Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

24JUN2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Johannes der Täufer war ein seltsamer Typ. Ich glaube ein ziemlicher Eigenbrötler. Jetzt mal ehrlich. Wenn jemand, wie es in der Bibel von ihm heißt, Kamelhaar um sich rumwickelt, von Honig lebt und in der Wüste wohnt… Ich glaube nicht, dass ich mit dem befreundet gewesen wäre.

Die katholische Kirche feiert heute seinen Geburtstag. Und obwohl mir vieles an diesem Johannes sehr fremd vorkommt, beeindruckt mich, wie er den Menschen damals von Gott erzählt hat. Wie er sich selber dabei gar nicht so wichtig genommen hat. Und er anderen Menschen geholfen hat. Ganz uneigennützig.  Viele Menschen sind damals zu ihm gekommen, weil sie unsicher waren. Was sie glauben sollten und wie sie leben sollten. Sie haben ihm zugehört und nicht wenige haben sich dann auch von ihm taufen lassen.

Wenn ich an Johannes denke, denke ich automatisch an viele Menschen, die mir meinen Glauben nahe gebraucht haben. Meine Oma zum Beispiel, für die der Glaube an Gott so selbstverständlich war. Beten und in den Gottesdienst gehen, dass war für sie kein „muss“, sondern war einfach Teil ihres Lebens.

Oder ich denke an Roland, ein befreundeter Priester, der mich lange begleitet hat. Bei dem ich gelernt habe, über meinen Glauben zu sprechen. Meine Empfindungen im Gebet in Worte zu bringen. Was mir anfangs gar nicht so leicht gefallen ist.

Auch heute noch gibt es Menschen, die so sind, wie dieser Johannes. Allerdings lebt keiner in der Wüste und es ist mir auch noch niemand begegnet, der Kamelhaar um sich herumgewickelt hatte. Aber, ich glaube, es sind genau diese Menschen, wie meine Oma oder Roland, die mir uneigennützig etwas beigebracht haben. Die mir geholfen haben, meinen Weg im Glauben und Leben zu finden. Meine Lehrer in der Schule, die ehrenamtlichen Gruppenleiter, als ich in der Jugendarbeit aktiv war, meine Dozenten an der Universität und die viele Menschen, die mich in der Kirchengemeinde begleitet haben.

Heute am Johannestag ist für mich eine gute Gelegenheit an diese Menschen zu denken. Deshalb habe ich mir vorgenommen, dem ein oder anderen heute eine Nachricht zu schreiben und „Danke“ zu sagen: "Danke, dass Du mein Johannes bist“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40152
weiterlesen...