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17SEP2024
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Stark, mutig, streitbar, selbstbewusst. Alles Worte, mit denen die heilige Hildegard beschrieben wird. Heute ist ihr Gedenktag. Und in ihrem Namen steckt schon sehr viel von dem, was sie ausgezeichnet hat. „Hilde“ bedeutet im Althochdeutschen „Kampf“. Und „gard“ kann mit „Schutz“ umschrieben werden. Das passt. Denn Hildegard von Bingen war eine Kämpferin. Und genau das hat sie zur Heiligen werden lassen. Gekämpft hat sie nicht mit Waffen oder Gewalt. Gekämpft hat sie mit ihrem Wissen, mit ihren Erfahrungen, mit vielen Worten und sicher auch Wortgefechten.

Sie lebte vor über 850 Jahren als Nonne in der Nähe von Bingen am Rhein. Als Frau der Kirche hat sie sich keineswegs brav und fromm in ihr Kloster zurückgezogen. Ganz im Gegenteil: Sie war Künstlerin und Wissenschaftlerin, Theologin und Ärztin, Schriftstellerin und eine mächtige Äbtissin. Gegenüber den geistlichen und weltlichen Mächtigen ihrer Zeit hat Hildegard kein Blatt vor den Mund genommen. Mit den Kirchenmännern, die das Sagen hatten, hat sie heftig gestritten, zum Beispiel um strenge Ordensregeln zu lockern. Auch hat sie für ein eigenes Kloster in der Nähe von Bingen gekämpft, in das Frauen aus allen Schichten eintreten konnten. Eine starke Frau!

So einen Mut und solche Stärke wünsche ich auch den Frauen und Männern, die in zwei Wochen in Rom zusammenkommen. Da findet eine weitere Versammlung der Weltsynode der katholischen Kirche statt. Papst Franziskus hat diese Synode einberufen. Kurz gesagt geht es um Wege, wie die Kirche auch im dritten Jahrtausend Gottes Botschaft an unsere Welt vermitteln kann.  Damit spürbar bleibt, dass Gottes Zuwendung alle Menschen begleitet.

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16SEP2024
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In diesem Sommer habe ich mir einen Füller gekauft. Und ich hoffe, dass ich mit dem Füller einfach wieder schöner und lesbarer schreibe. In den letzten Jahren ist meine Schrift immer krakeliger geworden. Und da dachte ich, ein Füller könnte mir helfen, dass sich das wieder ändert.

Ganz altmodisch mit der Hand zu schreiben, ist ja bis heute in der Schule wichtig. Buchstabe für Buchstabe wird geübt und genau in die Zeilen platziert. Und nach und nach entwickelt sich die ganz eigene Handschrift heraus. Graphologen können aus der Handschrift einiges ableiten. Neigung, Größe, Abstände und Druck verraten dem Fachmann einige Persönlichkeitsmerkmale. Ich kann das nicht. Ich weiß nur, die Handschrift ist so einzigartig wie der Mensch, zu dem sie gehört.

Mir ist das erst letztlich wieder bewusstgeworden. Als mir ein Stapel alter Briefe in die Hände gefallen ist. Noch bevor ich den jeweiligen Absender gesehen habe, wusste ich, von wem der Brief war. Ich kenne die Schrift meiner Mutter. Meines Mannes. Meiner Töchter. Die Schrift der früheren Schulfreundin. Und dann war da dieser Brief, den mir meine Familie vor vielen Jahren nach Frankreich während eines Schüleraustausches geschrieben hat. Auf dem Umschlag waren Wünsche an mich formuliert. Und die jeweiligen Handschriften haben mir verraten, wer mir was wünscht. Ich konnte die Sätze auch nach all den Jahren noch den Menschen zuordnen.

Für mich ist das ein Grund mehr, meine Handschrift zu pflegen. Zum Beispiel mit einem neuen Füller, um das, was meine Schrift so unverwechselbar macht, zu bewahren.

Aber auch sonst lohnt es sich, immer wieder mal zu überlegen, was macht mich einzigartig? Woran bin ich erkennbar? Was möchte ich auch davon zeigen und bewahren?

Vielleicht meine eigene Art, mit anderen in Kontakt zu kommen. Oder mit Schwierigkeiten umzugehen. Vielleicht ein besonderer Kleidungsstil. Oder der Humor, der gute Laune verbreitet. Was macht mich unverwechselbar? Und was Sie?

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14SEP2024
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Vor Kurzem ist Monika in Rente gegangen. Sie hat mir davon erzählt. Erst einmal ausschlafen. Keine Verpflichtungen. Den Alltag neu strukturieren. Und dann hat sie gesagt: „Und ich habe mir eine Karaokemaschine gekauft.“ Ich habe sie wohl sehr erstaunt angeguckt, denn sie hat gesagt: „Ich wollte schon immer mehr singen. Und wenn nicht jetzt, wann dann?“

Dietmar ist einundachtzig. Ich besuche ihn. Er erzählt, was er noch gerne alles machen will. Aber die Kräfte lassen nach. Und er sagt: „Ich würde mir gerne ein E-Bike kaufen, aber ich habe schon zwei Fahrräder. Aber dann könnte ich noch mal mehr Touren machen.“ Dieses Mal sage ich den Satz: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Dietmar hat sich ein E-Bike gekauft und ist jetzt viel unterwegs.

Lena arbeitet seit kurzem in einer Behinderteneinrichtung. Eigentlich hat sie mal Frisörin gelernt. Aber ihr neuer Beruf gefällt ihr total und sie sagt: „Das ist voll mein Ding. Das gibt mir so viel. Wenn ich das vorher gewusst hätte.“ Der Arbeitgeber hat ihr jetzt angeboten, noch eine Ausbildung als Heilerziehungspflegerin zu machen. Aber sie ist doch schon über Vierzig. Doch eigentlich: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Paulus hat einmal geschrieben: „Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“ ( 2Kor 6,2)

Sicherlich hat Paulus diesen Satz mit Blick auf Gottes Ewigkeit geschrieben. Aber ich finde darin auch ein Stück Himmelreich auf Erden. Wenn du nämlich hier und jetzt die Zeit findest, um dir etwas Gutes zu tun oder um Neues auszuprobieren oder um deinem Leben eine andere Richtung zu geben, dann bringt dir das heilvolle Tage. Wenn du diese Chance hast, dann ergreife sie. Denn: Wenn nicht jetzt, wann dann?

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13SEP2024
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Vor ein paar Wochen war ich in der Werkstatt eines Kunstdruckers. Er heißt Martin. Martin ist darauf spezialisiert, Bilder für Künstler zu drucken. Holzschnitt, Radierung, Mezzotinto, Linolschnitt. Das druckt er dann nach den Vorstellungen des Künstlers und der Künstlerin.

In Martins Werkstatt hängen an der Wand Bilder, die er gedruckt hat. Die habe ich mir angeschaut und plötzlich ist mein Blick gestolpert und hängen geblieben: Zwischen den Drucken, in drei Meter Höhe waren zwei Waschbecken aus Porzellan aufgehängt, hochkant, mit den Beckenöffnungen zueinander. Das war ganz  eindeutig nicht zum Händewaschen, sondern auch ein Kunstwerk.

Darauf habe ich Martin angesprochen. „Das ist das erste Kunstwerk, das ich mir gekauft habe“, hat Martin gesagt. „Hab` ich auf einer Kunstmesse entdeckt und wusste sofort, das muss ich haben. Ich hab` schon überlegt. Es hat ja schon ´was gekostet. Aber dann hab` ich gedacht: Du gibst ein paar bedruckte Papierscheine her und bekommst dafür eine ganze Welt und all die Ideen, die in dem Kunstwerk stecken.“

Darüber habe ich dann erst mal nachdenken müssen. Und mir ist ein Gleichnis von Jesus aus dem Matthäusevangelium eingefallen. „Das Himmelreich gleicht einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und da er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“ ( Mt 13,45f)

Und jetzt gehören für mich das Gleichnis von der Perle und die Waschbecken an der Wand in  Martins Druckwerkstatt zusammen. Und Martins Satz: „Du gibst eine paar bedruckte Scheine her und bekommst eine ganze Welt.“ Und ich frage mich: Was investiere ich für meine Perle? Und was gebe ich dafür, das Himmelreich zu finden?

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12SEP2024
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Johann ist erschüttert. Er geht mit offenen Augen durch seine Stadt. Und er sieht die Armut. Besonders die Kinder trifft es hart. Eigentlich ist Hamburg eine reiche Handelsstadt. Aber davon haben nicht alle was. Sechzig Prozent der Leute sind bitterarm.

Johann arbeitet mittlerweile als Lehrer. Er will besonders den Kindern helfen. Eine christliche Erziehung und eine Berufsausbildung für sie findet er wichtig.

Johann kennt wohlhabende Leute, die ebenfalls von der Not der Kinder schockiert sind. Mit ihrer Hilfe gelingt es ihm, Geld aufzutreiben. Vor den Toren der Stadt mietet er ein altes, reetgedecktes Bauernhaus. Man nennt es „Das Rauhe Haus“. Hier zieht er mit Schwester und Mutter ein. Sie nehmen zwölf Jungen aus ärmlichen Verhältnissen auf und geben ihnen im Rauhen Haus ein Zuhause. Sie werden unterrichtet, ausgebildet, erleben verlässliche Bindungen und Vertrauen. Und das Ganze funktioniert so gut, dass schon bald weitere Häuser gebaut werden, um noch mehr Kinder aufzunehmen.

Das ist lange her. Genau heute vor 191 Jahren, am 12. September 1833, wurde in Hamburg die sozialdiakonische Stiftung „Das Rauhe Haus“ gegründet. Heutzutage ist es ein großes Diakonieunternehmen. Aktuell werden über 1700 Menschen betreut. Kinder, Jugendliche, Menschen mit Behinderung, psychisch Erkrankte und Pflegebedürftige. Das alte Rauhe Haus ist eine Erfolgsgeschichte geworden. Sie zeigt: Mit Engagement wird aus einer guten Idee etwas Großes.

Jesus hat einmal gesagt: „Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und warf’s in seinen Garten; und es wuchs und wurde ein Baum, und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen.“ (Lk 13,19)

Deine gute Idee muss nicht gleich zum Himmelreich werden, aber sie kann eine ordentliche Portion für eine bessere Welt liefern. Also lass dich nicht entmutigen. Mach es wie Johann. Glaube daran.

 

 

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11SEP2024
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„Stolpersteine!“ Hinter mir höre ich jemanden rufen. Ich drehe mich um und sehe, wie ein kleines Mädchen seine Mutter zurückzieht. Vor einem Hauseingang hat sie Stolpersteine entdeckt. Gemeinsam beugen Mutter und Tochter sich über die Messingsteine im Boden. Und dann liest die Mutter ihrer circa sechsjährigen Tochter vor, was sie auf den Steinen lesen kann. Einen Moment noch bleiben sie stehen, dann gehen sie weiter, an mir vorüber. Und ich höre, wie sie überlegen: Wie alt waren die Menschen, als sie aus diesem Haus deportiert wurden? Und: Wie lange haben sie danach noch gelebt?

Beim Zuschauen habe ich mich ertappt gefühlt. Ich gehe dort oft an diesem Haus vorbei, aber wahrgenommen habe ich die Steine nicht. Unzählige Male muss ich schon über sie hinweggesehen haben. Ich habe mich gefragt: Warum eigentlich? Stolpersteine sollen ein Hingucker sein. Sie sollen auffallen und uns unterbrechen, uns innehalten lassen. Stolpersteine sollen uns zeigen: Hier haben Menschen gelebt, die von den Nationalsozialisten deportiert und vielfach auch ermordet wurden. Menschen wie Sie und ich. Die Lebensgeschichten dieser Menschen sollten wir nicht vergessen.

Ich denke, ich bin nicht die Einzige, die die Stolpersteine im Alltag oft nicht wahrnimmt. Viele Schicksale geraten in Vergessenheit. Ein Gedanke aus der Bibel tröstet mich: Gott hat die Namen aller Menschen in das Buch des Lebens geschrieben. Kein einziger Name geht verloren oder gerät in Vergessenheit. Gott weiß um jede und jeden Einzelnen. Damals wie heute.

Das Mädchen mit ihrer Mutter hat mich beeindruckt. Mit Nachdruck hat sie ihrer Mutter gezeigt: Hier sind Stolpersteine, hier müssen wir hinsehen. Anscheinend ist es der Mutter – oder auch den Lehrerinnen und Lehrern – gelungen, dem Mädchen gut zu erklären, was es mit den Stolpersteinen auf sich hat. Und wie wichtig sie sind. Ich habe mir vorgenommen: Ich will heute Ausschau halten, nach Stolpersteinen und Lebensgeschichten, die nicht nur bei Gott gut aufgehoben sein sollen. Denn auch ich kann sie erinnern und von ihnen erzählen. Heute. Und an jedem anderen Tag.

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10SEP2024
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Neulich habe ich einen Satz in der Bibel entdeckt, an den ich seitdem immer wieder denken muss. „So richtet nun euer Herz und euren Sinn darauf, den Herrn, euren Gott, zu suchen.“ Mir gefällt diese klare Aufforderung: Sucht Gott.

Dabei könnte man ja meinen: Christen sollten doch wissen, wo Gott ist. Und wo sie ihm begegnen können. In Kirchen zum Beispiel, oder auch zu Hause, wenn sie beten.
Ich glaube aber, das stimmt so nicht. Denn ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass ich nicht weiß, wo ich Gott begegnen kann. Wenn ich sonst das Gefühl hatte, mich Gott anvertrauen zu können, ging es einfach nicht mehr. Wo ich mich Gott sonst nahe wusste, war er für mich plötzlich unerreichbar. Manchmal traf mich das ganz unerwartet. Aber ich glaube: Diese Erfahrungen gehören zum Glauben dazu. Ich kann Gott weder festhalten noch bestimmen, wie ich ihn erlebe und ihm begegne. Mein Glaube ist durch diese Erfahrungen nicht der Gleiche geblieben. Er verändert sich mit mir und mit dem, was ich erlebe. Wie gut, wenn sich da auch die Wege ändern, wie ich Gott begegnen kann. Umso dankbarer bin ich heute für besondere Gottesmomente.

„So richtet nun euer Herz und euren Sinn darauf, den Herrn, euren Gott, zu suchen.“ Noch etwas gefällt mir an dieser Aufforderung: Um Gott zu suchen, braucht es offensichtlich Verschiedenes. Zum einen braucht es meine geschärften Sinne. Und: Es braucht auch mein Herz. Für die Menschen zur Zeit des Alten Testaments war das Herz der Ort, an dem sie den Verstand verortet haben. Um Gott zu suchen, braucht es also auch kluge Gedanken. Ich mag die Idee, über Gott viel nachdenken zu können. Für uns heute steht das Herz für das Gefühl. Liebe fühle ich im Herzen, aber auch Sehnsucht, Trauer oder Einsamkeit. Und ich meine: Auch die Gefühle brauche ich, um etwas von Gott zu erfahren. Denn Gott finde ich nicht allein mit klugen Gedanken und der Glaube ist mehr als eine Anleitung zum richtigen Handeln. Mein Glaube braucht Gefühle. Die der Nähe – und die der Ferne. Damit ich mich immer wieder neu auf die Suche mache nach Gott.

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09SEP2024
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Es gibt bestimmte Momente, da fühle ich mich frei. Beim Fahrradfahren zum Beispiel. Nicht, weil für mich als Radfahrerin keine Verkehrsregeln gelten und ich fahren kann, wie ich will. Mein Gefühl der Freiheit kommt woanders her.

Seit ich denken kann, fahre ich Fahrrad. Auch heute fahre ich zu fast allen Terminen mit dem Rad. Und später, wenn ich Feierabend habe, liebe ich es, noch eine Runde mit dem Fahrrad zu drehen. Ich trete in die Pedale. Der Wind weht mir durch die Haare. Und ich lasse hinter mir, was war. Räumlich nehme ich Abstand mit jedem gefahrenen Meter und auch innerlich gewinne ich Abstand. Was mich am Tag über beschäftigt hat, geht mir noch einmal durch den Kopf. Ich denke an das, was schön war und worüber ich mich gefreut habe. Oft merke ich dann, dass ich dafür dankbar bin. Ich denke auch an das, was weniger schön war. Ich mache meinem Unmut Luft und trete etwas kräftiger in die Pedale. Und mit der Anstrengung verfliegt, was mich vorher noch betrübt hat.

An vielen Abenden fahre ich am Rhein entlang oder über die Felder – da weitet sich mein Blick ganz von allein. Beim Fahrradfahren fällt von mir ab, was heute war. Und dann ist da Platz für neue Gedanken. Sie fliegen mir beim Fahrradfahren zu. Und ich komme dann heim mit neuen Ideen, auf die ich sonst nie gekommen wäre. Das Fahrradfahren befreit und beflügelt mich.

„Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ Betet ein Mensch in der Bibel zu Gott. Daran muss ich oft denken, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin. Denn so erlebe ich es auch. Gott hat mich mit weitem Raum beschenkt. Auf dem Fahrrad fühle ich mich frei und kann den weiten Raum vor mir erkunden. Die Weite und die Freiheit jagen mir keine Angst ein. Ich fühle mich nicht verloren oder einsam. Im Gegenteil: Ich weiß: Ich bin nicht allein. Gott hat meine Füße auf weiten Raum gestellt und ist mit mir auf allen meinen Wegen.

Ich wünsche Ihnen auch solche Freiheitsmomente – beim Fahrradfahren oder wo immer Gott Ihre Füße auf weiten Raum stellt.

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07SEP2024
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Heute ist ein berühmter Komponist in Mainz: John Rutter! Er kommt aus England und hat schon viele wunderbare geistliche Werke geschrieben. Sie waren zum Beispiel in London bei den königlichen Hochzeiten von Willam und Harry zu hören oder beim Thronjubiläum von Queen Elizabeth. Aber auch hier bei uns werden seine Stücke immer wieder aufgeführt, bei deutschen Chören sind sie richtig beliebt. Ich hab auch schon manches von ihm gesungen, zum Beispiel sein berühmtes Segenslied, „The Lord bless you and keep you“, „Der Herr segne und behüte dich“.

Heute wird John Rutter in Mainz einen Probentag leiten und abends das Abendlob im Dom dirigieren – leider ist der Dom schon seit Wochen restlos ausgebucht. Aber ich werde mir zur Feier dieses Besuches von John Rutter in Mainz wieder einmal Stücke von ihm auf CD oder im Internet anhören. Und ich werde auch an ihn denken, wenn ich dieses Wochenende mit anderen zusammen singe, bei der Chorprobe und im Gottesdienst. Denn dass die Menschen zusammen singen, ist John Rutter wichtig. Er hat einmal gesagt: „Das Singen im Chor hat einen besonderen Wert, weil es Menschen in Harmonie zusammenführt, in einer Zeit, in der es in der Politik so viele Dissonanzen gibt.“

Vielleicht ist das Singen mit anderen tatsächlich nicht nur gut für mein eigenes, persönliches Wohlbefinden – das weiß ich nämlich auf jeden Fall, mir tut Singen immer gut. Vielleicht ist das Singen mit anderen auch deswegen so wichtig, weil es unterschiedliche Menschen und Stimmen und Stimmungen zusammenführt. Gerade in einer Zeit, in der es oft schwerfällt, andere Meinungen und Stimmen anzuhören und zu ertragen. Beim Chorsingen wird klar: Es braucht ja gerade die unterschiedlichen, vielfältigen Stimmen, damit ein gemeinsamer großer Klang entsteht. Harmonie: Die stellt sich dann in der Musik ein und auch im Miteinander der Menschen.

Ich wünsche John Rutter und allen, die mit ihm heute singen oder ihm zuhören, solche wunderbaren Harmonie-Erfahrungen! Und überhaupt allen, die an diesem Wochenende Musik machen und Musik genießen, wo auch immer.

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06SEP2024
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„Jetzt sind wir wieder daheim!“ Mein Vater hat das früher immer gesagt, wenn wir aus dem Urlaub nachhause kamen und das Auto in unsere Einfahrt eingebogen ist. Wir waren erfüllt von wunderbaren Ferienerlebnissen, aber irgendwie auch froh, wieder zuhause zu sein. Und bis heute geht mir das durch den Kopf, wenn ich aus dem Urlaub nachhause komme. Im August zum Beispiel nach großartigen Wandertagen in den Bergen. „Jetzt bin ich wieder daheim!“ Es tut gut, in die eigenen vier Wände zurück zu kommen.

In dem Papierstapel aus meinem Briefkasten, den mir mein Nachbar auf den Tisch gelegt hatte, war ein Spendenaufruf von der UNO Flüchtlingshilfe, für die gebe ich immer mal wieder was. Und als ich diesen Spendenaufruf sah, ist mir

wieder klar geworden: Es ist gar nicht selbstverständlich, ein Zuhause zu haben, in das ich zurückkehren kann. So viele Menschen auf der Welt haben eben kein Dach über dem Kopf. Sogar bei uns in Deutschland leben Tausende auf der Straße. Und auf der ganzen Welt sind es 120 Millionen Menschen, die ihr Zuhause verlassen mussten und nicht wieder dorthin zurückkehren können. Weil dort Krieg und Gewalt herrschen, weil sie verfolgt wurden, weil Klimakrise und Umweltkatastrophen ihnen die Lebensgrundlagen entzogen haben. Oft haben die Menschen nur mitnehmen können, was sie am Leib tragen.

Gott sei Dank gibt es Organisationen wie die UNO Flüchtlingshilfe oder auch kirchliche Hilfswerke wie die Caritas oder Misereor, die für Menschen auf der Flucht da sind. Sie bauen Unterkünfte, in denen Geflüchtete Sicherheit und Schutz finden, sie verteilen Lebensmittel, Wasser, Medikamente, sie unterstützen die Menschen dabei, in anderen Ländern Fuß zu fassen. Sie geben den Menschen Würde zurück. Schon in der Bibel steht: „Gott liebt die Fremden und gibt ihnen Nahrung und Kleidung – auch ihr sollt die Fremden lieben, denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen.“ (Dtn 10,18-19)

Ich bin dankbar dafür, ein Zuhause zu haben, in das ich immer wieder zurückkehren darf. Und ich denke dabei auch an die Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten mussten und ihr Zuhause verloren haben.

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