Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

02JUL2024
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Eine junge Frau. Sie ist jetzt im vierten Monat. Ihr Bauch wölbt sich schon leicht. Bald werden es alle sehen können im Dorf; ihre Familie lebt dort seit Generationen. Hundert Prozent glücklich ist sie nicht mit dieser ungeplanten Schwangerschaft. Sie braucht Zeit für sich, Zeit zum Nachdenken; hat sich dafür ein besonderes Projekt einfallen lassen: Einen Pilgerweg. Ungefähr 100 Kilometer will sie schaffen. Allein unterwegs sein, mit dem wachsenden Leben in ihrem Bauch. Erst am Ende des Weges will sie sich dann auch beraten lassen. Wie der Zufall es will, ist eine ältere Cousine von ihr gerade ebenfalls schwanger. Sie kennen sich kaum, aber mit ihr will sie reden und sich austauschen. Maria, so heißt die junge Frau, hat ihr Kind schließlich bekommen. Einen Jungen. Wieviel der Besuch bei ihrer Cousine Elisabeth zu dieser Entscheidung beigetragen hat, wird in der Bibel nicht überliefert. Wohl aber, dass die beiden Frauen sich auf Anhieb gut verstanden haben. Drei Monate hat Maria schließlich bei Elisabeth verbracht. Der 2. Juli erinnert in der Kirche an ihre erste Begegnung.

Wer ungeplant schwanger wird, ist auch heute oft in einer belastenden Situation. Hat Angst vor der Reaktion des Partners oder vor den Eltern, Angst, alledem, was mit einem Kind auf einen zukommt, nicht gewachsen zu sein. In den seltensten Fällen können Frauen sich wie Maria für längere Zeit einfach aus dem Alltag ausklinken. Ganz im Gegenteil tickt die Uhr, die zu einer Entscheidung drängt. Und nicht jede hat eine weibliche Komplizin. Gerade habe ich von der Möglichkeit einer vertraulichen Geburt gelesen. Da werden Frauen begleitet, die sich in einer schwierigen Lebenssituation dafür entscheiden, ihr Kind zu bekommen und es zur Adoption freizugeben. Früher gab es dafür nur die anonymen Babyklappen, aber unsere Gesellschaft hat anscheinend dazu gelernt und verstanden, welche Schwierigkeiten mit dieser Anonymität verbunden sind. Mütter, die sich für eine vertrauliche Geburt entscheiden, können ihrem Kind einen Namen geben. Für die meisten ist es wichtig, die Schwangerschaft vor ihrem Umfeld geheim zu halten, aber nicht, dass das Kind später nichts über seine Mutter erfährt. Denn das ist bei einer vertraulichen Geburt alles möglich. Schön, dass es dafür Schwangerschaftskomplizinnen gibt.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40187
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