SWR3 Gedanken

05JUL2024
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Vor vier Wochen ist Bill Anders gestorben. Falls Sie den Namen noch nie gehört haben – so ging es mir auch. Aber ich kannte dieses eine, atemberaubende Foto, das er uns hinterlassen hat. Als Bildschirmhintergrund hab ich es auf meinem PC. Anders war Astronaut der Apollo-8-Mission. 1968 hat er den Mond umkreist. Und als er damals aus dem Fenster seiner Raumkapsel schaute, sah er, wie hinter dem Horizont der Mondoberfläche strahlend blau die Erde erschien. Da hat er auf den Auslöser gedrückt. Sein Bild „Earthrise“, Erdaufgang, gehört heute zu den berühmtesten Fotos der Geschichte.

Inzwischen gibt es tausende solcher Weltraumbilder. In mir lösen sie ganz oft so was wie Ehrfurcht aus. Vor der gigantischen Größe der Schöpfung und ihres Schöpfers. Und weil sie mir klarmachen, wie unfassbar winzig und unbedeutend wir auf unserer kleinen blauen Kugel im Universum doch sind. Der Astronaut und gläubige Katholik Bill Anders hat Jahre später übrigens eingestanden, dass er angesichts der überwältigenden Eindrücke da draußen seinen Glauben völlig verloren habe. Er konnte einfach nicht mehr glauben, dass in diesem unfassbar gewaltigen Universum ein Gott sein soll, den es vor allem interessiert, ob er, Bill, auch immer ein guter Junge gewesen sei. So hat er mal gesagt.

An so einen kleinkariert-bürokratischen Aufpassergott glaube ich auch nicht mehr. Aber ich hoffe trotzdem weiter auf einen Gott, der diesen winzigen blauen Planeten im endlosen Universum gewollt hat. Und zwar mit allem, was es darauf gibt. Auch mit mir.

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