SWR Kultur Wort zum Tag

18JUN2024
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An meinem Spiegel klebt es – postkartengroß, in der rechten unteren Ecke ein QR-Code für weitere Informationen online. Groß gedruckt das bisschen Text: Frieden beginnt bei mir. Und die Internet-Adresse der Caritas. Weil: von der Caritas stammt der Aufkleber. „Frieden beginnt – bei mir“ ist das Jahres-Motto der Caritas bundesweit. Und natürlich will der katholische Verband damit klar machen: Caritas-Arbeit ist Arbeit für den Frieden – in unserer Gesellschaft und über die Grenzen des Landes hinaus. Ist ja eine wichtige Botschaft – gerade in diesen so unfriedlichen Zeiten.

Aber an meinem Spiegel klebt das, weil ich es auch für mich selbst brauche. Als Erinnerung, jedesmal, wenn mein Gesicht mir entgegenschaut: Frieden beginnt bei mir. Und zwar längst, bevor ich mich irgendwie engagiere für jemand anderes, für die Familie, für die Gemeinde, in der Politik. Damit Friede anfangen kann, jeden Tag wieder und jeden Tag ein bisschen mehr, sollte ich erst einmal Frieden haben mit mir selbst. Einverstanden sein, jedenfalls grundsätzlich; zuversichtlich für heute – weil ich auch heute hoffen darf, dass ich etwas Gutes erleben darf, dass jemand mir freundlich entgegenkommt und mir hilft. Oder natürlich auch, dass ich was Anständiges zustandebringen, jemand anderem helfe oder was Gutes sage…

Grundsätzlich einverstanden – was natürlich immer auch heißt: kann noch besser werden; kann mehr tun als bisher oder jedenfalls als gestern. Aber eben einverstanden und zuversichtlich. Weil ohne Frieden mit mir selbst und mit meiner eigenen Umgebung, fürchte ich, fängt auch um mich herum kein Friede an. Geschweige denn der Friede, zu dem Jesus im Evangelium einlädt. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde… Nur die Nächsten zu lieben, sagt er, nur Frieden in der nächsten Umgebung: wäre zu wenig. Lieben musst und kannst du weiter – sogar deinen Feind oder deine Feindin. Na gut – aber doch sicher nur, wenn auch das andere gilt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Weil Gott dich ja auch liebt.

Friede beginnt bei mir – wenn mein Spiegel mich anschaut, sagt er mir eben auch: Sei einverstanden mit dir selbst, gönne dich dir – auch heute wieder – und dann los, raus, am Frieden arbeiten! Gelegenheiten werden sich bieten, massenweise – auch heute.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40108
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