist. Ich denke an die Friedlosigkeit auf unserem Planeten. Die zahllosen Konflikte, Rivalitäten und Machtkämpfe.

Dabei könnte die Erkenntnis doch die sein: Wir sind Teil eines großen Ganzen. Von Mutter Erde, oder, wie Christen sagen würden, Teil der Schöpfung Gottes. Der Blick in die Tiefen des Universums zeigt, wie kostbar und zerbrechlich unsere Insel des Lebens im unendlichen Kosmos ist.

So dass ein neues Verantwortungsgefühl befördert wird: den zerbrechlichen und kostbaren Planeten zu hüten für künftige Generationen. Und bewohnbar zu erhalten.

Übrigens: die Ausstellung „Gaia“, die bereits durch viele Städte in Amerika, China und Europa getourt ist, wird vom 13. September bis 6. Oktober in der Karlsruher Stadtkirche zu sehen sein. Vielleicht haben Sie ja die Möglichkeit, sie dort anzuschauen.

 

Ausstellungshinweis unter: www.gaia-in-karlsruhe.de

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40234
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