Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

01JUL2024
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Wenn es losgeht, müssen wir loslassen. Zum Beispiel heute am Montag. Wir kommen nur aus dem Bett, aus dem Haus, aus dem Wochenende, wenn wir aufbrechen, losgehen und offen sind für das, was der Montag uns bringt. Dieses Loslassen, dieses Aufbrechen, das können wir ganz gut.  Routiniert und fast automatisch läuft das ab. Trotzdem kommt es da auf jede Kleinigkeit an.  Es ist nicht egal, wie wir starten in die neue Woche. Das Startprogramm hat seine Regeln und Rituale.  Dazu gehört auch, wie wir jetzt gleich auseinandergehen, wie wir uns verabschieden voneinander, wenn alle ihren Weg gehen, zur Schule, zur Arbeit, zu Besorgungen und Besuchen zu den Aufgaben, die auf uns warten.

Berührt hat mich da eine Bildergeschichte, die genau diesen Aufbruch am Morgen thematisiert. Auf dem ersten Bild sieht man einen Mann mit Aktentasche und Hut aus der Haustür gehen. Oben am Fenster winkt eine Frau. Das zweite Bild zeigt die Bushaltestelle. Schnellen Schrittes eilt der Mann darauf zu. Im nächsten Bild sieht man, was ihm durch den Kopf geht. Ihm fällt nämlich ein, dass er den Abschiedskuss vergessen hat. Das macht ihn so traurig, dass man ihn auf dem nächsten Bild wieder nachhause zurücklaufen sieht.  Vor der Haustür angekommen, klingelt er seine Frau herunter und gibt ihr den zuvor versäumten Kuss.  Danach sieht man ihn im Dauerlauf zu der Bushaltestelle rennen, wo er dem gerade wegfahrenden Bus nur noch hinterherwinken kann.

Und obwohl er nun wohl zu spät kommt, wo auch immer sein Arbeitsplatz ist, es ist egal. Er ist glücklich und pfeift auf den Bus und sich selbst ein Lied. Abschied am Morgen sollte für uns immer bewusst und herzlich sein. Und da ist jeder nicht gegebene Kuss einer zu viel, bzw. einer zu wenig. Man weiß nie, ob es vielleicht der Letzte ist. Darum sollte es unter uns jetzt liebevoll und bewusst losgehen.  Gott segnet so unseren Ausgang und Eingang.

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