Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

11JUN2024
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Manchmal träume ich davon, dass mir die gute Fee aus den Märchen erscheint und ich drei Wünsche frei habe. Was würde ich mir nicht alles wünschen: Weltfrieden, langes Leben, Rückgang der weltweiten Temperaturen, lauter kluge Menschen, alle werden satt, müllfreie Meere, keine Sorgen. Oh, das waren schon viel mehr als drei Wünsche. Muss ich noch mal überlegen.

Der biblische König Salomo hat einen ganz ähnlichen Traum. Salomo ist gerade erst König geworden. Ganz schön viel Verantwortung für einen jungen Menschen. Da erscheint ihm Gott. Allerdings hat Salomo nur einen Wunsch frei. Doch der junge König hats drauf. Er bittet einfach nur um ein hörendes Herz (1 Könige 3,9). Seine Begründung: Damit er gut regieren und Gut und Böse unterscheiden kann.

Komisch, könnte man sagen, das Herz tut ja vieles. Schlagen, pochen, manchmal sogar vor Freude zerspringen. Aber Hören? Das hörende Herz, das ist Bildsprache. Da geht es darum, dass Menschen nicht nur auf den Kopf, den Verstand, die Vernunft setzen. Sondern auch auf ihr Zentrum. Ihr Herz. Da, wo sich in der Körpermitte Kopf und Hände und Füße kreuzen. Wo sozusagen alles vom Menschen zusammenkommt: Denken und Handeln, Überlegen und Losgehn, Umarmen und Zueinander kommen.

Ein hörendes Herz, das hilft, all das wahrzunehmen, was um einen herum passiert. All das zu erfassen, was in einem passiert. Das hörende Herz, es verbindet Außen und Innen. Verbindet die anderen und mich. Nicht von ungefähr wird das Herz in vielen Kultur auch als der Ort verstanden, der über Gut und Böse, Richtig und Falsch entscheidet. Auf das eigene Herz hören, das hilft dann: Zu verstehen, was zu tun ist – und was besser zu lassen ist. Deswegen steht das Herz als Bild so hoch im Kurs – bis heute.

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