Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

12JUN2024
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Ich bin passionierter Radfahrer. Wenn es geht schwinge ich mich auf den Sattel. Ich gehe mit dem Fahrrad einkaufen, fahre zum Bahnhof und unternehme Radtouren.

Zu verdanken habe ich das alles Karl von Drais. Von ihm stammt das erste Fahrrad. Obwohl sein Gefährt ziemlich weit weg ist von den E-Bikes und Drahteseln und Lastenrädern, die wir heute kennen. Das macht schon der Name deutlich. Karl von Drais nennt sein Fahrrad: Laufmaschine. Das besteht zwar auch aus zwei Rädern, die durch einen Rahmen verbunden sind. Und es besitzt Sattel und Lenker. Aber das wars dann auch schon. Pedale, Kette, Bremse oder Licht: Fehlanzeige. Angetrieben wird das Rad allein dadurch, dass man läuft. Nur eben im Sitzen. Heute vor über 200 Jahren, am 12. Juni 1817, unternimmt Drais seine erste Ausfahrt mit dem Ding. Der Erfinder kurvt rund um Mannheim und löst eine ungeahnte Begeisterung aus.

Die Erfindung der Laufmaschine fällt allerdings nicht vom Himmel. Sie hängt mit ganz irdischen Problemen zusammen. Anfang des 19. Jahrhunderts treiben Missernten die Kosten für Pferde in die Höhe. Das Problem: Pferdekutschen waren bis dahin das Nonplusultra für Transporte und Reisen aller Art. Und Hungersnöte zwingen Menschen dazu, auch Pferdefleisch zu essen. Womit jetzt Dinge und Menschen transportieren? Da kommt Drais mit seiner Laufmaschine gerade recht. Denn das Ding ist sogar schneller als jede übliche Postkutsche.

Das Fahrrad ist schon vor über 200 Jahren ein Kind der Krise. Drais antwortet mit seinem Gefährt auf die Nöte seiner Zeit. Heute scheint das ganz ähnlich zu sein: Das Fahrrad ist die modere Verkehrsalternative schlechthin. Was ich spannend finde: Am Fahrrad zeigt sich, wie Menschen mit einer Notsituation umgehen. Statt zu resignieren, suchen sie nach Auswegen. Und finden sie. Mir macht das Mut im Umgang mit heutigen Krisen

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