SWR3 Gedanken

14JUN2024
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„Gott schuf den Menschen als Mann und Frau. Gott segnete sie und sprach zu ihnen, seid fruchtbar und mehret euch.“ So steht das am Anfang der Bibel oder so wurde es übersetzt.

Genauso richtig wäre es zu lesen: „Gott schuf die Menschen männlich und weiblich“. Alle Menschen haben männliche und weibliche Anteile in sich, mehr oder weniger. Für Menschen, die sich selbst nicht wiederfinden in der Polarität von Mann und Frau ist das hergebrachte Menschenbild eine Herausforderung. Eine Person in der Gemeinde erzählt, was das für sie bedeutet: Sie fühlt sich nicht gemeint, wenn es heißt: Gott hat die Menschen erschaffen als Mann und Frau und schon gar nicht von dem Satz: und segnete sie. Sie meint, sie gehört nicht dazu, zu Gottes guten Gedanken über die Welt und die Menschen.

Und da meine ich, beißt sich auf eigentümliche Weise die Katze in den Schwanz: Wenn Christen glauben, Gott hat alles gut geschaffen, dann ist es absurd zu denken: Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau fühlen, wären nicht von Gott erschaffen. Denn entweder hat Gott alles erschaffen und alles und alle gehören zu seiner guten Schöpfung oder alles ist Zufall und nichts gehört dazu. Ich glaube und vertraue darauf, dass Gott alle erschaffen hat. Mann und Frau und so viel mehr. So wie in Gott selbst männliches und weibliches und so viel mehr ist. Gott ist kein weißer alter Mann, der auf seiner Wolke thront, patriarchal daherkommt und alles regiert. Gott ist viel mehr und immer ganz anders als wir sie/ihn/they denken können. Heute ist der Internationale Tag der nichtbinären Menschen. Der Menschen, die sich nicht im Schema Mann-Frau wiederfinden. Ein wichtiger Tag, um mein Nachdenken über Gott und die Welt herauszufordern. Und um neu zuzugehen auf Menschen, die sich nicht gemeint fühlen, aber natürlich gemeint sind, wenn es heißt: Und Gott segnete sie.

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