Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

18JUN2024
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„Das pralle Leben“, das hat man früher bei mir zu Hause gesagt, wenn in einem Moment alles zusammengekommen ist. Egal, ob gut oder schlecht. Eben prall, fast schon zum Platzen voll.

Das pralle Leben im positiven Sinne - in einem Moment zu spüren – das kann erhebend sein. Für manche ein Kick, den sie suchen. Diese Momente sind wertvoll. Oft vereinen sie vieles, was mir wichtig ist.

Manchmal ist es dann kaum auszuhalten, wenn so viel Gutes, Schönes und Gemeinschaftliches zusammenkommt. Die Geburten meiner Kinder waren zum Beispiel solche Momente des prallen Lebens: alles Glück der Erde in einem Moment. Und gleichzeitig auch Hoffen und Bangen.  

Das „pralle Leben“ besteht eben aus vielem – aus Glück und Zuversicht – aber manchmal eben auch aus Überforderung, Angst und Trauer – so ist das Leben – so ist das „pralle Leben“.

Die Bundestagsabgeordnete Marie Agnes Strack-Zimmermann hat in einem Interview das pralle Leben in ihrem Alltag beschrieben. Nicht nur die vielen Bedrohungen und Anfeindungen, die hohe Arbeitsbelastung und Verantwortung, sondern auch die Situation der Familie gehören dazu. In den Berlin-Wochen kommt sie samstags nach Hause, wenn da dann Kinder warten, dann ist das das pralle Leben und das fragt nicht, ob man jetzt vielleicht lieber kurz ausruhen würde.

Das, was Strack-Zimmermann da beschreibt, gilt für Politikerinnen und Politiker wie für viele andere auch: die Herausforderungen des prallen Lebens, das einfach da ist.

Ich jedenfalls habe sofort verstanden, was sie meint. Der Wunsch zu Hause zu sein, bei und mit der Familie und gleichzeitig das Bedürfnis danach, in Ruhe für sich zu sein. Da ist das „pralle Leben“: Gemeinschaft, Glück und Zuversicht, das aber auch aus Erschöpfung, Bangen und Verzagen besteht.

In diesen Momenten des „prallen Lebens“ kann die Stimmung in die eine oder andere Richtung kippen. Manchmal hat man es nicht in der Hand. Mir hilft es dann zu beten, kurz alles was das „pralle Leben“ ausmacht vor Gott zu bringen – Gutes und Schlechtes - und sinngemäß zu sagen: „Mach du mal. Hilf mir beim Sortieren“.

Das reicht manchmal schon, um den Kopf ein bisschen klarer zu bekommen und sich dann wieder hineinzustürzen in das pralle Leben – komme was wolle.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40111
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