SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

09JUN2024
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Sie sind schon besonders, diese sechs: Benedikt, Kyrill und Methodius, Katharina, Birgitta und Edith – drei Männer und drei Frauen, die als Schutzpatroninnen und Patrone für Europa ausgesucht wurden. Sie zeigen mir, worauf es in Europa auch heute noch ankommt.

Der älteste in der Runde ist Benedikt von Nursia. Ein Mönch, der im 6. Jahrhundert in Italien gelebt hat. Man könnte sagen, er hat das Klosterleben erfunden und dadurch die Wissenschaft und die Kultur in ganz Europa gefördert und geprägt. Und sein Motto „Ora et labora“, „bete und arbeite“ erinnert mich daran, mich nicht im Druck von „immer mehr“ und „immer besser“ zu verlieren, sondern auf eine gute Balance von Arbeit und Spiritualität zu achten.

Kyrill und Methodius haben im 9. Jahrhundert gelebt. Als Missionare waren sie im Osten Europas unterwegs. Doch sie haben den Slawen nicht einfach ihren Glauben übergestülpt. Sie hatten Respekt davor, wie vielfältig und verschieden die Kulturen sind. Und das ist auch heute, mehr als 1000 Jahre später, noch aktuell.

Nun zu den drei Frauen in der Runde.

Katharina von Siena war eine mutige Frau, die keine Skrupel gekannt hat, sich mit den Mächtigen ihrer Welt anzulegen. Mit einer Gruppe Gleichgesinnter ist sie im 14. Jahrhundert quer durch Europa unterwegs. Immer im Einsatz für den Frieden.

Und auch Birgitta von Schweden scheut sich nicht, selbst Königen und Päpsten ihre Meinung zu sagen. Als Diplomatin setzt sie sich für ein gutes Miteinander zwischen den Völkern ein. Und sie hatte den Wunsch, dass Männer und Frauen nicht konkurrieren, sondern sich ergänzen sollten. Weil es immer gut ist, wenn alle sich einbringen können.

Und last, but noch least: Edith Stein – zunächst Jüdin, dann Christin, die in Auschwitz umgebracht wurde. Sie hat sich uneingeschränkt für die Würde und Freiheit jedes Menschen eingesetzt. Auch das ist leider noch nicht überall in Europa eine Selbstverständlichkeit…

Benedikt, Kyrill und Methodius, Katharina, Birgitta und Edith – sie stehen für Menschenwürde, Frieden und Freiheit und dass wir respektieren, dass wir vielfältig und verschieden sind. Würden sie heute leben, wären sie wahrscheinlich wertvolle Beraterinnen und Berater für das Europaparlament in Straßburg. Auf jeden Fall aber würden sie sich für ein friedliches Europa engagieren und heute wählen gehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40058
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