SWR3 Gedanken

01JUL2024
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Das Gespräch mit dem Mann am Telefon hat mich geärgert. Ich kannte den Anrufer gar nicht. Aber er hat mich gleich angeblafft. Mir vorgehalten, was alles falsch läuft. Bei euch, sagte er. Gemeint hat er damit nicht mich, sondern „die Kirche“. Als ob das irgendein Kleingartenverein wäre und ich der Vorsitzende. Irgendwann hab ich das Gespräch einfach beendet. Es führte zu nichts.

Ja, es gibt vieles, das ich mir auch anders wünschen würde. In der Politik, bei der Bahn und natürlich auch in meiner Kirche. Vieles dort kritisiere ich selbst deutlich. Aber nur rummotzen und undifferenziert gegen alles sein ist mir zu simpel. Kostet halt nichts, macht wenig Arbeit, aber todsicher miese Laune. Und – es ändert in der Regel nichts.

Mir ist dann klarer geworden, was mich an diesem Anruf so genervt hat. Dagegen sein geht ja in Ordnung. Aber der Klassiker „Da müsste man mal …“ führt halt selten weiter. Wenn mich was stört, sollte ich mich am besten selbst einbringen. Das geht in Bürgerinitiativen, in der Politik vor Ort und auch in der Kirche. Und am besten nicht pöbelnd und motzend, sondern mit frischen Ideen. Vielleicht stecke ich damit sogar andere an. Begeistert sein bewegt jedenfalls viel mehr als miese Laune. Und was ich ganz nebenbei auch noch lernen kann: Dass es auch andere Ansichten gibt als meine. Auch solche, die mir nicht passen. Die muss ich aushalten. Und dann eben Kompromisse finden, mit denen alle irgendwie leben können. Vermutlich würde manches dann auch besser laufen, im ganz Kleinen wie im Großen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40197
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