Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

02MAI2024
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Wenn ich einen meiner Bienenstöcke öffne, begrüße ich zuerst die Bienen: „Hallo miteinander.“ Und: „Na, wie geht es euch heute?“ Dann warte ich einen Moment. Wie die Stimmung ist, merke ich an der Lautstärke der Bienen und daran, wie viele direkt auf mich zufliegen, wenn ich den Deckel geöffnet habe. Manchmal sind sie sehr aufgeregt. Dann warte ich ein Weilchen bis sie sich beruhigt haben.

Ich rede immer mit meinen Bienen. Ich erkläre ihnen, warum ich sie störe und was ich tue. Ein Freund von mir macht sich darüber lustig. Er hält es für eine Spinnerei.

Für mich ist es jedoch eine Frage der Haltung den Tieren gegenüber. Ich mag meine Bienen. Ich möchte, dass es ihnen gut geht. Klar, manchmal treiben sie mich auch in den Wahnsinn – gerade jetzt im Mai, wenn die Völker förmlich explodieren und sie dann wieder irgendwo als Schwarm im Baum sitzen.

Oft heißt es in Bezug auf Honigbienen: Neben Schwein und Rind ist die Honigbiene das drittwichtigste Nutztier. Mich schüttelt es immer etwas beim Wort „Nutztier“. Aber es stimmt natürlich auch, ich möchte Honig ernten. Allerdings nicht um jeden Preis. In meiner Imkerei gibt es jedes Jahr Völker, die auch mal ein Päuschen machen und sich nur mit sich selbst beschäftigen.

Für mich ist es vor allem ein Miteinander zwischen Biene und Mensch. Mich begeistert, wie Bienen die Welt sehen und wahrnehmen.

Und auch von meinem christlichen Glauben her, sehe ich mich nicht als Chefin der Bienen. Ich bin genauso von Gott geschaffen wie die Bienen und alle anderen Lebewesen auf diesem Planeten. Allerdings habe ich von Gott die Verantwortung erhalten, auf seine Schöpfung, aufzupassen (vgl. Gen 2, 15).

Konkret heißt das für die Bienen: Ich pflege sie und passe auf sie auf. Wenn ich Honig ernte, muss ich sie auch füttern. Wenn sie krank werden, kümmere ich mich darum, dass sie wieder gesund werden.

Vor einigen Tagen habe ich den Freund zu seinen eigenen Bienen begleitet. Ich habe zwei seiner Völker durchgeguckt und natürlich mit ihnen gesprochen. Als er beim dritten Volk den Deckel dann selbst abnimmt, höre ich ihn sagen: „Guten Tag die Damen.“ Ich muss schmunzeln.

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