SWR Kultur Wort zum Tag

08JUL2024
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Eins meiner Lieblingsbücher, die ich als Kind gelesen habe, waren die „Schönsten Sagen des Klassischen Altertums“ von Gustav Schwab. Besonders begeistert hat mich die Geschichte des Titanen Prometheus. Er war einer, der den Menschen besonders zugetan war.

Prometheus schenkt nämlich den Menschen das Feuer. Damit – so der Mythos – hat er die menschliche Zivilisation begründet.

Inzwischen müsste er diese Tat allerdings bitter bereuen. Meint der Philosoph Peter Sloterdijk in seinem jüngsten Buch „Die Reue des Prometheus“. Denn das Geschenk des Feuers habe sich als höchst ambivalent erwiesen.

Was zur Kultivierung der Welt hätte dienen sollen, habe der moderne Mensch zum exzessiven Abfackeln der unterirdischen Wälder eingesetzt. So seien die Menschen der Neuzeit zu Brandstiftern geworden: „Über ihren Feuerstellen“, so Sloterdijk, „ihren Motoren, ihren Hochöfen, ihren Kraftwerken, ihren Schlachtfeldern sammeln sich Rauchwolken, die alles andere als Gutes bedeuten“.

Mir wird bewusst, wie anders das biblische Konzept in der ökologischen Krise der Gegenwart lautet. Es steht gleich am Anfang der Bibel in der Schöpfungsgeschichte. Da übergibt Gott den Menschen den Garten der Schöpfung mit einem doppelten Auftrag. Nämlich: die gute Schöpfung – wie es wörtlich heißt – „zu bebauen und zu bewahren.“

Darin steckt beides: weiterzuentwickeln, was uns gegeben ist. Und die nicht erneuerbaren Schätze der Natur, wo immer möglich, zu schonen. Wenn ich versuche, das in konkretes Verhalten zu übersetzen, dann vielleicht so:

Ich lasse das Auto öfter mal stehen und gehe zu Fuß. Ich entdecke die Faszination der Nähe, statt das Reisen in die Ferne. Zum Einkaufen nehme ich ein Netz oder eine Tasche mit, statt Plastiktüten zu benutzen. Und wie wäre es beispielsweise, im Sommer, statt Wäschetrockner den Charme der Wäscheleine wiederzuentdecken?

Schließlich können nicht nur Menschen ihr Burn-out erleben. Auch die Schöpfung im Ganzen kann irgendwann ausgebrannt sein.

Die Figur des Prometheus erinnert mich daran. Und mehr noch der biblische Auftrag, die Schöpfung nicht nur zu bebauen. Sondern auch zu bewahren!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40232
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