Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

12JUN2024
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„Du hast die Wahl!“ steht auf dem Plakat, an dem ich jeden Tag vorbeilaufe. Seit Wochen hat es dazu aufgerufen, bei den Kommunal- und Europawahlen abzustimmen.   

Jetzt sind die Wahlen vorbei. Klar habe ich meine Kreuzchen auf den Wahlzetteln gemacht, weil ich  mitbestimmen möchte, wie es in Europa und hier in meiner Stadt weitergeht. Was in Zukunft besonders wichtig ist. Bei uns in der Stadt geht es zum Beispiel um eine neue Bücherei, die so etwas wie ein Wohnzimmer für alle sein soll. Ein Ort, an den alle kommen können ohne Eintritt zu bezahlen, der Menschen zusammenbringt.

Meine Wahl kann hier in meiner Stadt etwas verändern, das finde ich gut! Natürlich ist das, was jetzt nach den Wahlen passiert, nicht exakt das, was ICH mir wünschen würde. So funktioniert Demokratie eben- man versucht, die Bedürfnisse und Interessen ganz unterschiedlicher Menschen zusammenzubekommen. Manchmal klappt das besser und manchmal weniger gut.

„Du hast die Wahl“ – das Plakat hängt immer noch da. Und es macht mich nachdenklich; denn: Mitbestimmen und mitgestalten, wie es in unserer Stadt und unserer Welt aussieht, das kann ich jederzeit - auch zwischen den Wahlen. Ich denke an die vielen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Ganz aktuell an die vielen Feuerwehrleute und ehrenamtlichen Helfer die während und nach dem Hochwasser im Einsatz sind. Und an die vielen Menschen, die in Vereinen und Gruppen das ganze Jahr über ihren Lebensort mitgestalten. Die Stadt wird dadurch erst so lebendig und vielfältig, wie sie ist.

Die Wahl haben hat etwas mit Freiheit und Verantwortung zu tun. Das ist mir auch im Glauben wichtig. „Zur Freiheit hat uns Gott befreit, zur Freiheit hat uns Gott berufen“ schreibt Paulus in der Bibel. Für mich bedeutet das: Gott hat uns Freiheit geschenkt, selbst zu entscheiden, selbst zu wählen, wie wir leben wollen. Diese Freiheit heißt auch Verantwortung übernehmen; für mich, für andere und die Welt. Denn natürlich haben wir nicht alle die gleichen Möglichkeiten. Wieviel Zeit und Care-Aufgaben ich habe, wieviel Geld ich habe, ob ich körperlich und seelisch gesund bin –  all das entscheidet auch darüber, wie ich mich einbringen kann. Umso wichtiger ist mir, dass ich Verantwortung übernehme, eben weil ich die Möglichkeit dazu habe.

Wie ich mich entscheide, was ich sage und wie ich mich verhalte macht einen Unterschied. Natürlich – vieles hängt auch von anderen ab. Aber innerhalb meiner Möglichkeiten, manchmal auch im Kleinen, habe ich die Wahl. Nicht nur an der Wahlurne, sondern jeden Tag.

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